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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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Gänge führten in verschiedene Bereiche der Etage. Es war ein Labyrinth, ein Albtraum aus glänzendem Metall. McKenna bog nach rechts, kroch ein paar Meter geradeaus, dann bog sie nach links ab. Jefferson folgte ihr.
    Plötzlich hörte er ein Geräusch ganz in der Nähe. Ein Quietschen wie von einer Gummisohle auf Metall. Er packte McKenna am Fußgelenk, und sie verharrte und sah zu ihm zurück. Jefferson ließ kurz sein Feuerzeug aufflammen und legte den Zeigefinger auf die Lippen.
    Das Quietschen kam von weiter vorn. Graues Licht drang durch Lüftungsgitter aus den Büros unter dem Schacht und ermöglichte es ihnen, ein Stück weit nach vorn zu sehen.
    »Was ist?«, flüsterte McKenna.
    »Ein Geräusch«, sagte Jefferson. »Weiter vorn.«
    Sie starrten durch den Schacht zur nächsten Verzweigung, ungefähr dreißig Meter voraus. Jefferson hielt den Atem an und legte das Ohr aufs Metall. Da war das Geräusch erneut. Irgendetwas bewegte sich parallel zu ihnen.
    Plötzlich erstarrte McKenna. Jefferson blickte auf.
    Vor ihnen war der schwarze Umriss des Dämons.
    Er bewegte sich senkrecht zu ihnen durch den Querschacht. Jefferson stellte erleichtert fest, dass er sie noch nicht entdeckt hatte.
    Der Dschinn verharrte für einen Augenblick im Schacht, ohne zu bemerken, dass sie ihn beobachteten. Doch er musste nur den Kopf drehen, und er würde sie sehen …
    McKenna und Jefferson beobachteten atemlos, bis die Kreatur sich wieder in Bewegung setzte. Dann war sie außer Sicht.
    Jefferson atmete erleichtert auf und zeigte in einen Schacht, der sich zur Rechten erstreckte, in die entgegengesetzte Richtung, die der Dämon eingeschlagen hatte. McKenna nickte und schob sich so leise voran, wie sie konnte. Ein Stück voraus bemerkte Jefferson eine Reihe von Gittern im Boden. Licht schimmerte hindurch. Die Gitter waren zu klein, um sich hindurchzuzwängen, doch als sie darüber hinwegkrochen, sah Jefferson einen großen Konferenztisch mit Stühlen unter sich.
    Er verharrte für einen Moment, spähte durch das Gitter und nahm den Raum in Augenschein, so gut es ging. Er war leer und verlassen.
    »Nichts.«
    McKenna setzte sich wieder in Bewegung. In unregelmäßigen Abständen hielten sie an, und Jefferson drückte ein Ohr an den Boden und lauschte, jedes Mal ohne Ergebnis. Der Schacht beschrieb eine Biegung um neunzig Grad, und sie mussten sich um die Ecke winden. Dann teilte der Gang sich abrupt: Ein Abzweig führte nach rechts, der andere nach links. McKenna zögerte; dann entschied sie sich für den rechten Abzweig.
    In Jefferson stieg der beängstigende Verdacht auf, dass sie sich im Kreis bewegten. Sein Nacken schmerzte von der Anstrengung. Wieder hielt er inne, um zu lauschen. Als sein Ohr diesmal das Metall berührte, hörte er ein hohes Kreischen, das vibrierend durch das Aluminium des Schachts lief. Es klang, als würden Messer über das Metall schaben.
    Jefferson zischte, um McKennas Aufmerksamkeit zu wecken. Sie verharrte und sah zu ihm zurück, während er wieder das Ohr aufs Metall presste und mit angehaltenem Atem lauschte. Da war das Geräusch erneut – ein Klicken, gefolgt vom Schaben eisenharter Nägel auf dem Aluminium des Schachtbodens. Es war der Dämon, der sich auf seinen messerscharfen Klauen vorwärts bewegte. Er gab nicht auf.
    Jefferson sah ängstlich nach hinten, aber da war nur ein langes Stück Lüftungsschacht.
    Wie lange würde es noch dauern, bis die Kreatur sie aufgespürt hatte?
    »Los, weiter«, sagte Jefferson. »Es muss einen Weg nach draußen geben, verdammt!«
    McKenna nickte. Sie krochen weitere fünfzig Meter durch Schächte, bevor Jefferson spürte, dass der Lufthauch stärker wurde. McKenna hatte es ebenfalls bemerkt. Sie kroch schneller durch den Schacht, der Quelle des Luftzugs entgegen. Dort musste eine Öffnung sein. Der Luftzug wurde immer stärker, je weiter sie kamen.
    Doch Jefferson bemerkte noch etwas: Das kratzende Geräusch scharfer Klauen auf Metall wurde rasch lauter. Inzwischen war es zu hören, ohne dass er das Ohr auf den Boden presste.
    Er drehte den Kopf nach hinten und sah den Schacht entlang.
    Der Dschinn war hinter ihnen.
    Die Kreatur war grau und besaß einen Stierkopf, der nach hinten merkwürdig verlängert war. Im Maul saßen spitze Raubtierzähne, und die Augen leuchteten rot. Das Wesen stieß ein Zischen aus wie eine riesige Schlange. Es war noch vierzig Meter hinter ihnen und zog sich behände durch den Schacht.
    »Vor uns ist irgendwas«, sagte McKenna

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