Daemonen kuesst man nicht
werden – natürlich in Begleitung Ihres Ausbilders. Ich würde jedoch vorschlagen, dass Sie den Dämon aus der Stadt locken, bevor Sie zuschlagen.«
»Warum?« Vergossenes Dämonenblut konnte die Erdanziehungskraft für einige Sekunden stören und vielleicht einige Anwohner der unmittelbaren Nachbarschaft erschrecken, aber offen gesagt war das das geringste unserer Probleme.
»Sicher wissen Sie, dass wir in Las Vegas schon immer ein Problem mit Sukkuben hatten. Diese ›Nach-mir-die-Sintflut-Einstellung‹ verleiht der Stadt jedoch ihren eigentlichen Charme.«
Ich starrte ihn ungläubig an; ich weigerte mich zu glauben, dass ein Dämon Charme versprühen konnte.
»Nichtsdestotrotz ist die Sache etwas außer Kontrolle geraten.« Er richtete sich in seinem Stuhl auf. »Zuerst waren es nur sechs. Bei der letzten Zählung hatten wir bereits dreizehn.«
Heiliger Hades. So viele konnte ich unmöglich auslöschen. Nicht dass er mich darum gebeten hätte.
Plötzlich begriff ich, warum er vorgeschlagen hatte, den weiblichen Dämon meines Onkels aus der Stadt zu locken. Wenn die Sukkuben davon Wind bekämen, dass sich eine Dämonenkillerin in Las Vegas aufhielt, würden sie ausschwärmen, um mich zu jagen. Und ich hätte keine Chance – nicht gegen so viele. »Wie konnte es so weit kommen?«
Officer Reynolds räusperte sich. »Zeitprobleme, ein Mangel an Handlungsspielraum. Das Amt für Innermagisches Gemeinwohl hat sich intensiv mit der Situation befasst und beschlossen, dass es nicht wert sei, ein Risiko einzugehen. Und die Dämonenpolizei … na ja.« Er fingerte an seinem Kragen herum. »Egal.«
Diese Bürokraten waren verrückt. »Halten Sie es denn für einfacher, dreizehn Dämonen zu ignorieren, als sie zu bekämpfen?«
Seine Wangen röteten sich. »Ich mache die Regeln nicht – ich befolge sie. Aber es stimmt. Ich habe keine Ahnung, wie wir diesen Dämonen beikommen sollen. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob die amerikanische Bevölkerung mit deren Bekämpfung einverstanden wäre. Sie verbreiten ein bestimmtes Gefühl der Unvorhersehbarkeit. Was in Las Vegas vor sich geht …« Er räusperte sich wieder. »Nun ja, sicher sind Sie sich dessen bewusst«, fuhr er in einem Ton fort, der auf das Gegenteil hindeutete. »Als Dämonenkillerin können Sie wahrnehmen, wie viele von ihnen sich an einem Ort aufhalten.«
Ich konnte ihm nicht wirklich folgen.
»Sie können den Bestand zählen, wenn Sie wollen.«
»Okay.« Ich wollte ihm auf keinen Fall verraten, dass das neu für mich war. Allerdings hatte ich mich auch noch nie in der Gesellschaft von mehreren Dämonen befunden. Und natürlich half es mir nicht weiter, wenn man mich vorher darauf hinwies, denn – seien wir mal ehrlich – ich hatte keinen blassen Schimmer, was ich tun sollte.
»Wir würden es begrüßen, wenn Sie während Ihres Aufenthalts in Las Vegas keine der Regierungsbehörden für Magie im Staat Nevada kontaktieren würden. Wir möchten nicht in problematische Situationen hineingezogen werden.«
»Natürlich.« Beängstigenderweise war ich an so etwas gewöhnt. Sei eine brave kleine Dämonenkillerin und hilf uns aus der Patsche, während wir dich hängen lassen. Wenn ich da jedes Mal einen Schleuderstern zur Verfügung hätte …
Na ja, unglücklicherweise hatte ich das sogar.
Reynolds schenkte mir ein schwaches Lächeln. Ja, offensichtlich konnte er meine Gedanken lesen.
»Wir werden Ihnen einen Zivilbeamten zuteilen. Eine der Feen.«
Ich muss zugeben, dass das meine Stimmung hob. Bisher war ich nicht einmal sicher gewesen, ob es Feen wirklich gab, und ich hatte natürlich noch nie eine kennengelernt.
Er fuhr sich mit der Hand über sein kurzes graues Haar. »Wenn Sie sich freundlicherweise bereit erklärten, uns mitzuteilen, welche Ausmaße das Problem mittlerweile angenommen hat, würde ich Ihnen dieses, äh, Handbuch überlassen.« Er zog die oberste Schublade seines Schreibtisches auf. »Sie können es gründlich studieren«, meinte er, während er das offizielle AIA-Handbuch für das Dämonenlizenz-Examen, Band 3 aufschlug.
Handbuch? Das war eine Antiquität mit violetten Buchstaben, hergestellt im Matritzendruck. Ich nahm es und blätterte in den gelben Seiten. »Ist das die letzte Ausgabe?«, fragte ich. »Ich sehe hier die Abbildung eines Hüftgürtels, an dem Schleudersterne befestigt sind.«
Officer Reynolds besaß den Anstand, peinlich berührt dreinzuschauen. »Das Buch wurde gedruckt, als wir
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