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Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Titel: Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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eingesessener Sandfern-Adel, von Sturmflut und Nordwind persönlich geschliffen. So gesehen, war Tante Wilhelmine
    gelegentlich schwierig gewesen, aber …
    »Mir hat sie nie einen Finger in die Rippen gebohrt«, hielt Ella kleinlaut dagegen.
    »Sag ich doch: Du bist eben ein Glückskind. Das Leben liebt dich. Wahrscheinlich hast du sogar der Hälfte der Jungs in VinesGrey das Herz gebrochen mit deinem wilden
    Mädchencharme.«
    Nun schüttelte Ella energisch den Kopf. »Im Gegensatz zu dir habe ich nicht einmal eine traurige Liebesgeschichte zu bieten. Ich meine es ernst, in meinem Leben hat mir etwas Wesentliches gefehlt. Etwas, das ich nur hier finden kann.«
    »Dann wünsche ich dir viel Glück dabei. Meiner Meinung nach hat Sandfern nichts zu
    bieten, womit Träume erfüllt werden. Eher das Gegenteil.«
    Noras Worte kamen so verbittert über ihre Lippen, dass Ella ihren ganzen Mut
    zusammennahm und über den Tisch nach der Hand ihrer Freundin langte, was diese
    überraschenderweise zuließ.
    »Kannst du dich noch daran erinnern, wie wir als Kinder durch Tante Wilhelmines Garten gestreift sind? Unter dem Blätterdach, dort, wo es immer nach feuchtem Moos geduftet hat und im Herbst diese lustig gefleckten Pilze gewachsen sind, die wir nicht im
    Waldpflanzenhandbuch finden konnten? Wir haben sie dann Alice-Pilze getauft und überlegt, ob wir wohl schrumpfen würden, wenn wir ein Stück von ihnen essen.«
    Das Nicken, mit dem Nora zustimmte, war nicht mehr als eine Andeutung, aber es reichte Ella aus.
    »Das ist der Ort, dem ich verhaftet geblieben bin. Dort möchte ich wieder hin. Und wenn du willst, nehme ich dich mit.«
    Unter Ellas Hand begannen Noras Finger zu zucken, und gerade als sie dachte, sie würde sich ihr entziehen, drehte Nora ihre Hand so, dass sie Ellas umfasste. Gab es da doch noch einen Rest von ihrer alten Freundschaft?
    »Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, mich nie wieder auf deine Spinnereien
    einzulassen. Nachdem du damals fortgegangen bist, kam ich mir jahrelang wie eine
    Außenseiterin vor. Ich habe nie jemand kennengelernt, der ähnlich getickt hat wie wir beide damals in unserer Märchenwelt.« Nora biss sich auf die Unterlippe, als würde dieser kleine Schmerz ihr dabei helfen, ihre Gefühle besserunter Kontrolle zu bringen, die offenbar kräftig durcheinandergeraten waren. »Aber mein Ausflug in die Realitätwar echt nicht berauschend.
    Du musst mir nur eins versprechen: Du machst dich nicht wieder aus dem Staub und lässt mich mit dem Kopf voller wirrer Ideen zurück.«
    »Ich bleibe hier, versprochen«, sagte Ella und hatte dabei das Gefühl, mehr als ein
    Versprechen abzugeben.

Kapitel 9
    Meine Nacht, dein Traum
    Wie jedes Mal durchfährt mich ein scharfer Schnitt beim Überschreiten der
    Grenze zwischen Wachen und Träumen. Als würde ich mich dabei an einem unsichtbaren Splitter schneiden, der in mir stecken bleibt, solange ich mich in dieser Zwischenwelt aufhalte. Das Verrückte daran ist, dass sich der Schmerz richtig anfühlt, weil ichmich dann vollständig fühle, ohne es recht zu begreifen. Kaum lasseich das Gängelabyrinth der Grenze hinter mir, verschwindet der Splitter, als hätte es ihn nie gegeben. Oder als müsste ich ihn zurücklassen, um den vor mir liegenden Weg in die Träume einzuschlagen. Den Weg in verborgene Reiche, die zu betreten mir eigentlich nicht zusteht. Weil sie den Menschen gehören, die sie jede Nacht aufs Neue erschaffen. Ich sollte ein schlechtes Gewissen haben, sogar ein verdammt schlechtes, aber darin bin ich nicht sonderlich gut.
    Von allen Seiten locken mich die Stimmen der Träumenden. Sie ahnen nicht, dass sie damit eine Einladung aussprechen. Aber wie sollten sie auch? Kaum jemand ahnt, dass es Traumwandler wie mich gibt.
    Heute fällt es mir überraschend leicht, die Stimmen an mir abprallen zu lassen, obwohl ich mich ansonsten auf alles stürze, was auch nur ansatzweise Befriedigung verspricht. Jetzt interessieren mich diese Träume nicht, ganz gleich, was sie zu bieten haben. Mein Ziel steht bereits fest.
    -
    Obwohl es tiefe Nacht war, hatte die Wärme nur unmerklich nachgelassen, und die Luft war durchdrungen von Feuchtigkeit und Salz. Unten in der Bucht leckten die Wellen träge über die Hafeneinlassung und den Strand. Das gewöhnliche Grollen des Wassers, das man an
    vielen Tagen bis zum Hügel hörte, war jetzt nicht mehr als ein unterschwelliges, geradezu hypnotisierendes Tönen.
    Auf diese Stunden hatte Gabriel gewartet.
    Den

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