Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter
sagst, ist eine echt seltsame Angewohnheit.«
Kimi erkannte ein Ausweichmanöver, wenn er mit einem konfrontiert wurde. Da gab es nur eine Taktik: Zähne zusammenbeißen und dranbleiben, sonst würde Gabriel gleich zumachen wie eine Auster. Wenn Gabriel mit ihm über seine schmutzigen Träume reden konnte, dann konnte er ihm gegenüber ja wohl auch seine Gefühle für Ella auspacken. So viel
Seelenstriptease war nur fair.
»Ella ist meine Tante, und das finde ich so cool, wie ich es uncool finde, dass Liv und Sören, diese beiden dämlichen Pappnasen, meine Eltern sind. Nachdem wir das geklärt
haben, können wir uns da vielleicht wieder der Frage widmen, was zwischen dir und Tante Ella gelaufen ist – oder eben was vielmehr nicht gelaufen ist? Wenn ich mir das richtig zusammenreime, dann hast du es vermasselt. Da muss ja was irre schiefgelaufen sein, denn als ich gestern den Rückzug angetreten habe, hat die Luft zwischen euch gebrannt. Lauter Herzchenrauchzeichen schwirrten durch die laue Sommerbrise.«
»Kimi …« Gabriels Stimme war nicht mehr als ein mahnendes Raunen. Vielleicht lag es
aber auch nur daran, dass er in seine bereits leere Kaffeetasse sprach. Verräterischerweise mied er nämlich Kimis Blick.
»Ich bin ganz Ohr.«
Mit einem Knall stellte Gabriel die Kaffeetasse ab und lehnte sich auf seinem Stuhl so weit zurück, dass seine breite Brust besonders vorteilhaft hervortrat. Kratzt mich gar nicht, beschloss Kimi, konzentrierte sich dann aber trotzdem lieber auf Gabriels tief umschattete Augen, die ihn missmutig anblitzten.
Schließlich seufzte Gabriel ergeben. »Also gut, du Nervensäge. Die Sache war aus, bevor sie richtig losgegangen ist. Das zwischen Ella und mir, das ist sehr kompliziert.«
»Kam mir irgendwie gar nicht so vor. Ihr habt von Anfang an miteinander geflirtet. Ich würde jederzeit mit Blut unterschreiben, dass ihr gemeinsam im Kreise eurer unzähligen Nachkommen alt werdet und selbst dann nicht die Finger voneinander lassen könnt. Ihr seid beide absolut locker und immer gut drauf und …«
»Hör mal, Kleiner, ich will dich ja nicht enttäuschen, aberes ist nicht immer alles so, wie es auf den ersten Blick scheint.«
Ein schwerer Brocken stieg in Kimis Brust auf, sackte dann mit doppeltem Tempo nach
unten und riss seine Zuversicht mit. »Scheiße. Was hast du angestellt?«
»Fremdgeküsst – und damit meine ich nicht die Sache mit deinem Traum.«
»Idiot.«
Gabriel nickte zustimmend, sagte aber sogleich: »So einfach ist es nicht.«
Von der Eingangstür her erklang ein vorsichtiges Klopfen.
»Hallo, ich bin wieder da.«
Ellas Stimme.
Der Blick, den Kimi mit Gabriel austauschte, dauerte höchstens fünf Sekunden. Aber er hoffte trotzdem, alles hineingelegt zu haben, was ihm durch den Kopf ging: So oder so, du bist ein Idiot, aber das ist okay, weil du offenbar leidest und weil du Tante Ella trotzdem willst.
Ich bin dein Freund und werde dir helfen. Idioten müssen zusammenhalten.
Unterdessen sah Gabriel so aus, als würde er am liebsten durchs Fenster entwischen,
aber zuvor noch vor lauter Panik die Küchenplatte zu Kleinholz zerlegen. Zumindest konnte man auf die Idee kommen, wenn man seine Finger betrachtete, die den Rand
umklammerten, dass es knirschte.
»Ach, hier seid ihr. Guten Morgen.«
Ella betrat die Küche und sah mindestens so mitgenommen aus wie die beiden Männer
zusammen. Hinter ihr tauchte Nora auf, die Kimi für eine ziemlich dröge Tasse hielt. Die Art, wie sie sich dicht neben Ella stellte, ließ sie wie eine menschliche Buchstütze aussehen.
Da alle erwachsenen Personen im Raum schockgefroren waren, fand Kimi, dass es an der Zeit war, die Leitung zu übernehmen. »Einen wunderschönen guten Morgen. Welche von
euch Hübschen will Kaffee? Der ist zwar mittlerweile lauwarm, aber das macht nichts. Ist ja eh schon wieder heiß wie im Affenhaus. Es gibt auch noch jede Menge Frühstückszeug, falls euch der Sinn danach steht. Gabriel hatte irgendwie nicht den rechten Appetit, dabei braucht so ein großer Kerl doch dringend seine Kalorien. Tippe darauf, dass ihm was auf den Magen geschlagen ist. Was könnte das nur sein, Tante Ella? Lass mich mal überlegen …«
Ella trat mit ein paar langen Schritten auf ihn zu. »Halt mal kurz die Luft an. Was ist das da an deiner Brust?«
Oh, verflixt. Das Piercing hatte Kimi im Eifer des Gefechts glatt
Weitere Kostenlose Bücher