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Daemonen kuesst man nicht

Daemonen kuesst man nicht

Titel: Daemonen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Fox
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jetzt?« Allmählich fühlte ich mich elend. Und das wurde sehr schnell immer schlimmer. »Wo war er, als wir letzte Woche mit Vald zugesammengestoßen
sind?«, fügte ich hinzu, da wir schon von harten Zeiten sprachen.
    »Oh, er hat die Puppen tanzen lassen. Als du dreißig Jahre alt geworden bist, war sein Job erledigt.«
    Mein Mut sank. Ich hatte ihn verloren, noch bevor ich ihn kennengelernt hatte. Das war nicht fair.
    »Was willst du?«, fragte Großmutter. »Die Kräfte einer Dämonenkillerin und einen Märchenpatenonkel zur gleichen Zeit?«
    Ich wollte gar nichts, außer dem Mann zu helfen, der anscheinend eine Menge Zeit damit verbracht hatte, sich um mich zu sorgen. »Onkel Phil und ich sind in irgendeiner Weise miteinander verbunden, oder?«
    »Nein.« Großmutter schüttelte den Kopf. »Er ist frei wie ein Vogel.«
    »Und er befindet sich jetzt in Todesgefahr.« Ich rutschte von dem Bett. »Okay«, begann ich, während ich in dem kleinen Raum auf und ab lief. »Zwischen uns gibt es Verbindungspunkte, nicht wahr?« Warum sonst gäbe es alle diese Fotos? Die Tagebücher? Den Schrein für meine Zahnspange? An seiner Stelle hätte ich dieses grässliche Ding bei der erstbesten Gelegenheit weggepackt.
    Vielleicht konnte mir das von Nutzen sein. Er hatte nicht ganz loslassen können. Ich musste den Teil in ihm erreichen, der immer noch mit mir verbunden war, bevor es zu spät war. Ich schloss die Augen und wünschte mir mit all meiner Kraft, dass mein Märchenpate erscheinen möge. Ich ballte die Hände zu Fäusten, bis meine Handflächen schweißnass waren, und konzentrierte mich auf meinen Märchenpaten, auf meine Familie und auf meinen dringenden Wunsch, ihn jetzt sofort zu sehen. Es musste einfach klappen.
    Mein Pony flatterte, als die Luft um mich herum zu zischen begann.
    Links neben mir sang Großmutter mit tiefer, eindringlicher Stimme: »Vis fero tuli latum, vis fero tuli latum.« Was immer sie auch heraufbeschwören wollte, sie tat gut daran, das Lied mit aller Kraft zu schmettern. Wir kämpften um Phils Leben, und ich weigerte mich, ihn im Stich zu lassen.
    Komm schon, Phil.
    Ich konzentrierte mich und versuchte mit aller Macht, die Hand nach meinem Beschützer auszustrecken, den ich nie kennengelernt hatte. Hoffnung stieg in mir auf, während ich mich in Gedanken an das einzige Familienmitglied klammerte, das immer für mich da gewesen war.
    Lass mich dich sehen, Onkel Phil. Komm zurück. Nur dieses eine Mal.
    Zischschsch!
    Ich sprang einen halben Meter in die Luft, als Phil, der Märchenpate, umhüllt von silberfarbenen Funken vor mir landete. Zumindest hoffte ich, dass es sich um Phil handelte. Durch den Glitzernebel erinnerte er mich an Andy Rooney, von seinen buschigen Augenbrauen über seine rote Nase bis hin zu den spitzen Ohren, die aussahen, als hätte man sie ihm nachträglich angeklebt. Er bemühte sich, das Gleichgewicht wiederzuerlangen, und rückte seinen zuckerweißen Smoking über seinem rundlichen Bauch zurecht. In der anderen Hand hielt er zwei Ringe. Er hatte seinen Zeigefinger nicht nur um die Ringe, sondern auch um den Henkel eines Kaffeebechers gekrümmt.
    »Was, zum …?« Er starrte auf den Becher, bevor er ihn auf der schlammbraunen Kommode abstellte. »Den muss ich wohl gepackt haben, als ich spürte, dass ich gehen muss«, murmelte er. »So etwas habe ich noch nie gefühlt. Hat verdammt gekitzelt.«
    »Onkel Phil?« Ich bemühte mich, ihn durch den funkelnden Glitzerregen sehen zu können. »O mein Gott.« Plötzlich erkannte
ich ihn wieder. »Du hast mich aus dem Lake Newman gezogen, als ich acht Jahre alt war.« Gänsehaut bedeckte meine Arme. Das war er. Ich hatte diesen Augenblick in den letzten zwanzig Jahren immer wieder in meinen Albträumen erlebt. Ich wäre damals beinahe ertrunken.
    »Lizzie!« Sein Gesicht leuchtete auf, als er mich sah. Er bahnte sich den Weg durch eine Wolke Zauberstaub und zog mich in eine sanfte, aber beinahe erdrückende Umarmung, die nach Zimtbrötchen roch. »Endlich! Wie geht es meinem Mädchen?« Sein Lachen klang beinahe wie Musik, als er mich wie ein stolzer Großonkel musterte. »Du bist noch hübscher, als ich dich in Erinnerung habe.«
    Großmutter schnaubte. »Wie bitte? Von letztem Monat? Ich unterbreche euer Freudenfest nur ungern, aber wir müssen von hier verschwinden«, erklärte sie und warf einen Blick aus dem vorderen Fenster.
    »Wir sollten lieber meine Verlobte holen«, meinte Phil und hielt mich mit einem Arm fest.

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