Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter
vervielfacht sich, bis ich kaum noch einen klaren Gedanken fassen kann.
»Du magst es auf die harte Tour, du heißes Stück Fleisch. Das bist du doch, oder etwa nicht? Jedenfalls pfeifen das die Spatzen von den Dächern«, wispert die zweite Bernadette mir ins Ohr, bevor sie ihre feuchte Zunge hineinsteckt und erneut ihre Krallen auf
Wanderschaft gehen lässt.
Ich komme jedoch nicht dazu, sie kraft meines Willens kurzerhand unter eine kalte Dusche zu verfrachten, die sie zweifelsohne dringend nötig hat, weil gerade eine dritte Bernadette aus dem grellweißen Licht tritt. Einer Raubkatze gleich pirscht sie an ihr Spiegelbild heran, das vollkommen in seiner eigenen Lust gefangen ist. Dann lässt sie sich zwischen der schwer Atmenden und mir nieder. Der Vorteil ist, dass ich Bernadettes Geschlecht nicht länger sehen muss, weil es vom Schopf der anderen verdeckt wird. Der Nachteil ist, dass dadurch nichts besser wird. Denn das Raubtier schiebt mir auffordernd sein Hinterteil entgegen.
Ein Lichtreflex zerschneidet das Bild.
Neben mir taucht eine weitere Bernadette auf und reibt sich schneller an meiner Hüfte, als ich sie beiseiteschieben kann.
Noch ein gleißender Blitz.
Eine andere taucht hinter der Chaiselongue auf und betrachtet mit gierigem Interesse das Treiben vor sich, bevor sie anfängt, es auf ordinärste Weise zu kommentieren.
Jeder Versuch, den Traum an mich zu reißen, wird unterlaufen von Mündern an verbotenen Stellen, schlüpfrigen Geräuschen und Gestöhne. Der Geruch nach Opium ist inzwischen so stark, dass er nichts anderes als Gestank ist, der mir die Sinne raubt. Schwer und klebrig setzt er sich auf mir fest. Meine Haut brennt, als wäre sie vollkommen zerkratzt, und im Mund trage ich den Geschmack nach Bernadette, obwohl das unmöglich sein kann. Irgendeine
Bernadette beginnt, hingebungsvoll an meinen Fingern zu lutschen, und ich bin zu
benommen, um sie ihr zu entreißen.
Ich kann sie nicht länger auseinanderhalten. Es sind zu viele.
Während mein Körper endgültig auf das Treiben reagiert, ist mein Inneres wie pulverisiert.
Nicht nur meine Umgebung zerfällt in Bruchstücke und Spiegelungen, bis ich es aufgebe, mir einen Überblick zu verschaffen, sondern auch der Druck hinter meiner Stirn überlagert meine Denkfähigkeit. Ich bekomme gerade noch mit, wie ich auf die Knie gehe und eine Bernadette
– die, die sich gerade noch an mir gerieben hat? Die Beißwütige oder eine Neue? – auf mich klettert.
Einen
Moment
lang
versuche
ich,
das
Durcheinander
aus
Gliedern,
kastanienfarbenem Haar und schwarzer Spitze zu erfassen, die Hände, die über meinen
oder auch über einen der anderen Körper tanzen, die Zungenspitzen, die vordringen und kitzeln, dann spüre ich die Wärme ihres – irgendjemandes – Schoßes, der sich über mir teilt.
Das ist der Moment, in dem die zerbrochene Welt hinter meiner Stirn sich wieder
zusammenfügt und einen Neubeginn zeigt. Der ganze Raum ist erfüllt mit Sonnenlicht, die Wände sind nicht mehr auszumachen, genau wie der Kronleuchter. Der süßlich-verdorbene Gestank nach Opium ist fort, das Keuchen verstummt, die unzähligen Bernadettes sind wieder in einer einzigen vereint. Sie sitzt auf der Chaiselongue, die Arme nach hinten aufgestützt, ihre Brust hebt und senkt sich heftig. Da ich jedoch vor ihr knie, achte ich eher auf etwas anderes. Etwas, das ich nie wieder sehen will, wenn dieses Kräftemessen vorbei ist. In mir steigt Wut auf, kalt und zugleich brennend. Wieso kauere ich aufs Neue vor ihr, als hätte ich ihr verdammtes Schlafzimmer niemals verlassen?
»Du bist zu weit gegangen, aber das tust du ja immer«, sage ich.
»Nun tu mal nicht so scheinheilig, du hast es doch gewollt.« Ihr Ausdruck ist so stur und hart wie vor einigen Tagen, als sie mich in ihr Bett gezwungen hat, nur um mich zu
unterwerfen und zu demütigen.
»Du hast keine Ahnung, was ich will. Genauso, wie du nicht im Geringsten weißt, wer ich eigentlich bin. Dafür kenne ich mich jetzt mit dir aus, ich habe nämlich gesehen, wovon du träumst. Wie schön, dass unser Zusammensein dir einen Traum geschenkt hat, mit dem ich etwas anfangen kann.«
Für eine Sekunde blitzt Panik in ihren Rehaugen auf. »Du kannst ihn dir nicht nehmen!«
»Das kann ich nicht nur, wie ich dir eben schon bewiesen habe, sondern ich werde es
auch. Verabschiede dich von der Vorstellung, in Sicherheit zu sein, weil du über allem stehst.
Deine Herrschaft ist vorbei.«
»Mach dich nicht
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