Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter
beider Leben zerstören?«
Nun war es an Gabriel, ein kaltes Lächeln aufzusetzen. »Ich bin doch schon so gut wie tot, aber dir steht es frei, mir einen Ausweg zu zeigen. Ich gebe dir drei Nächte. Falls ich bis dahin nichts von dir gehört habe, komme ich dich besuchen und teste meine Idee aus. Und wenn ich mich dann in deinen Traum eingeladen habe, spielen wir das kleine Spiel, auf das du so abfährst, nach meinen Regeln.«
»Das traust du dich nicht.«
Gabriel zog sie fest an sich. »Lass es drauf ankommen, Schätzchen .«
-
Gabriel lief am Strand entlang und kümmerte sich keinen Deut um die vielen anderen
Spaziergänger, die von der lauen Sommernacht angelockt wurden. In seiner Welt existierten die Menschen nicht mehr, die versonnen auf das stetig dunkler werdende Meer blickten oder die ersten Lagerfeuer entzündeten.
Eigentlich sollte ihm hundeelend zumute sein, weil er seine letzte Rückversicherung
soeben verwirkt und darüber hinaus eine üble Erpressung ausgesprochen hatte. Aber all das kümmerte ihn nicht. Er verspürte nur Erleichterung, sich gegen Bernadettes Willen
durchgesetzt zu haben. Nun war er nicht länger ihr Spielzeug, und allein das fühlte sich wie eine Befreiung an, auch wenn das Thema damit noch nicht aus der Welt war. Der von ihr verlangte Preis war höher gewesen als der des Inkubus. Der würde ihn in naher Zukunft lediglich mit seinem Hunger umbringen, Bernadette dagegen ihn noch zu Lebzeiten in ein Nichts verwandeln. Eine Hülle, die aussah wie ein Mann, aber in der nicht der Funke eines eigenen Willens loderte. Wenn er an ihr festgehalten hätte, wäre er zerbrochen, da war er sich sicher. Schließlich hatte er das letzte Zusammensein mit Bernadette kaum verkraftet.
Vielleicht war es eitel, sich an die Überbleibsel seiner Würde zu klammern, aber es fühlte sich verdammt gut an. Endlich würde er Ella in die Augen sehen können, ohne sich davor fürchten zu müssen, mit welchem Blick sie ihn ansah.
Gabriel starrte auf das Wasser, das seine Füße umspielte. Offenbar war er so in Gedanken versunken gewesen, dass er gar nicht mitbekommen hatte, wie er seine Schuhe abgestreift hatte und in die Brandung gelaufen war. Mit einem Schlag wurde ihm bewusst, dass er
jegliches Zeitgefühl verloren hatte. Die Gartenfeier war mittlerweile voll im Gange, während die Pavlova auf dem Beifahrersitz inzwischen zerschmolzen sein müsste. Ein vergnüglicher Abend voller Lachen und Erzählen würde Ella bestimmt gnädig stimmen, sodass sie ihn
wieder in ihrer Nähe duldete. Wenn er auch sonst nichts tat, er sollte die wenige Zeit nutzen, die ihm noch blieb, um zwischen ihnen alles richtigzustellen. Dennoch konnte er sich nicht losreißen.
Das Meer war lauwarm und … reinigend. Zuerst wunderte er sich, woher dieser Eindruck aufgetaucht war, aber dann bemerkte er ihn: den schweren Duft nach Opium .
Kannst du Ella wirklich unter die Augen treten?, fragte Gabriel sich.
Kapitel 25
Wolkenbruch
Wie hatte es nur so schnell Abend werden können?
Ella stand auf einem Vorplatz vor dem bewaldeten Teil des Gartens, den irgendjemand
gemäht hatte. Vermutlich Gregor, dem traute sie noch am ehesten zu, dass er den Umgang mit einer Sense beherrschte. Jetzt bildete der Küchentisch gemeinsam mit dem guten Stück aus dem Esssalon eine lange Tafel. Nora hatte sich die Mühe gemacht, Tante Wilhelmines alte Leinentischdecken zu bügeln, die dem Ensemble einen edlen Anstrich verliehen.
Eigentlich hätte Ella als Gastgeberin alles in der Hand haben und über jede Kleinigkeit Bescheid wissen müssen … nur hatte sich die Angelegenheit im Laufe der Vorbereitungen verselbstständigt. Ein gutes Zeichen, wie sie fand. Denn die Villa war schon längst nicht mehr allein ihr Baby, sondern gehörte allen, die daran mitgewirkt hatten, dass sie in neuem Glanz erstrahlte. Wobei Glanz leicht übertrieben war, aber die Villa sah auch mit Macken und Kanten wunderbar aus, Hauptsache, es regnete ihren Bewohnern künftig nicht auf den Kopf.
Obwohl der Gedanke an Regen durchaus verführerisch war: Es war so furchtbar drückend, dass ein Bad im zugewachsenen Teich eine echte Verlockung darstellte, auch wenn die
Gefahr bestand, von Schlingpflanzen in die Tiefe gezogen zu werden. Zur Hitze hatte sich im Laufe des Tages jede Menge Luftfeuchtigkeit dazugesellt, sodass sich bei Ella
feine
Schweißperlen auf dem Dekolleté sammelten. Und heute hatte sie sogar eins zu bieten –
dank Nicki, die sie mit einem Hauch von
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