Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter
was mit dir ist. Jetzt, da du deinen Traum
zurückerhalten hast.«
Sosehr er sich auch bemühte, er verstand die Frage nicht. »Was soll denn mit mir sein?«
Endlich hob sie den Kopf, und ihre Augen glitzerten wie die Sterne auf ihrem Gewand.
Schnell wischte sie mit dem Handrücken darüber, aber der Eindruck blieb. »Du bist jetzt wieder vollständig und somit ein anderer als der, der durch den Spiegel gegangen ist. Wenn man einen Traum verliert, verändert das einen, man wird zu einer anderen Person. Bei Liv ist das ebenfalls so gewesen, und an deren Traum hat sich lediglich Bernadette bedient. Wie muss das denn erst bei dir sein, da du doch einen besonders starken Traum verloren
hattest? Ich weiß, dass meine Frage in einem solchen Moment egoistisch ist, aber was empfindest du jetzt für mich?«
Zuerst wollte Gabriel ihr entgegnen, dass es die gleichen Gefühle waren wie zuvor, doch dann hielt er inne, denn es stimmte nicht. Jedenfalls nicht ganz. Da war weiterhin die Verbundenheit, die er schon bei ihrem ersten Treffen empfunden hatte, das gleiche
Verlangen, bei ihr zu sein, und dasselbe prickelnde Bedürfnis, sie zu umkreisen und an sich zu ziehen. Trotzdem hatte Ella recht: Etwas hatte sich geändert, denn es war eine neue Ebene in seinem Selbst hinzugekommen, die ihm fremd und vertraut zugleich war. Ihr
Gesicht, von nassem Haar umrahmt, ihr schmaler Körper, umschmiegt von diesem
ungewöhnlichen Gewand, ihre junge, aber niemals mädchenhafte Stimme, die Auswahl der Worte, der Ausdruck ihrer Mimik – alles, was er wahrnahm, war Teil der Frau, die er liebte.
Die er immer noch liebte – was ihn jedoch keineswegs mehr verblüffte. Ella zu lieben, war für ihn plötzlich so leicht wie das Atmen, mehr noch … wie das Schlagen seines Herzens, denn es war nichts, das er in irgendeiner Form willentlich beeinflussen konnte.
Wunderbarer Vergleich, schalt er sich selbst. Dank deines wiedererlangten Traums
mutierst du prompt zum Hobbydichter. Das ist ja grauenhaft. Wider Willen musste er grinsen.
»Du solltest nicht über mich lachen.«
»Das tue ich doch gar nicht, ich lache über mich selbst, weil ich …« Gabriel unterbrach sich, als ihm klar wurde, wie sehr Ella unter Druck stand. Sie war sich seiner Gefühle unsicher, während er nicht den geringsten Zweifel hegte. »Du brauchst dir keine Gedanken zu machen. Wenn sich zwischen uns etwas verändert hat, dann nur zum Besten. Ich konnte zuvor nicht wirklich lieben, und als die Dinge zwischen uns ins Rollen kamen, war ich darüber genauso überrascht, als wäre mir ein Paar Flügel gewachsen. Es war vollkommen neu für mich, ich musste es erst lernen und mehr noch akzeptieren. Jetzt weiß ich, warum ich mich dermaßen dumm angestellt habe. Der Traum zeigt, dass ich an einer bestimmten Stelle
meines Lebens Angst hatte, voranzugehen. Ich habe an meiner kindlichen Unschuld
festgehalten, anstatt den ersten Schritt ins Erwachsenenleben zu setzen. Für mich gab es auf der anderen Seite des Lebens nur ein großes Nichts.« Gabriel verstummte, als ihm die Ausmaße seiner Worte bewusst wurden. Er hatte sich tatsächlich mehr verändert, als er angenommen hatte. »Vielleicht muss man die Unschuld kennen, um wirklich lieben zu
können.«
Ella schüttelte den Kopf. »Das, was du an Liebe zuvor zu bieten hattest, war keinen Deut schlechter, das kannst du mir glauben. Es kommt darauf an, dass es zwischen uns eine Verbindung gibt. Was wir daraus machen, liegt an uns. Denn wenn ich dich eben richtig verstanden habe, hast du dich trotz deines verkauften Traums in mich verliebt.«
Wie nett, dass sie das für ihn formulierte, anstatt ihn auf tausend Umwegen seine Gefühle eingestehen zu lassen. Auch das war Ella: immer schnell dabei. Gabriel sah ihr in die Augen.
Mehr nicht. Als sie sie vor Ungeduld zu Schlitzen verengte, zuckten seine Mundwinkel nach oben.
»Würdest du dir das Grinsen bitte sparen und mir stattdessen eine Antwort geben? Du
liebst mich doch, oder?«
O ja, genau so gefiel sie ihm. Gleich würde sie ihm den Zeigefinger in die Brust bohren.
Bevor Ella dazu kam, küsste er sie kurzerhand.
»Das nehme ich dann mal als ein Ja«, erklärte sie atemlos, als es ihr gelang, sich von ihm zu lösen.
»Gute Idee.«
Automatisch fuhr ihr Zeigefinger in die Höhe.
Gabriel hob abwehrend die Hände. »Kein Platzverweis, Herrin. Ich werde ab jetzt auch immer folgsam sein.«
Ella lachte widerwillig, dann sagte sie: »Einverstanden, ich lasse noch einmal Gnade
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