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Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Titel: Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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ihr Bruder damit ab, das schwere Tor vor den Zaun zu bugsieren, während ihm sein Sohn mit verschränkten Armen dabei zusah.
    »Mensch, nun hilf mir doch, Konstantin. Sonst erschlägt mich dieses Monsterteil noch.«
    Kimi zuckte nicht einmal mit der Wimper.
    Obwohl Ella sich vor Empörung nur allzu gern neben ihren Neffen gestellt und ebenfalls zugeschaut hätte, ging
    sie Sören zur Hand. Mit vereinten Kräften schafften sie es
    schließlich, wobei der Zaun unter dem Gewicht sofort in Schräglage geriet.
    »Na also, geht doch«, behauptete Sören und wischte sich die Hände an seinen gebügelten Khakishorts ab.
    Ella pustete auf die roten Striemen auf ihren Handtellern. »Für den Augenblick vielleicht, aber wir werden uns bald eine Lösung einfallen lassen müssen.«
    »Gar kein Zaun wäre eine schöne Lösung. Würde dem Kasten einen modernen und
    offenen Anstrich geben«, entgegnete Sören mit seinem einnehmenden Lächeln. Dann
    schloss er Ella in die Arme und drückte sie so fest und ausdauernd, dass ihr beinahe die Luft wegblieb. Trotzdem genoss sie die Umarmung, auf die sie gestern schon gehofft hatte. In Sörens Armen löste sich die beklemmende Ahnung, in einer anderen Welt als erwartet
    angekommen zu sein, auf wie Morgentau im Sonnenlicht.
    »Ich freue mich so sehr, dich wiederzusehen«, raunte Sören in ihr nasses Haar, das auf ihre Schultern tropfte.
    Sie waren beide fast gleich groß, womit die Ähnlichkeiten aber auch schon erschöpft
    waren. Während ihr Äußeres nach ihrem gemeinsamen Vater ging, hatten sich bei ihm die Gene seiner Mutter durchgesetzt, wie sein dunkles, welliges Haar und überhaupt sein
    südländisches Aussehen verrieten. Auch von seiner Art her kam Sören nach der ersten Frau ihres Vaters, die Ella lediglich vom Hörensagen kannte: Wie seine Mutter schätzte er die leichte Seite des Lebens, war stets für Neues und Mitreißendes zu begeistern. Wenn seine Frau Liv nicht eine derart willensstarke Person gewesen wäre, die genau wusste, wie man einen Blümchenbestäuber wie Sören an die Leine legte, wäre er vermutlich weder
    Familienvater geworden, noch würde er so viel Lebenszeit in seine Werbeagentur stecken, sondern viel mehr dem dolce vita frönen.
    »Ich bin ebenfalls glücklich«, sagte Ella, als sie ihre Umarmung lockerten. Zu ihrer Erleichterung meinte sie es auch tatsächlich so. Wenn Sören und sie gemeinsam an einem Strang zogen, dann wäre die marode Villa ein Klacks, und sie könnte sich schon bald der Fotografie zuwenden. Alle Sorgen von gestern würden sich in Wohlgefallen auflösen. Da war sie sich sicher, während sie mit ihrem Bruder auf den altmodisch großen Pflastersteinen stand und die warme Sonne auf der Haut spürte.
    »Und wie sieht es bei dir aus, Lieblingsneffe? Bist du auch happy?«
    Als Ella sich umdrehte, stellte sie jedoch fest, dass Kimi nicht mehr da war. Offenbar war die Begrüßungszeremonie nicht nach seinem Geschmack gewesen, denn er war bereits zur Villa gegangen.
    »Schon weg«, stellte Ella eine Spur verlegen fest. »Wahrscheinlich will er sich seinen Porzellanteint nicht ruinieren.
    Leidet er eigentlich immer noch unter dieser schlimmen
    Sonnenallergie?«
    Sören machte eine wegwerfende Bewegung mit der Hand. »Ach, vergiss Konstantin.
    Schwierig zu sein ist im Augenblick seine Hauptbeschäftigung, dicht gefolgt von schwarzen Schmierereien um die Augen herum. Das ist eine Phase, nichts Ungewöhnliches für einen Fünfzehnjährigen. Am besten, du ignorierst ihn. So machen Liv und ich das auch. Um ehrlich zu sein, hat mich heute Morgen fast der Schlag getroffen, als er nicht nur vor mir
    aufgestanden, sondern auch, ohne ein Wort zu verlieren, zu mir in den Wagen gestiegen ist.
    Er hat nicht einmal ›fiese Angeberkarre‹ oder ›Potenzprobleme lassen sich billiger beheben‹
    genuschelt, wiesonst immer, wenn ich ihn mitnehmen muss. Dabei habe ich ihm rundheraus gesagt, dass ich den ganzen Putzkram nicht umsonst eingeladen habe und dass er, wenn er mitkommt, auch mit anpacken muss. Weißt du, was er da geantwortet hat? ›Hoffentlich
    zerkratze ich mir beim Saubermachen nicht meinen frischen Nagellack. Das wäre echt
    schwul.‹ So ist Konstantin. Da macht er schon einmal den Mund auf, und dann kommt so etwas dabei heraus.«
    Obwohl Sören das Ganze wie eine Anekdote vortrug, entging Ella keineswegs der
    frustrierte Unterton. Wobei ihn das Thema Nagellack deutlich mehr zu stören schien als die Tatsache, dass Kimi normalerweise kaum mit ihm

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