Daemonen kuesst man nicht
Stellung beizubehalten. Ich spürte, wie die Kraft der Dämonen wuchs und sich ausbreitete. Sie flohen aus Max’ Gefängnis, bereit, Vegas zu verschlingen und ihre neu gefundene Freiheit zu genießen.
Dimitris Augen verfärbten sich schlagartig von Gelb zu Orange und dann zu Rot. Seine Haut wurde blass, und seine Muskeln schrumpften. Jetzt gab es beinahe doppelt so viele freie Dämonen in Vegas, und sie saugten ihn vor meinen Augen aus und brachten ihn damit um.
Die Dämonen schlugen gegen die Schutzwälle, bis die Magie nachgab. Als ich durch Max’ vergossenes Blut watete, schrien meine Dämonenkillerin-Instinkte förmlich danach, mich kopfüber in den Kampf zu stürzen, mich dieser nächsten Bedrohung zu stellen und die Sukkuben zu vertreiben.
Nur zu dumm, dass sie mir zahlenmäßig weit überlegen waren und es jetzt vierzig zu eins für sie stand.
Energie blies wie ein Sturm durch den Gang. Ich konnte nur mit Mühe aufrecht stehen bleiben.
Als würden sie meinen schlimmsten Ängsten Leben einhauchen wollen, kreischten die Sukkuben durch die verkohlten Löcher in der Decke. In wellenförmigen Bewegungen wirbelten sie durch die Luft, bis ich außer schwarzen, lederartigen Körpern nichts mehr sehen konnte. Der Gestank nach Schwefel machte es beinahe unmöglich zu atmen. Sie kamen mit vor Hunger brennenden roten Augen auf mich zugestürmt.
Max war tot. Dimitri lag im Sterben, und ich würde die Nächste sein.
»Sid!« Er wollte ein knallharter Feenmann sein – bitte schön, jetzt bekam er seine Chance dafür. »Sid!« Ich legte meine ganze Willenskraft, meine gesamte Kraft und Verzweiflung in dieses eine Wort. »Sid!«
Für einen Moment schien die Welt sich langsamer zu drehen. Ich versuchte noch einmal, seinen Namen zu rufen, aber es gelang mir nicht. Einen Augenblick später wusste ich, warum. Die Zeit begann sich langsam zurückzudrehen. Das Gewicht hob sich von meinem Körper. Ich rutschte zurück zu Dimitri, dann zu Max’ Leiche, und noch weiter zurück, bis Max und Dimitri sich bis aufs Blut bekämpften.
Sids Stimme hallte in meinen Ohren. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie meine Hilfe brauchen werden. Halten Sie sich fest. Meine Landungen sind nicht die besten.«
Mit einem Knall und einem Übelkeit verursachenden Ruck fuhr die Zeit wieder nach vorn an.
Dimitri holte aus und schlug ihm mit der Faust auf die Kehle. Max platschte ins Wasser. Er schoss sofort hoch, aber Dimitri fing ihn ab und schleuderte ihn wieder zurück.
»Du bist eine Plage, eine Pest.« Max atmete heftig. Wasser tropfte an ihm herunter.
»Er wird dich töten!«, schrie ich und konzentrierte meine gesamte Willenskraft auf den Jäger.
Max, der selbstmörderische Idiot, ignorierte mich.
»Dimitri wird dich umbringen!«
Max’ Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. »Unmöglich.«
»Ein Teil von ihm ist ein Dämonenkiller, Sherlock. Und beantworte mir eine Frage: Was geschieht mit den Dämonen, die du gefangen hältst, wenn du stirbst?«
Max fasste sich an die Seite, beinahe so, als würde er sich erinnern.
Ich nützte diese Pause, um mich zwischen die beiden zu drängen. Dann legte ich meine Hand auf Dimitris Brust und versuchte, ihn nach hinten zu schieben. Er rührte sich nicht von der Stelle.
»Wenn du jetzt nicht aufhörst, wirst du ihn töten, Dimitri. Seine Dämonen werden dich bei lebendigem Leib auffressen.«
Und dann würden sie mich holen.
In Dimitris Augen – braun, Gott sei Dank noch braun – spiegelte sich eine Erinnerung wider.
»Also tretet zurück! Beide!«, befahl ich, und zu meinem Erstaunen gehorchten sie mir.
»Dimitri«, sagte ich zu dem unglaublich attraktiven, dickköpfigen, verbohrten Greif an meiner rechten Seite. »Hör mir zu. Du hast einen Teil Dämonenkiller in dir. Wenn du davon Gebrauch machst, wird Max sterben.« Dimitri starrte Max mit leicht geweiteten Augen an.
Max lachte bellend. »Das reicht nicht aus.«
Ich hätte ihm am liebsten seinen dicken Hals umgedreht. »Denk gründlich nach. Erinnere dich. Du weißt, dass es genügt.«
Max zog seinen letzten Schleuderstern hervor.
»Wenn du das tust, wirst du sterben, Max.«
Max’ Miene war vor Konzentration angespannt und undurchdringlich. »Na und, das ist mir egal.«
Daran zweifelte ich keine Sekunde lang. Ich hatte das Gefühl, dass Max auf gewisse Weise tatsächlich sterben wollte. »Das ist ja schön und gut, aber ich werde nicht gegen siebzehn weitere Dämonen kämpfen, nur damit du es dir einfach
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