Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
Vom Netzwerk:
erkennen. Es war das gleiche Gesicht, das sie vorhin gesehen hatten. Die gelben Augen starrten zu dem kleinen, gestrandeten Unterseeboot hinunter. Das Wesen grinste; dann drehte sich das Wrackteil an den Tauen der Hebesäcke, und die Tür verschwand außer Sicht.
    Nat beobachtete, wie Ballons, Wrackteil und Scheinwerfer höher und höher stiegen, majestätisch langsam wie eine gigantische Qualle. Bald waren die Lichter klein wie Stecknadelköpfe inmitten der Schwärze des Ozeans, und schließlich verschwanden sie völlig.
    Am Meeresboden herrschte nichts außer Dunkelheit und das Rasseln von Nats Lungen, die sich anstrengen mussten, den immer knapperen Sauerstoff aus der Luft zu ziehen. Er fragte sich müßig, ob vielleicht in ferner Zukunft andere Forscher herkommen, das kleine U-Boot entdecken und die drei mumifizierten Leichen darin bestaunen würden.
    Mit der Stille kehrten auch die kleinen leuchtenden Fische zurück. Ihre blassblauen Leuchtpunkte bewegten sich über der Sea Horse wie die Glühwürmchen in Nats Erinnerung.
    An der Oberfläche, an Bord der Sea Lion, schrillte der Alarm, als ein metallisches Objekt vom Meeresboden aufstieg. Der Panamaer lehnte sich über die Reling und starrte voller Erwartung auf die Wellen, die sich in der salzigen Brise kräuselten. An Bord wurden Vorbereitungen getroffen, das geborgene Wrackteil abzudecken, sobald es an der Oberfläche war; Lyerman wollte nicht, dass unbefugte Augen einen Blick auf seine kostbare Beute warfen.
    »Es wird jetzt nicht mehr lange dauern«, meldete der Captain. »Allerdings mache ich mir Sorgen um die Sea Horse. Unsere Jungs müssten längst aufgetaucht sein.«
    Der Panamaer zuckte gleichgültig die Schultern. Das U-Boot war ihm egal. Wichtig war nur, dass die Fracht heil und wohlbehalten ankam. Am Bug der Sea Lion stieß ein Wachtposten einen lauten Ruf aus, und der Panamaer drehte den Kopf. Schaum bildete sich auf den Wellen, und vier riesige Ballons tauchten inmitten schäumender Wogen aus der Tiefe auf.
    »Sieht so aus, als hätten wir’s.« Der Kommandant lächelte. »Ein glücklicher Tag.«
    Der Panamaer sah dem Kommandanten hinterher, als dieser zum Bug ging.
    Er lächelte. »Ein glücklicher Tag. Wie wahr, wie wahr.«

Juli 2008
Boston, Massachusetts
----
    D etective Will Jefferson lag auf dem Sofa, eine Tüte Chips auf dem Bauch, und schaute sich Late Nite an. Der Ventilator an der Decke drehte sich träge, und das Aquarium gurgelte. Das Wasser fluoreszierte in dunklem Blau, und zwischen den Korallen und Pflanzen schwebten bunte Fische. Jefferson tastete nach der Fernbedienung, fand sie zwischen den Kissen und schaltete auf einen anderen Kanal. Für einen Augenblick war ein Spiel der West Coast Red Sox auf dem Schirm, dann ein Infomercial, dann wieder Late Nite. Es war Freitag.
    Das Telefon läutete.
    »Na, alter Junge. Bist du wach, Jefferson?«
    »Ja. Meine Freundin ist gerade eben gegangen.«
    »Red nicht so ’nen Quatsch, Mann. Was machst du gerade? Liegst du wieder vor der Glotze, zappst durch die Kanäle und stopfst dich dabei mit Chips voll?«
    Jefferson musterte die große Chips-Tüte auf seinem Bauch. »So in der Art. Was gibt’s?«
    »Wir haben einen Doppelmord hier unten im Lyerman Building. Ziemlich blutige Geschichte.«
    »Wer?«
    »Zwei Kinder.« Brogan zögerte. »Sieht aus, als würde der Kerl uns zum Spielen auffordern. Bist du startklar?«
    »Was denn, jetzt sofort?«
    »Klar. Ich bin schon in der Stadt. Halt einfach nach den Blaulichtern Ausschau.«
    Jefferson zuckte die Schultern. Kartoffelkrümel fielen von seinem Hemd auf den Boden. »Ich weiß nicht, Mann. Ich bin im Augenblick ziemlich beschäftigt.«
    »Sicher, sicher. Ich sehe dich in zwanzig Minuten hier unten bei mir.«
    Jefferson seufzte. »Na schön …«
    »Kopf hoch. Könnte schlimmer sein.«
    »Tatsächlich? Wie?«
    »Diese Neue. Die Technikerin. Sie ist auch hier.«
    »Das Model?«
    »Genau.«
    »Wie war gleich ihr Name?«
    »McKenna Watson.«
    »Ach ja«, sagte Jefferson. »Und was hat sie diesmal an?«
    »Komm runter und sieh selbst«, entgegnete Brogan. »Nimm nicht die 93, die ist dicht.«
    »Wie das?«
    »Irgendwelche Bauarbeiten. Sie graben einen neuen Tunnel durch den Hafen und haben heute damit angefangen«, erwiderte Brogan. »Ach ja, noch was, Jefferson … hast du Höhenangst?«
    »Ob ich Höhenangst habe? Wovon redest du eigentlich?«
    »Du wirst es sehen«, sagte Brogan. »Komm erst mal her.«
    Jefferson sah die Blaulichter bereits aus

Weitere Kostenlose Bücher