Dämon
Kontrolle zu bekommen, doch es trudelte zu stark. Der Meeresboden kam rasch näher, und die Sea Horse krachte inmitten einer Wolke aus aufgewirbeltem Schlamm und Steinbrocken in den Grund.
»Count-down zum Auftauchen abgelaufen«, verkündete die aufgezeichnete Stimme über dem Schreien und Stöhnen der drei Männer, die in dem kleinen U-Boot gefangen waren.
Es gab ein metallisches, mahlendes Geräusch, als das Schrottmetall abgeschnitten wurde, das die Hebesäcke im Gleichgewicht gehalten hatte.
Das Unterseeboot rollte einen Augenblick lang über den Meeresboden, bevor es unvermittelt mit der Nase nach oben zum Halt kam. Nat betastete seinen Kopf. Als er die Finger herunternahm, waren sie nass von Blut. Er hatte sich einen tiefen Schnitt in der Kopfhaut zugezogen.
Er lag auf dem bewusstlosen Franzosen. Vorsichtig erhob sich Nat, drehte sich auf die Seite und massierte seinen Brustkorb. Was immer sie angegriffen hatte, es war verschwunden. Die einzigen Geräusche kamen jetzt vom Dampf und dem Öl aus den abgerissenen Druckleitungen im Innern des U-Boots.
Nat setzte sich auf. Sein Hirn fühlte sich an, als würde es in seinem Kopf umherrollen wie eine taube Nuss und bei jeder Bewegung schmerzhaft gegen die Innenwände seines Schädels schlagen. Er stöhnte, schloss erneut die Augen und massierte sich vorsichtig den Nacken.
»O nein!«, schrie Randy unvermittelt, als er durch das Kanzelfenster nach draußen sah. Er schüttelte abwehrend den Kopf.
Das U-Boot war eine kleine Böschung hinuntergerutscht. Über der Sea Horse befanden sich die Hebesäcke mit dem Wrackteil, das an die Oberfläche gebracht werden sollte. Die Ballons hatten ihren Ballast aus Metallschrott abgeworfen, und die schweren Gewichte waren zum Meeresgrund gesunken und rutschten nun in einer Wolke aus Sand und Schlamm die Böschung hinunter – genau auf das beschädigte Tauchboot zu.
Randy stieß ein unartikuliertes Gurgeln aus und riss mit hervorquellenden Augen einen Arm nach oben, als wolle er die Tonnen von Ankerketten und sonstigem Schrott abwehren, die auf das kleine Unterseeboot zuschossen. Der Franzose hatte zu stöhnen aufgehört. Er lag bewusstlos und mit dem Gesicht zur Wand im Heck der Sea Horse.
Nat schloss die Augen, als die Lawine aus Schrott auf die Sea Horse prallte. Im Innern des U-Boots herrschte ein Lärm, dass Nat sich die Ohren zuhielt. Das ganze Gefährt zitterte, bebte und dröhnte wie eine große Kirchenglocke. Ein verrosteter Anker prallte auf das Plexiglas der Kanzel, und ein Spinnennetz von Rissen entstand. Nat rechnete bereits damit, dass die Scheibe platzen und Wasser ins U-Boot hineinexplodieren würde, doch aus irgendeinem Grund hielt das Material.
Dann kam die Lawine zur Ruhe. Nat erhielt einen Schlag gegen den Kopf, und eine Woge aus Dunkelheit umfing ihn.
Er öffnete die Augen und lauschte verwirrt. Irgendetwas war anders. Es dauerte einige Sekunden, bis ihm dämmerte, was die Ursache war. Es war zu still. Das beruhigende Summen der Batterien war verstummt. Sie hatten keinen Strom mehr.
Randy bemerkte es im gleichen Moment, als er sich nach vorn mühte.
»Wir haben keine Energie mehr«, sagte er Sekunden später und lehnte sich resigniert zurück.
»Können wir nicht ballistisch zur Oberfläche aufsteigen?«, fragte Nat leise.
»Theoretisch, ja. Aber auf uns liegt eine Menge Metallschrott. Er ist zu schwer und hält uns am Meeresboden fest.«
Randy setzte sich auf den schiefen Boden, dann beugte er sich nach hinten und tastete nach dem Hals des Franzosen.
»Er ist noch am Leben, aber bewusstlos.«
Nat nickte. Ohne Strom konnten sie kein Notsignal zur Oberfläche schicken. Nicht, dass es etwas genutzt hätte – es gab nur eine Hand voll Unterseeboote, die so tief tauchen konnten, und die waren über die ganze Welt verteilt im Einsatz. Es würde mindestens eine Woche dauern, eines dieser Boote hierher zu schaffen. So lange konnten sie nicht überleben.
Nat nickte und sah nach oben zum Kanzelglas, einem riesigen Oberlicht in den Ozean. Die einzigen Lichter stammten von Scheinwerfern an den vier Hebesäcken, die langsam nach oben schwebten, unter sich das große Fragment der Galla.
Er sah die Tür zur Krankenabteilung, jenem unheimlichen Raum, in dem die Zeit scheinbar stillgestanden hatte und in dem tatsächlich noch ein Mann am Leben war. Die Tür bewegte sich nach oben, und die Scheinwerfer der Hebesäcke tauchten sie in ihr helles Licht.
Ein Gesicht war hinter der Scheibe in der Tür zu
Weitere Kostenlose Bücher