Dämon
schlitterte ein Stück weit zurück.
»Mein Gott«, stieß McKenna hervor und starrte ängstlich auf die Tür.
Jefferson mühte sich auf die Beine und ging unsicher durchs Zimmer. Beim Kühlschrank blieb er stehen, stützte sich auf und blickte sich um. Es gab keinen weiteren Ausgang mehr. Keine Fluchtmöglichkeit. Nur die Fenster über der Spüle.
Wieder ein Krachen. Die massive Doppeltür erzitterte im Rahmen. Die Riegel hielten, doch Jefferson sah, dass sich das Metall bereits verbog. Ein lautes Splittern. Holzspäne lösten sich aus dem Rahmen. Draußen gellte ein wütender Schrei, gefolgt von einem weiteren wuchtigen Anprall an die Tür.
»Es gibt keinen Ausweg«, sagte Jefferson.
»Überprüf die Fenster! Vielleicht können wir sie öffnen.«
»Und dann? Rausklettern? Wir sind einundvierzig Stockwerke über dem Boden.«
»Ich weiß es nicht. Ich springe vielleicht lieber aus dem Fenster, als auf das zu warten, was da draußen auf uns lauert.«
Ein Türflügel löste sich nach und nach unter dem unablässigen, wuchtigen Ansturm. Ein Riss bildete sich im Holz, der vom oberen Rand bis zur halben Höhe reichte. McKenna sah sich hektisch in der Küche um, riss Schränke und Schubladen auf und schleuderte den Inhalt achtlos auf den Boden. Töpfe und Pfannen klapperten über die weißen Fliesen und bildeten ein wildes Durcheinander aus glänzendem Metall. Jefferson fühlte sich besser. Der Schwächeanfall verebbte allmählich, und seine Benommenheit schwand. Zumindest konnte er wieder gehen und sich halbwegs zur Wehr setzen, sobald der Dschinn die Tür durchbrochen hatte. Die ganze Zeit war er hinter ihm her gewesen, ohne ihn bisher ein einziges Mal richtig zu Gesicht zu bekommen.
McKenna stand bei den Schubladen mit dem Silberbesteck und warf Messer und Gabeln achtlos zu Boden. Jefferson ging zu ihr und half ihr bei der Suche nach etwas Nützlichem. Unmittelbar links neben dem Spülbecken war eine kleine Schranktür. Jefferson öffnete sie und starrte in einen leeren kleinen Speiseaufzug.
»McKenna, sieh mal!«
»Was ist denn?«
»Der Speiseaufzug«, sagte Jefferson. »Wir können ihn benutzen.«
McKenna nickte. »Kein Widerspruch von meiner Seite.«
Sie kletterte auf die Arbeitsplatte und schob sich in den kleinen Lift, indem sie die Knie bis ans Kinn zog. Das schwarze Abendkleid rutschte ihr bis zu den Oberschenkeln. Jefferson kletterte hinter ihr her und schob sich neben sie in die winzige Kabine. Sie saßen dicht an dicht, mit den Knien am Leib, doch sie passten hinein. Draußen vor der Tür befanden sich zwei große Knöpfe an der Wand, die den Speiseaufzug steuerten. Jefferson drückte auf den oberen der beiden Knöpfe.
Im gleichen Augenblick ging ein Ruck durch die Kabine, und der Aufzug setzte sich in Bewegung. Jefferson spürte, dass er am ganzen Leib zitterte. Er warf einen letzten Blick in die Küche, bevor sie unter ihnen verschwand. Die dicken Holzpaneele der Tür splitterten immer mehr, und das Hämmern und Krachen draußen auf dem Gang hörte sich an wie die schweren Äxte von Feuerwehrleuten.
Dann saßen sie im Dunkeln.
Jefferson hörte den Motor des kleinen Aufzugs unter ihrem Gewicht ächzen. Er fragte sich, wie alt der Mechanismus war und stellte sich vor, wie das Seil riss und sie vierzig Stockwerke in die Tiefe stürzten. Neben sich spürte er McKenna in der Dunkelheit zittern.
»Was glaubst du, wo wir rauskommen?«, fragte sie.
»Keine Ahnung. Wenigstens sind wir aus der Küche entkommen.«
Er kramte in der Tasche und zog ein Zippo-Feuerzeug hervor. Er schlug die Flamme an, und flackernde Helligkeit erfüllte die winzige Kammer. Auf der offenen Seite glitt die nackte Wand vorüber. Auf jeder Etage erschien eine Öffnung in der Wand, metergroße Ventilationsschächte, die sich durch das gesamte Gebäude zogen.
Die Flamme flackerte heftig in Jeffersons Hand und warf unregelmäßige Schatten auf die Wände. Es war wie in einem Backofen. Unter ihnen war alles still. Jefferson war nicht sicher, ob der Dämon bereits in die Küche vorgedrungen war oder ob er aufgegeben und sich ins Apartment zurückgezogen hatte. Doch wo er auch war, sie mussten an ihm vorüber, wollten sie das Lyerman Building verlassen.
Brogan war auf dem Dach, genau wie Lyerman – und wenn Lyerman dort oben war, gilt das wahrscheinlich auch für seinen panamaischen Pfleger. Irgendetwas hat Lyerman umgebracht und im Rollstuhl über den Dachrand geworfen. Purer Zufall, dass er auf dem Aufzug gelandet ist. Aber
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