Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter
Wunde in seiner Brust unter seiner Berührung nur erregend kribbelte. Er schlief und träumte … wunderbare Dinge.
Mit einem leichten Zittern streckte Kimi die Hand aus, um das Abbild des schlafenden Gabriels zu berühren. Das Spiegelglas biss ihn in die Finger, dann verschwanden sie in der silbrigen Oberfläche. Im nächsten Augenblick konnte Kimi seine Fingerspitzen von der anderen Seite des Spiegels betrachten, wie sie die Oberfläche dort berührten. Hastig schob er die Hand trotz des Schmerzes vorwärts, tauchte mit seinem ganzen Körper ein und fand sich im nächsten Moment in Gabriels Schlafzimmer wieder.
Gabriel schlief auf der Seite, das obere Bein angewinkelt, was einer kleinen Enttäuschung gleichkam. So waren die wirklich interessanten Dinge nämlich verdeckt.
In dem goldenen Morgenlicht bewunderte Kimi die weich schimmernde Behaarung auf
seinen Unterarmen und Beinen. Bei sich selbst konnte er Derartiges nicht ausstehen und rückte jedem einzelnen Härchen mit der Pinzette zu Leibe, aber bei Gabriel lud der blonde Flaum zum Streicheln ein.
Unschlüssig, ob sein Traum wirklich darauf hinauslaufen sollte, endlich das zu tun, was er sich schon unzählige Male vorgestellt hatte, ließ Kimi sich mit den Knien auf dem Rahmen des Futons nieder, während ihm Hitze mit Feuerzungen über die Haut leckte. Schließlich streckte er die Hand aus und streichelte Gabriels langen Oberschenkel, zog sie jedoch sofort mit einem Schrei zurück.
Gabriels Haut war eiskalt, als hätte Kimi erneut das Spiegelglas und nicht lebendiges Fleisch berührt.
Als die Überraschung sich verflüchtigte, hätte Kimi beinahe über sich selbst gelacht. Was für ein verrückter Traum! Und er machte sich vor Schreck fast in die Hosen. Trotzdem gefiel ihm die Art, wie Gabriel dalag, immer weniger. Er sieht nicht aus wie ein Schlafender, sondern wie ein Toter, stellte er beklommen fest. Und tatsächlich hob und senkte sich weder Gabriels Brust, noch hatte ihn Kimis Berührung oder gar sein Schrei aufgeweckt.
Kimi drehte Gabriel auf den Rücken und legte sein Ohr auf dessen Brust.
Da war nichts zu hören.
Ein Toter. Du betest in diesem irren Traum eine wunderschöne Leiche an. Wie krank ist das denn?
Verzweifelt versuchte Kimi aufzuwachen, aber es gelang ihm nicht. Obwohl die Berührung des eisigen Fleisches ihn
ängstigte, packte er Gabriel bei den Schultern, um ihn
durchzurütteln.
In diesem Moment jedoch schlug Gabriel die Augen auf und blickte ihn geradewegs an.
»Oh.« Mehr fiel Kimi nicht ein.
Als wären Gabriels Schultern nicht unnatürlich kalt, sondern plötzlich siedend heiß, gab Kimi sie frei.
Gabriel dagegen schien sich gar nicht an seiner Berührung zu stören. Und auch nicht an seinem Aufzug oder der Tatsache, dass er bei ihm am Bett saß. Er starrte ihn nur an, ohne eine Miene zu verziehen, bis Kimi sich zu winden begann.
»Tut mir leid. Ich weiß auch nicht, was ich hier mache. Außerdem habe ich mich ziemlich erschreckt, weil du dich so eiskalt angefühlt hast, und außerdem …«
Weiter kam Kimi nicht, denn Gabriel schnappte sich seine Hand und legte sie auf seine Brust … die sich erstaunlicherweise nicht wie kühles Spiegelglas anfühlte. Ganz im
Gegenteil, sie fühlte sich so lebendig und wunderbar an, wie Kimi es sich immerzu ausgemalt hatte. Sein Körper antwortete sogleich auf diese Verlockung, und er zog peinlich berührt sein Knie bis unters Kinn, um seine Blöße zu verdecken.
Endlich zeigte Gabriel eine Reaktion: Seine Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln, das ihm jedoch völlig unähnlich war. Der Gabriel, den Kimi bislang gekannt hatte, lächelte gern und viel, es war quasi die natürliche Position seiner Lippen. Es sorgte dafür, dass man es erwiderte, selbst wenn einem nicht danach zumute war. Es sagte: »Hey, alles halb so wild.
Gleich scheint wieder die Sonne.« Kimi liebte dieses Lächeln, obwohl er alles andere als ein Sonnenanbeter war.
Jetzt jedoch war das Lächeln anders, ihm wohnte etwas Lauerndes und Seelenloses inne.
Dennoch war es äußerst attraktiv, wenn auch auf jene fiese Weise, die immer dann entsteht, sobald jemand seine Schönheit bewusst einsetzt, um an sein Ziel zu gelangen. Etwas, das Gabriel nie tat.
Instinktiv wollte Kimi zurückweichen, doch da umfasste Gabriel sein Kinn und zog ihn dicht an sich heran. So dicht, dass er eigentlich seinen Atem auf seinem Gesicht spüren müsste, aber das tat er nicht.
»Das halte ich für keine gute Idee«, brachte Kimi nicht
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