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Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Titel: Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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hörbar.
    »Ach, sag so etwas nicht. Damit tust du dir nur weh.«
    »Und wenn schon? Kümmert doch niemanden.«
    »Falsch, ganz falsch. Mich kümmert es.«
    Ella wusste, dass das nur ein schwacher Trost war. Die einzige Person, die Kimi von
    diesem selbstzerstörerischen Gefühl hätte befreien können, wäre Liv gewesen. Nur hatte die sich bedauerlicherweise dazu entschlossen, einen Feind in ihrem Kind zu sehen. Wie hält sie das nur durch?, fragte Ella sich, während Kimi vor Anstrengung, ein Schluchzen zu
    unterdrücken, am ganzen Körper zu zittern begann.

Kapitel 13
    Zu echt, um wahr zu sein
    Dieses Mal war das Wandeln ein Kinderspiel gewesen: Der Spiegel hatte ihn
    passieren lassen, und auch die Gänge des Labyrinths hatten sich erstaunlich schnell in den Gang vor Ellas Schlafzimmer verwandelt. Es war so einfach gewesen, dass Gabriel immer noch ganz überrascht war, als er sich auf den Rand von Ellas Bett setzte. Im Gegensatz zu dem Lärm, den das altersschwache Gestell ansonsten bei jeder Berührung veranstaltete, gab es jetzt nicht das leiseste Quietschen von sich. Als wäre da niemand. Aber er war da, in dieser besonderen Sphäre zwischen Schlaf und Erwachen. Eigentlich war diese Erfahrung nichts Neues für Gabriel, trotzdem faszinierte es ihn nach wie vor. So mussten sich Geister fühlen, falls es denn welche gab. Erst wenn er zum Bestandteil des Traumes wurde, egal, wie zurückhaltend er sich dabei verhielt, würde sich dieser Anschein von Realität verlieren.
    Wie bei seinem letzten nächtlichen Besuch hatte Ella das Laken von sich gestrampelt und schlief auf dem Bauch. Allerdings trug sie nun ein Shirt, dessen großer Ausschnitt über ihre Schulter gerutscht war.
    Sanft strich Gabriel über die Mulde zwischen ihren Schulterblättern. Eine Berührung, die er selbst nicht spürte und die ihr lediglich eine Gänsehaut verursachte. In diesem Zustand gehörten sie zwei verschiedenen Welten an, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussah. Erst wenn er Teil ihres Traums war, konnte er sie tatsächlich berühren. Doch dazu musste er sie rufen, damit sie ihre schlafende Hülle hinter sich ließ. Es bestand jedoch keine Eile, denn die Nacht war noch jung, und Ellas Schlaf befand sich in jenem Stadium, in dem ihr Körper bestenfalls durch eine Explosion geweckt werden würde.
    Gabriel warf einen Blick in Ellas gegenwärtigen Traum, der in diesem Moment nur ein
    wirres Bild ergab. Erst unter seinem Einfluss würden die einzelnen Traumsequenzen
    zueinanderfinden, sich ordnen, verfestigen, sodass Ella das Kunstwerk erschaffen konnte, das ihr Traum in Wahrheit war.
    Zunächst begriff er kaum, wovon ihr Traum handelte. Lauter berauschende
    Sinneseindrücke strömten auf ihn ein.
    Viele … viele Sonnenstrahlen auf meiner empfindsamen Haut, doch unendlich intensiver. Ich glühe, verwandle mich in flüssiges Gold und nehme erst unter seinen Berührungen wieder meine Gestalt an. Werde in Form gegossen, als sich ein schweres Gewicht auf mich senkt.
    Ein Beben durchfährt meinen Körper, ein treibender, sich rasch steigernder Rhythmus. Ich bin umfangen und zugleich erfüllt von ihm.
    Ihm … von ihm. Ganz und gar um mich herum.
    Ich kann seinen Namen nicht aussprechen, obwohl ich das überwältigende Bedürfnis verspüre, ihn hinauszuschreien. Immer wieder. Aber der Atem bleibt mir weg. Also flüstere ich ihn nur: Gabriel.
    In Sekundenschnelle zog Gabriel sich aus Ellas Traum zurück, obwohl er gerade richtig interessant zu werden versprach.
    Da schau an.
    Er kannte diese Art von Traum, den jeder Mensch mehrmals in der Nacht erlebte. Er war nicht mehr als ein lustvolles Aufleuchten zwischen all den anderen Dingen, die im Zustand des Schlafes geschahen. Normalerweise war Gabriel nicht neugierig und vermied es, mehr als nötig über die Schlafenden zu erfahren. Ihn interessierten nur die überwältigenden Traumwelten, nicht die Persönlichkeiten, die sich hinter ihnen verbargen. Zumindest war es bislang stets
    so gewesen, aber mit der schlafenden Ella vor sich war es mit ihm
    durchgegangen. Was keine große Überraschung war, hatte er doch mitbekommen, wie es
    sich für Ella anfühlte, mit ihm zusammen zu sein – zumindest in ihren Träumen. Der Eindruck ging tiefer, als er sich eingestehen mochte.
    Gabriel leckte sich über seine Lippen, die sich plötzlich ganz trocken anfühlten. Da hatte er sich doch tatsächlich in ihre Träume eingeschlichen, und zwar ganz ohne sein Zutun. Das war ihm noch nie passiert.

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