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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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nächtlichen Brise, und in einem der Äste hatte sich gelb-schwarzes Absperrband verfangen. Der Nieselregen hatte aufgehört, doch alles glänzte nass.
    Das Licht im Wintergarten brannte immer noch. Während Jefferson hinsah, bewegte sich hinter dem Fenster eine einzelne Gestalt. Langsam zog Jefferson seine Beretta aus dem Schulterhalfter und schlich näher heran. Die Silhouette bewegte sich erneut durchs Licht. Wer immer es war, ging leicht vorgebeugt und war nicht besonders groß. Es war eindeutig weder Brogan noch Vincent, sondern jemand anderes. Die Tür stand halb offen. Jefferson stieß sie mit den Fingerspitzen weiter auf, bevor er in den kleinen Raum schlüpfte und verharrte.
    Von dort, wo er stand, konnte er den Schreibtisch und einige der großen Palmen in ihren Kübeln sehen. Der Wintergarten erinnerte irgendwie an ein Trophäenzimmer. Jagdfotos in Schwarzweiß hingen an den Wänden. In Schränken reihten sich Gewehre, und auf Regalen standen Hemingway-Romane. Links bewegte sich jemand leise im Schatten der Tür. Jefferson schob sich ein Stück weiter ins Zimmer und erkannte den Panamaer, Lyermans Pfleger. Er kniete über einem kleinen Loch im Boden. Ein Teil des Holzparketts lag daneben auf dem Teppich. Der Panamaer hob irgendetwas aus dem Loch, das aussah wie eine Zigarrenschachtel, und legte es vorsichtig neben sich auf den Rand des großen Schreibtisches.
    Jefferson schlich sich von hinten mit gezückter Waffe heran und hüstelte.
    Der Panamaer wirbelte herum und sprang auf. Er starrte Jefferson an; dann wanderte sein Blick hinunter auf die Pistole.
    »Hallo«, sagte Jefferson. »Wie geht’s denn so?«
    Der Panamaer nickte stumm. Es war eine beinahe unmerkliche Kopfbewegung.
    »Muss eine anstrengende Nacht für Sie sein«, sagte Jefferson. »Nachdem Sie erst vor einer halben Stunde arbeitslos geworden sind. Tut mir Leid, die Sache mit Ihrem Boss.«
    »Legen Sie die Waffe weg«, sagte der Panamaer.
    »Ich denke nicht daran. Aber ich möchte Sie bitten, ein paar Schritte vom Schreibtisch zurückzutreten … und dem, was Sie drauf gelegt haben.«
    Der Panamaer sah auf die Schachtel, dann wieder zu Jefferson. Er schüttelte den Kopf.
    »Offensichtlich sehen Sie nicht den Unterschied zwischen Ihnen und mir. Ich halte eine Waffe in der Hand, Sie nicht. Das bedeutet, dass Sie tun werden, was ich Ihnen sage. Und jetzt treten Sie vom Tisch zurück.«
    Ohne den Blick von Jefferson zu nehmen, rückte der Panamaer zwei, drei Meter seitwärts vom Tisch weg wie eine Krabbe. Der Bursche hatte die Augen eines Killers; sie erinnerten Jefferson an die starre, leere Linse einer Kamera. Diese Augen machten ihn nervös.
    Er ging zum Schreibtisch und klappte den Deckel der Schachtel auf. Darin lagen sorgfältig aufgereiht sechs Pfeilspitzen aus schwerem, dunklem Metall mit gezackten Schneiden, die in einer Spitze zusammenliefen. Am Ende befanden sich runde Aufnahmen für Schäfte.
    Es waren die Waffen aus der alten Handschrift, daran bestand kein Zweifel.
    Hinter Jefferson, auf dem Dach, ertönte plötzlich das helle Klingeln des Aufzugs. Jefferson war für einen Augenblick abgelenkt und drehte den Kopf in Richtung des Geräusches. Licht flutete aus dem Aufzug auf das im Dunkeln liegende Dach. Jemand war nach oben gekommen.
    Ein leises Rascheln im Wintergarten veranlasste Jefferson, den Kopf zu wenden. Der Panamaer hatte die Ablenkung genutzt, um durch die Hintertür zu flüchten.
    »Verdammt!«, fluchte Jefferson und starrte ihm einen Augenblick lang hinterher. Dann wandte er sich wieder dem Aufzug zu. Hastig streckte er die Hand nach der Schreibtischlampe aus und löschte das Licht. Der Wintergarten versank im Dunkeln. Dann nahm er die Schachtel mit den Pfeilspitzen und ging hinter dem Schreibtisch in Deckung, von wo er die Dachfläche im Auge behalten konnte, ohne selbst gesehen zu werden.
    Zwei Gestalten waren aus dem Lift getreten. Für eine Sekunde waren sie im Licht der Innenbeleuchtung zu sehen, und ihre Schatten fielen hinaus auf den dunklen Pfad. Sie bewegten die Arme, während sie sich angeregt unterhielten. Dann kamen sie unter den Bäumen hervor und traten ins Mondlicht. Zum ersten Mal sah Jefferson ihre Gesichter.
    Brogan und Vincent.
    Was tun die zwei hier oben? Jefferson wollte sich schon aufrichten und sich zu erkennen geben, verharrte dann aber. Sowohl Vincent als auch Brogan waren auf der Insel gewesen. Einer von beiden musste Sidina sein; es gab keine andere Möglichkeit …
    Langsam duckte Jefferson

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