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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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seinem Fahrrad, das er hinter der Subway-Station abgestellt hatte. Reggie strich die Falten auf der Vorderseite seiner Hose glatt, betastete die Rolle Geldscheine in der Tasche und stand langsam von der Bank auf, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung bemerkte. Irgendjemand kam aus Richtung Teich auf ihn zu. Noch ein Kunde? Ist es das wert, noch länger zu bleiben?
    Reggie betrachtete die Gestalt genauer, und sein Magen zog sich zusammen. Der Mann war vom Boston Police Department. Wahrscheinlich von dem Streifenwagen. Wahrscheinlich war er halb um den Park herumgefahren und hatte gehalten, wo Reggie es nicht sehen konnte, dann war er ausgestiegen und zu Fuß gegangen.
    Die Cops liefen nicht gern zu Fuß, außer sie hatten es wirklich darauf abgesehen, jemanden hochgehen zu lassen. Und Reggie war noch auf Bewährung. Verflucht! Was mache ich jetzt? Abhauen? Doch der Cop hatte bestimmt einen Partner, der irgendwo im Park lauerte, und Reggie hasste den Gedanken, einem Mann mit Schlagstock in die Arme zu laufen. Außerdem war Laufen fast unmöglich mit den Stiefeln und der Jacke und dem verdammten Piepser im Gürtel.
    Der Cop kam immer näher. Plötzlich flammte ein Scheinwerfer auf, und eine Stimme rief: »Bleiben Sie, wo Sie sind. Keine Bewegung!«
    Reggie setzte sich auf der Bank zurück. Während er darauf wartete, dass der Cop zu ihm kam, beobachtete er unauffällig die Umgebung. Grüner Rasen, durchzogen von breiten Kieswegen, erstreckte sich ringsum, eingefasst von betonierten Bürgersteigen, die den gesamten Park umgaben. Am gegenüberliegenden Ende befand sich das kleine Granitgebäude der U-Bahn-Station. Die Innenbeleuchtung war abgeschaltet; nur der schwache blaue Schein der Laterne über der Notrufsäule an der Seite des Bauwerks erhellte die Station. Links von Reggie erstreckte sich der Park bis zur Park Street Church und dem angrenzenden Friedhof. Reggie ahnte die grauen Grabsteine mehr, als dass er sie sehen konnte. Über die im Wind rauschenden Bäume hinweg erhoben sich in der Ferne die Wolkenkratzer der Innenstadt Bostons mit den in der Nacht rot blinkenden Lichtern auf den Dächern.
    Dann stand der Cop direkt vor ihm und leuchtete Reggie mit seiner Taschenlampe von oben bis unten an.
    Der Mann sah schon älter aus; der Schatten eines Dreitagebarts lag auf seinem verlebten Gesicht mit der dunklen, ledrigen Haut, und als er näher kam, rümpfte Reggie die Nase. War der Mann betrunken? Er stank nach Alkohol. In Reggie regte sich Unbehagen.
    »Wie geht’s denn so?«, fragte der Cop.
    »Ganz gut«, antwortete Reggie und blinzelte ins Licht der Lampe.
    »Ziemlich spät, um draußen zu sein, finden Sie nicht?«
    »Ich wollte nur ein wenig frische Luft schnappen.«
    Der Cop starrte ihn eigenartig an, und seine Pupillen weiteten und verengten sich so träge wie Wellen in einem Teich. Einen Augenblick herrschte Schweigen. Keiner sagte etwas. Der Cop starrte nur.
    »Kann ich jetzt gehen?«, fragte Reggie schließlich.
    Der Cop ignorierte seine Frage. Reggie sah ihn genauer an. Irgendetwas stimmte nicht. Der Stoff der Uniform war fadenscheinig und zerknittert. Sogar die Polizeimarke war seltsam stumpf, als wäre sie aus Plastik.
    »Wer war Ihr Freund?«, fragte der Cop.
    »Wen meinen Sie?«
    »Den Mann, der da hinten gesessen und Gameboy gespielt hat.«
    »Kenne ich nicht.«
    »Das glaube ich aber doch. Hat er mich kommen sehen?«
    »Ich kenne ihn wirklich nicht, Officer.«
    »Haben Sie irgendwo in der Nähe ein Fahrzeug abgestellt?«
    »Nein, ich bin zu Fuß von zu Hause hergekommen.«
    Der Cop nickte und drehte den Kopf, ließ den Blick durch den leeren Park schweifen.
    »Haben Sie einen Führerschein?«, fragte er dann.
    »Ja, sicher«, antwortete Reggie. Er zog seine Brieftasche hervor und wollte den Führerschein herausnehmen, doch der Cop kam ihm zuvor, nahm ihm die Brieftasche weg und betrachtete sie einen Augenblick, bevor er sie in die Brusttasche steckte, wo sie sich unter dem fadenscheinigen blauen Stoff deutlich abzeichnete.
    »He, Mann! Sie können mir doch nicht einfach meine Papiere wegnehmen!«
    »Sie haben Drogen hier im Park verkauft.«
    Reggies Stimme klang verletzt. »Was? Wie kommen Sie auf die Idee? Sie kennen mich doch gar nicht!«
    »Steh auf.«
    »Was?«
    »Steh auf.«
    Reggie nickte. Er verspürte kein Bedürfnis, diesem Cowboy zu widersprechen, und erhob sich langsam von der Parkbank.
    »Dreh dich um, spreiz die Beine, und leg beide Hände auf die Banklehne. Den Kopf nach

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