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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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Nat, während er sich weiter darauf konzentrierte, die Sea Horse über das Wrack zu steuern.
    Randy nickte und streckte sich in seinem beengten Sitz. »Also schön, wir müssen ein paar Stunden totschlagen, bevor die Hebesäcke hier unten eintrudeln. Wollen wir das Wrack erkunden?«
    »Sicher. Nehmen wir die Urchin ?«
    »Ja. Sehen wir uns an, was da unten los ist«, sagte Randy und beugte sich vor, um den Entriegelungsmechanismus für die kleine ferngesteuerte Unterwassereinheit zu betätigen. Es gab ein metallisches Klacken am Heck der Sea Horse, als die Urchin ausgeklinkt wurde. Randy betätigte die Kontrollen. Vor ihm befand sich ein kleiner Joystick unterhalb eines Schwarz-Weiß-Bildschirms, der die Bilder aus der Bordkamera der Urchin zeigte.
    Randy drückte den Joystick nach vorn, und Nat beobachtete, wie das winzige Gefährt am seitlichen Bullauge der Sea Horse vorbeiflitzte und zum Wrack glitt, wobei es das lange Kabel hinter sich herzog. Die drei Männer starrten auf den Videoschirm, auf dem allmählich Einzelheiten des Schiffswracks sichtbar wurden. Die Urchin näherte sich einer Sektion aus verbeultem Metall, wo ein riesiges Loch in der Backbordseite des Rumpfes klaffte. Überall auf dem Meeresboden verstreut lagen Flakgeschütze, die beim Aufprall aus ihren Verankerungen gerissen worden waren, ringsum gleichmäßig mit Rost bedeckt. Leere Bullaugen und Fenster ohne Glas starrten in die Nacht. Die Urchin steuerte durch das aufgerissene Loch ins Innere des Wracks.
    Der Videoschirm zeigte einen langen, engen Korridor, der sich direkt vor der Urchin in Richtung Bug erstreckte. Nat blickte aus dem seitlichen Bullauge der Sea Horse und sah, wie das Fernsteuerungskabel des Kameraroboters im zerfetzten Loch des Wracks verschwand. Die Urchin selbst war kaum noch zu erkennen; nur der schwache Lichtschein ihrer Bordscheinwerfer, der das graue Innere des Schiffes erhellte, verriet ihre Position.
    »Willst du sehen, was am Ende dieses Ganges liegt?«, fragte Randy und deutete auf das körnige Schwarzweißbild des Korridors auf seinem Fernsehschirm.
    »Ja, mach weiter.«
    Randy drückte den Joystick nach vorn, und langsam glitt die Urchin durch den Gang, durch den seit fast fünfundsechzig Jahren kein Mensch mehr gegangen war.
    »Das ist erstaunlich. Sieh nur, wie gut erhalten alles ist!«, murmelte Nat und starrte unentwegt auf den Bildschirm.
    Hinter den beiden Fahrern nickte der Kameramann zustimmend und reckte den Hals, um den Bildschirm besser betrachten zu können. »Genau das Gleiche hat man auch in der Titanic vorgefunden«, sagte Randy. »Die Schäden waren willkürlich über das gesamte Wrack verteilt. Einige Stahlrohre waren zerstört, während in anderen Bereichen selbst die Kristalllüster vollkommen intakt geblieben sind.«
    »Merkwürdig.«
    Die Urchin glitt weiter durch den Gang, bis sie völlig außer Sicht verschwunden war, scheinbar vom Wrack selbst verschlungen.
    Die Männer konzentrierten sich auf den Fernsehschirm und beobachteten den Korridor. Die Wände waren nach rechts geneigt; das Wrack lag mit schwerer Schlagseite am Boden des Ozeans. Noch immer war die graue Farbe an den Wänden zu sehen, und auf einer Seite stand in roter Schablonenschrift: ACHTUNG, NIEDRIGE DECKEN .
    Der Korridor verschwand in der Dunkelheit. Die Scheinwerfer der Urchin erhellten jeweils nur einen kleinen Abschnitt. Irgendetwas auf dem Schirm bewegte sich und schwamm auf sie zu.
    »Du meine Güte!«, rief Nat staunend und deutete auf das Ding, das auf dem Bildschirm sichtbar wurde. »Seht nur, was für ein Brocken!«
    Ein riesiger Aal kam durch den Gang geschwommen. Aufgeschreckt vom Scheinwerferlicht schwamm er mit pulsierendem Leib auf die Urchin zu und an ihr vorüber. Für eine Sekunde fing die Kamera sein großes, weit offenes Maul und seine toten Augen ein.
    »Ich frage mich, was uns hier unten noch alles erwartet«, murmelte Randy, während er die Urchin tiefer in das Wrack steuerte.
    Ein offener Durchgang, eine unvermittelte rechteckige Schwärze kam in Sicht, eine schwere Metalltür, die in einen Raum mündete und schief in den Angeln hing. Die Urchin steuerte in den Raum und überflutete ihn mit ihrem Licht.
    In einer Ecke lag ein Berg großer Töpfe und Pfannen noch genau so, wie er vor vierundsechzig Jahren beim Untergang zu Boden gefallen war. Kleine Meeresbewohner hatten sich auf dem Metall angesiedelt und es nach und nach zerfressen. Überall gingen Türen ab, manche verschlossen, andere weit offen.

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