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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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und die starken Halogenscheinwerfer an den Auslegern rechts und links der Sea Horse flammten auf. Sie badeten das umgebende Wasser in Helligkeit und verwandelten die Schwärze in ein geisterhaftes Weiß. Unter ihnen am sandigen Boden lagen die Überreste des Wracks. Sie sahen aus wie ein vergessenes riesiges Spielzeug. Die einst grau gestrichenen Metallteile des Schiffes waren überwuchert mit Korallen, zwischen denen sich Krabben und andere Tiefseebewohner regten.
    Nat stieß einen leisen Pfiff aus und starrte wortlos nach vorn. Er verlangsamte den Abstieg der Sea Horse. Die Scheinwerfer erzeugten tiefe Schatten über dem versunkenen Schiff und zeigten die leeren, verlassenen Decks, wo einst Männer gearbeitet, geredet und gelacht hatten – und gestorben waren. Als sie über das riesige Artefakt glitten, nahm der Franzose seine Kamera wieder auf die Schulter und drückte sich ans seitliche Bullauge, um zu filmen. Offensichtlich waren sie unmittelbar vor dem Bug herausgekommen. Der Rest des Schiffswracks lag vor ihnen, bevor der Bug im Sand verschwand, tief eingegraben beim Aufschlag. Das Metall war überkrustet, farblos und an verschiedenen Stellen verdreht und gewunden, doch trotz der vierundsechzig Jahre am Meeresgrund sah das Schiff noch immer fast so aus wie am Tag seines Untergangs.
    Nat schaltete die Antriebe des kleinen U-Boots ein und schob den Joystick nach vorn. Die Sea Horse setzte sich in Bewegung und glitt langsam über das Wrack hinweg. Nats analytischer Verstand begann zu arbeiten.
    »Seht euch diesen Schrotthaufen an!« Randy deutete auf einen Aufbau über dem Hauptdeck. »Sieht aus, als könnte es die Brücke sein.«
    Nat nickte. »Ich schätze, das da sind Flaks.« Er deutete auf die beiden kleinen Geschütze mit den nach oben gerichteten Läufen, Wächter, denen es nicht gelungen war, das Schiff vor dem Untergang zu bewahren.
    Sie setzten ihre Fahrt über das Wrack fort und hielten über dem eingesunkenen Bug.
    »Nun«, Randy seufzte, »ein Flugzeugträger ist es jedenfalls nicht, so viel steht fest.«
    Nat nickte. »Ja, das sehe ich auch so. Scheint eher eine Art Transportschiff zu sein. Ich sehe keine Aufzüge und keine Landefläche.«
    Nat beobachtete einen langschwänzigen Seedrachen, der hastig über den Sandboden schwamm, verscheucht vom starken Licht der Scheinwerfer. Er wirbelte Sandwolken auf, als er sich davonschlängelte.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte er.
    Randy zuckte die Schultern. »Wir schaffen ein Stück nach oben und nehmen es mit zurück nach Boston.«
    Die Fundstücke waren für das neue Meeresmuseum in Boston bestimmt, das Boston Naval, das im Herbst eröffnet werden sollte. »Einverstanden«, stimmte Nat ihm zu. »Soll ich das Transpondersignal nach oben schicken?«
    »Mach das.«
    Nat drehte sich zur Seite und aktivierte den Transponder. Das Gerät sandte einen Schallkode aus, den die Sea Lion über ihnen empfangen konnte. Es war eine Art Morse-Kode. Der französische Kameramann beugte sich vor und tippte Randy auf die Schulter. »Für die Aufnahme«, sagte er auf Englisch und nickte in Richtung Wrack. »Könnten Sie ein paar Erklärungen geben?«
    »Oh, sicher.« Randy lächelte und blickte in die Kamera. »Wie sitzt meine Frisur?«
    Der Franzose setzte die Kamera auf die Schulter und justierte das Okular. Über der Linse begann eine kleine rote Lampe zu blinken, und der Kameramann gab ein Handzeichen.
    »Also schön«, begann Randy an die Kamera gewandt. »Wir haben ein Wrack entdeckt, von dem wir glauben, dass es im Zweiten Weltkrieg gesunken ist. Wir werden nun versuchen, eine Sektion davon zu bergen.«

Randy verstummte für einen Augenblick und warf einen Blick durch die Plexiglasscheibe nach draußen. »Okay, das Geräusch, das Sie jetzt vielleicht hören können, dieses Klick, Klick, ist das Transpondersignal der Sea Horse .« Er legte die Hand auf den kleinen Apparat auf der Seite der Kanzel neben Nats Kopf. »Diese Maschine hier sendet ein Signal nach oben zu unserem Mutterschiff an der Oberfläche und fordert es auf, die Hebesäcke herabzulassen. Hebesäcke werden bei fast allen Bergungsaktionen eingesetzt, beispielsweise auch bei der Bergung der Titanic. Es handelt sich im Grunde genommen um große Ballons, die mit Dieseltreibstoff gefüllt sind. Unsere Hebesäcke sind mit, warten Sie …« Er wandte sich mit einem fragenden Blick an Nat. »Fünfzehn Kubikmeter? Sie sind jedenfalls leichter als Wasser.«
    »Ja, fünfzehn Kubikmeter schätzungsweise«, sagte

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