Daemonen kuesst man nicht
schmeckte.«
Wir schoben den Vorhang vor der Lobby zur Seite und betraten das Herzstück des Paradise Hotel. Ich fühlte mich an eine tropische Explosion erinnert.
»Hübsch!«, rief Parate mit der gleichen Bewunderung, die er sonst nur in dem Laden Three Dog Bakery zeigte, wo wir seine Hundekekse kauften.
Die Tapete mit dem grellen Blumenmuster wetteiferte mit Goldlamé-Akzenten und einem Lichtfeuer von dicht nebeneinander angebrachten, hellen Lampen über den Gängen. Aus übergroßen Vasen ragten Federn, und himmelblaue Samtvorhänge umrahmten den Eingang zu einem lauten, dröhnenden Kasino, das uns sofort zu verschlucken drohte.
Ich bezweifelte, dass die Biker-Hexen ohne Dimitri zurückgekommen waren. »Siehst du sie?«, fragte ich und sah mich in der Lobby um. Glücklicherweise waren die Red Skulls kaum zu übersehen.
»Nein«, erwiderte Großmutter und warf einen Blick auf ihr Handy. »Und keine Nachricht von ihnen.« Sie schob das Telefon in ihre hintere Hosentasche. »Okay, wir werden uns im dreizehnten Stockwerk verkriechen.«
Parate rieb seine Schnauze an der Innenseite meines Arms. »Während wir warten, könnte ich einen Happen essen.«
»Sobald wir oben sind«, versprach ich ihm. Zur Hölle, ich würde sogar die Minibarpreise in Kauf nehmen, um aus dieser Lobby herauszukommen. Ich spürte ein Kitzeln im Nacken, das Gefahr bedeutete. Ich konzentrierte mich auf den Raum und aktivierte meine Dämonenkiller-Kräfte, so gut ich konnte. Dieser Ort machte es mir schwer, auf Anhieb etwas Verdächtiges zu erkennen.
Ein leichtes Prickeln in der Luft ließ mich innehalten. Großmutter
spürte es auch. Ich griff nach der Kette mit dem Smaragd, die – zum Glück – wieder um meinen Hals lag. Ausgerechnet jetzt musste Dimitri auf eigene Faust losziehen …
Großmutter bemerkte, wie besorgt ich war. »Dimitri ist ein großer Junge, Lizzie. Er kann sich selbst um sich kümmern.«
»Ja, ja, aber im Moment baut er Mist.«
Ich wollte nicht, dass er sich in einer Stadt aufhielt, in der ihm weibliche Dämonen gefährlich werden konnten. Ich wollte nicht, dass er für mich oder für Phil oder irgendjemanden ein Risiko einging, und mir gefiel es ganz und gar nicht, dass er einfach so abgehauen war. Wenn wir jetzt wüssten, wo wir ihn finden könnten – oder die Red Skulls, was das betraf –, dann könnten wir sofort die Kurve kratzen. So wie es aussah, steckten wir in einer feindlichen Stadt mit fünfundzwanzig Sukkuben fest, ganz zu schweigen von einer wütenden Dämonin, die uns auf der Spur war.
Pirates Schwanz klopfte gegen meinen Bauch. Wahrscheinlich war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, ihn an mir festgeschnallt zu tragen. Ich machte ihn los, und er legte sofort einen Bauchklatscher in Phils Armen hin. So viel zu hündischer Ergebenheit.
Ich griff nach unten zu meinen Schleudersternen. Als ich beim letzten Mal einem Mitglied von Satans gottloser Armee begegnet war, hatte der Dämon mich beinahe umgebracht. Und er war allein gewesen. Für fünfundzwanzig von dieser Sorte würde ich beträchtliche Unterstützung brauchen. Mir standen allerdings nur eine betagte Biker-Hexe, ein treuloser Hund und ein Märchenpate, der nach Zimtgebäck roch, zur Verfügung.
»Lasst uns von hier verschwinden.« Großmutter rannte auf eine Reihe von Spielautomaten zu, die aussahen wie ausgemusterte Stücke aus einem Zigeunerwagen. Sie blieb vor einem besonders farbenprächtigen, mit glitzernder violetter
Farbe lackierten Automaten stehen. Für immer spielen. Für immer bleiben, lockte das Schild darüber.
Oh, bitte. Mir war klar, dass wir uns in Vegas befanden, aber nervöse Energie hin oder her – Großmutter sollte eigentlich wissen, dass wir für so etwas keine Zeit hatten. Ich wollte gerade ein Wörtchen mit ihr reden, als meine Dämonenkiller-Instinkte mich wieder aufrüttelten.
Ich sah mich in dem Kasino um. Eine Gruppe von ungefähr fünfzig Leuten beobachtete gebannt die letzten Umdrehungen eines Rouletterads, während Kartengeber mit pinkfarbenen Fliegen neue Karten auf die Blackjack-Tische schnipsten. An den Glücksspielautomaten hielten die Spieler wie einsame Reiter ihre Stellung. Ich fühlte mich unbehaglich, so als sollte ich irgendetwas bemerken, das ich aber nicht sehen konnte.
Was auch immer das war – es wollte uns nicht töten, zumindest nicht in diesem Moment. Aber es fühlte sich ganz und gar nicht gut an.
Großmutter legte ihre Finger auf eine mit Juwelen geschmückte Hand auf
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