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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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Schränke an den Wänden und ein schwarzer großer Herd waren zu sehen, dessen Grillabdeckungen noch immer an Ort und Stelle waren und auf dem eine große Bratpfanne stand, als wäre alles bereit, rasch eine letzte Mahlzeit zuzubereiten.
    In einer anderen Ecke des Raums standen drei riesige Behälter. Die Urchin schwebte darauf zu, während ihre eingebaute Kamera sämtliche Bilder auf den Schirm in der Sea Horse übertrug. Einer der Behälter war mit »Mehl« gekennzeichnet, ein weiterer mit »Zucker«. Die Schrift auf dem dritten Behälter war nicht mehr zu entziffern, ausgelöscht vom Zahn der Zeit.
    Alles in diesem Raum schien übergroß, eine Kombüse, dazu geschaffen, Hunderte von Matrosen zu ernähren.
    »Das ist offenbar die Messe«, stellte Randy fest und steuerte die Urchin zurück in den Korridor. »Zu dumm, dass wir keinen Plan von dem Schiff besitzen. Das hätte uns die Arbeit ein wenig erleichtert.«
    Nat hüstelte, dann beugte er sich vor und senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Meinst du, wir stoßen hier unten auf … du weißt schon … auf irgendwelche sterblichen Überreste?«
    Randy grinste und schüttelte den Kopf. »Nein, bestimmt nicht. Bisher jedenfalls hat man noch nie Leichen an Bord irgendwelcher Wracks gefunden. Diese Schiffe liegen schon viel zu lange hier unten. Was glaubst du, warum der Aal so riesig war? Er hat jede Menge Nahrung gefunden.«
    »Jesses!« Nat lehnte sich zurück und strich sich mit den Fingern durchs Haar. »Dieses Ding von eben hat die Leichen gefressen?«
    Randy kicherte. »Nein, das war bloß ein Witz von mir. Das Schiff ist 1943 gesunken, vor viel zu langer Zeit, als dass noch irgendwas hier unten zu finden wäre außer Tiefseebewohnern.«
    Die Urchin glitt weiter, tiefer und tiefer ins Schiff. Zur Linken klaffte eine weitere offene Tür. Die Urchin glitt vorwärts und dann nach links, und ihre starken Scheinwerfer verbannten die Dunkelheit aus dem Zimmer.
    Im Innern standen zwei dick gepolsterte Stühle, die Bezüge zerfetzt, vor einer langen, mit noch immer intakten Spiegeln versehenen Wand. Das Licht der Urchin wurde von den Spiegeln reflektiert und flutete in eigenartigen Wellenbewegungen durch den Raum. Für eine Sekunde sah Randy das Spiegelbild der Urchin in einem der Spiegel, eine dunkle Kugel, die geisterhaft mitten im Raum schwebte und eine lange Nabelschnur hinter sich herschleppte.
    »Sieht aus wie der Bordfriseur«, sagte Randy und schwenkte die Kamera der Urchin langsam durch den Raum. Auf dem Boden unter einem der Spiegel lag vergessen eine alte, verrostete Schere zusammen mit Glasscherben und einem Gegenstand, der wie eine Box aussah. Nat erkannte, dass es ein Rasiercremespender war. Alles war mit feinem Sand bedeckt.
    »Geh näher ran«, sagte Nat und deutete auf ein paar kleine, regelmäßig geformte Objekte am Boden. »Kannst du erkennen, was das ist?«
    »Ja, sicher«, murmelte Randy und drückte den Joystick nach vorn. Nach und nach wurden die Gegenstände auf dem Schirm größer, bis sie den gesamten Rahmen ausfüllten.
    »Was ist das denn?«, flüsterte Randy mehr oder weniger zu sich selbst.
    »Ich kann es nicht genau erkennen«, antwortete Nat. »Kannst du das Bild nicht schärfer stellen?«
    »Warte.« Randy verdrehte den Autofokus der Linse. Das Bild wurde zuerst noch unschärfer, dann wurde es klar.
    »O Mann!«, stieß Randy hervor. »Ist das zu fassen?«
    Es waren Fotos. Drei Stück. Noch immer erkennbar, unbeschädigt und offensichtlich in wasserdichten Rahmen.
    Das Glas war teilweise von kleinen Lebewesen überwachsen, darunter jedoch erkannte Nat die Gesichter der toten Besatzung. Das erste Bild zeigte ungefähr dreißig lächelnde Matrosen in der Uniform der Navy, die vor den riesigen Kanonen eines Schlachtschiffs standen.
    Das nächste Bild zeigte drei Männer hinter einem Tisch beim Damespiel. Sie blickten vom Brett auf und lächelten in die Kamera. Unter das Bild hatte jemand mit schwarzer Tinte geschrieben: »Halsey, Murdoch und Danny-Boy.«
    Das dritte Bild war vor mehr als sechzig Jahren im gleichen Raum aufgenommen worden, in dem sich nun die Urchin befand. Zwei lächelnde Männer saßen auf den Frisierstühlen, die Gesichter mit Rasierschaum eingepinselt und weite Umhänge über den Schultern, die bis zu den Beinen reichten. Die Stühle waren von den Spiegeln an der Wand weg in Richtung Kamera gedreht. Hinter den Männern, genau dort, wo Nat Sekunden zuvor noch Tiefseekrabben und anderes Getier gesehen hatte, lag ein

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