Dämon
gesagt, dass Sie das U-Boot mit drauf haben wollen.«
Devereaux ignorierte den Kommentar und blickte durch den offenen Hangar des U-Boots nach draußen auf die weite Fläche des Pazifischen Ozeans. Zwei Tage zuvor hatten sie die Insel Bougainville passiert, eines der Schlachtfelder des Zweiten Weltkriegs. Der Hangar des Unterseebootes ragte aus dem Heck des Forschungsschiffs und befand sich fast auf Meereshöhe. Das Schiff rollte durch eine hohe Dünung, warmes Meerwasser spritzte durch die Rolltore über den Hangarboden und machte die grüne Farbe des Anstrichs nass und rutschig.
Devereaux beobachtete, wie das Wasser um seine Stiefel spülte, bevor es langsam ins Meer zurückfloss. Anfangs hatte der Gedanke ihn nervös gemacht, dass Wasser ins Schiff kam, doch nach zwei Wochen an Bord hatte er sich daran gewöhnt. Inzwischen genoss er das Gefühl, trocken zu sein, während er praktisch mitten im Ozean stand. Hinter ihm standen die beiden amerikanischen U-Boot-Fahrer Randy Rutherford und Nat Rink übers Unterseeboot gebeugt und lockerten die Gelenke der beiden Joystick-kontrollierten mechanischen Greifarme. Die Kamera des französischen Filmemachers stand auf einem Stativ in der Ecke des Hangars und schwenkte langsam über die träge rollende See, bis sie auf dem hellgelb angestrichenen, torpedoförmigen Unterseeboot und den beiden Fahrern verharrte.
Das U-Boot mit dem Spitznamen Sea Horse war von IFREMER konstruiert worden, dem französischen Institut für die Erforschung und Erkundung des Meeres, und hatte 22 Millionen Dollar gekostet. Es war eines von nur einem Dutzend U-Booten weltweit, die tiefer als zwanzigtausend Fuß tauchen konnten. Die Expedition wurde vom Joseph-Lyerman-Institut finanziert, dessen Vorsitzender, der amerikanische Finanzmagnat Joseph Lyerman, sich vehement gegen die Anwesenheit von Pierre und seiner Crew gewehrt hatte. Das IFREMER hatte jedoch darauf bestanden – als Bedingung für die Benutzung der Sea Horse im Verlauf der Operation. Die spätere IMAX -Produktion würde genügend Geld einspielen, um die nächsten paar Jahre unabhängig von der strengen Kontrolle des Lyerman-Instituts zu operieren.
Die Sea Horse war eine zweieinhalb Meter durchmessende Kugel aus zehn Zentimeter dickem Titan und bot in ihrem Innenraum drei Personen Platz. Die zwei Fahrer, beides Amerikaner, beendeten ihre Arbeiten an den Waldo-Armen des Gefährts und traten vor die Eingangsluke, die sich auf der linken Seite befand. Beide trugen auf Pierres Wunsch dunkelblaue, einteilige, thermisch geregelte Overalls, weil sie fotogen waren.
Hinter der Sea Lion und unter der Oberfläche des warmen pazifischen Wassers hing an einem Schleppseil das torpedoförmige MR 1, ein Sonargerät, das dazu diente, den Meeresboden unter der Sea Lion zu kartografieren. Das Gerät sandte Schallsignale zum Meeresboden und zeichnete die reflektierten Wellen auf.
Sie schleppten das MR -1 nun eine volle Woche hinter sich her, während die Sea Lion in einem Suchmuster den Ozean abfuhr, das jeden Quadratmeter eines zehn mal elf Seemeilen großen Rechtecks umfasste.
Es war eine technisch höchst anspruchsvolle Operation, was Devereaux nur recht war, verlieh es dem geplanten Film doch das Flair eines modernen Jacques-Cousteau-Remakes. Cousteau ohne die ausgewaschenen Farben der späten Siebzigerjahre. Pierre hatte ursprünglich gehofft, eine Art Abenteuerfilm zu drehen, der auf dem Meer spielte: Die Menschheit beim Betreten der letzten großen unerforschten Region der Erde – irgendetwas in dieser Art –, doch zu seinem Missfallen (und dem des IFREMER ) gab es ein kleines Hindernis: Sie hatten bisher nicht das Geringste gefunden. Die Sea Horse hatte noch keine einzige Gelegenheit gehabt, tiefer als dreihundert Meter zu tauchen, und Devereaux hoffte sehr, dass er eine Chance erhielt, in mehr als zehntausend Fuß Tiefe zu drehen. Unterlegt mit der passenden Musik – irgendetwas Düsteres –, würden es sicherlich sehr wirkungsvolle Aufnahmen werden, wie die der Titanic. Doch für solche Szenen musste die Sea Horse tauchen, und damit sie tauchte, mussten sie erst einmal etwas finden. Und bisher hatten sie nichts.
Ein Teil des Problems, begriff Devereaux inzwischen, war das eigentliche Ziel ihrer Mission. Pierre Devereaux hatte angenommen, dass sie den Meeresboden nach den Wracks gesunkener amerikanischer Schiffe aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs erkundeten. Doch nach und nach war ihm aufgegangen, dass sie offensichtlich nach etwas ganz
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