Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter
sogenannten Freundinnen es so nötig habt.«
»Gute Idee, das mit dem Strippen. Meine Freundinnen werden begeistert sein, auch wenn du ja nicht viel am Leib hast, das du ablegen kannst.« In Bernadettes Augen leuchtete dieses herausfordernde Funkeln auf, mit dem Gabriel bereits seine Erfahrungen gemacht hatte.
Zweifelsohne würde sie ihn jedes weitere Wort tausendfach büßen lassen … Heute auch
noch vor Publikum … Männer zu demütigen, stand ganz oben auf ihrer Spezialitätenliste.
Gabriel musste sich zusammenreißen, damit er nicht eine Grimasse zog. Wie war er nur jemals an eine solche Frau geraten? Und Ella empfand ihretwegen Eifersucht. Wenn sie Bernadette jemals kennenlernen sollte, würde sie anschließend höchstens Verachtung für ihn empfinden, da war er sich ziemlich sicher. »Die von dir vorgeschlagene Lösung für mein Problem wird nicht hinhauen, darum habe ich über etwas anderes nachgedacht: Wenn ich keinen Traum finde, dann muss ich mich eben selbst in einen verwandeln und in dieser Welt bleiben. Ich kann mich ihr ja sowieso nicht entziehen.«
Diese Überlegung brachte Bernadette schlagartig von ihren Erniedrigungsfantasien ab.
»Blödsinn!«, zischte sie ungehalten. »Wenn du das versuchst, dann kannst du dir auch gleich die Kehle durchschneiden. Das wäre bestimmt ein angenehmerer Tod, als im Traum in
tausend Splitter zu zerspringen. Denn genau das wird dir auf jeden Fall passieren.«
»Woher willst du das wissen? Du hast es doch wohl kaum ausprobiert, oder?«
»Sehe ich etwa aus wie eine wandelnde Leiche?« Bernadette schüttelte ihren Kopf, als könne sie sich über so viel Dummheit nur wundern. »Vergiss die Idee, allein das Gespräch darüber ist komplette Zeitverschwendung. Du bist ein Mensch und kein Traum. Und erst recht kein Dämon, du Größenwahnsinniger. Was du brauchst, ist ein erneuter Lohn für den Inkubus, damit er zufrieden ist und das Interesse an dir verliert, damit du weiterhin wandeln kannst. Und jetzt los, ab mit dir auf die Terrasse.«
Über ihre harsche Abwiegelung nachdenkend, folgte Gabriel ihr ins Wohnzimmer. Dort
blieb er wie angewurzelt stehen, obwohl Bernadette ihm den Arm um die Hüften legteund ihn mitzuziehen versuchte. Draußen auf der ausgedehnten Terrasse tummelten sich unter
weißen Sonnenschirmen vier weitere Bernadettes, zwar von unterschiedlicher Größe und Haarfarbe und auch nicht ganz so kurvenreich wie das Original, aber zweifelsohne die gleiche Sorte Frau: vom Leben verwöhnt und doch mit einem Hunger ausgestattet, den er ganz bestimmt nicht zu stillen vorhatte.
Eine weißblond gefärbte Frau erblickte ihn und stieß prompt ihre Sitznachbarin an. Als diese sich umdrehte und ihn durch die weit geöffnete Schiebetür betrachtete, stockte Gabriel der Atem. Es war Liv, Ellas Schwägerin mit der spitzen Zunge. Und es hatte den Anschein, dass sie ihn ebenfalls wiedererkannte. Mit einem Haifischlächeln nickte sie ihm zu.
Entschlossen befreite er sich aus Bernadettes Griff. »Das war’s. Bis hierher und keinen Schritt weiter. Ich weiß nicht, was du mit diesem Theater bezwecken willst, aber ich bringe nicht genug Selbstbeherrschung auf, um mit fünfen von deinem Schlag fertigzuwerden.«
»Du meinst wohl Standvermögen, mein Schätzchen.« Dabei klang das Wort »Schätzchen«
wie eine Beleidigung. Genauso gut hätte sie ihn auch geradeheraus ihre Hure nennen
können. Eisern an ihrem Plan festhaltend, wollte Bernadette ihn zu sich hinabziehen, als würden sie ein paar Zärtlichkeiten austauschen. Den aufgeregt tuschelnden Zuschauerinnen musste schließlich was geboten werden, und Liv machte einen sehr interessierten Eindruck.
Sie stand sogar auf und zückte ihr Handy, als wolle sie ein Erinnerungsfoto schießen.
Gabriel wendete sich ab. »Du begreifst es einfach nicht, aber es gibt für alles eine Grenze, und die hast du gerade eindeutig überschritten. Ich sagte: Jetzt ist Schluss.«
»Leere Drohungen, du brauchst mich.« Bernadette musste trotz ihrer High Heels laufen, um ihn noch vor der Haustür einzuholen.
»Bislang habe ich nichts von dir bekommen, das ich mir nicht auch selbst hätte
zusammenreimen können. ›Hol dir einen starken Traum‹ – großartiger Vorschlag. Ich denke, ich probiere es auf eigene Faust. Und weißt du, in wessen Traum ich mein kleines
Experiment starten werde?«
Angesichts des Lächelns, das Gabriel ihr schenkte, wurde Bernadette kreideweiß. »Das kann unmöglich dein Ernst sein. Oder willst du unser
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