Dämonen-Spiele
nyaa!« krächzte es. »Ich bombardiere euch mit Stuhl, bis ihr so stinkt, daß man euch nicht ins Schloß läßt. An mir kommt ihr nicht vorbei.« Und wieder ließ er etwas fallen; es hatte die Gestalt eines kleinen Stuhls.
»Unter diesem schmutzigen Vogel kann ich nicht hindurchg e hen«, sagte Nada naserümpfend. »Das wäre unprinzessinnenhaft. Der hält sich offenbar für eine Harpyie.«
Und obwohl Bläschen keine Prinzessin war, schien sie auch nicht allzusehr darauf erpicht zu sein.
Kim hatte ebenfalls keine Lust, sich beschmutzen zu lassen.
Was war die sauberste Möglichkeit, an dieser widerlichen Kreatur vorbeizukommen? Kim blickte sich um, doch auf der Brücke gab es nichts als Kot. Sie schaute zum Graben hinüber, doch da war nur das Grabenungeheuer. Es beobachtete das ganze Geschehen sichtlich erheitert. Dann schaute Kim den Weg zurück, den sie gekommen war. Aber da war nur der Stier, der immer noch mit den Kissen kämpfte. Anstatt auf ihn einzuprügeln, schien eins der Kissen zu versuchen, den Stier zu Boden zu drücken, doch ohne großen Erfolg.
Ein Druckkissen? Kim rannte zurück, packte es und jagte wieder davon, bevor der Stier sich zu ihr umdrehen konnte. Dann schle u derte sie das Kissen gegen das Vögelchen.
Und tatsächlich fiel es auf den Vogel und drückte ihn in den ri e sigen Stuhl. Jetzt konnte er nicht mehr in die Höhe fliegen, um sie zu bombardieren. »Bäh!« krächzte der also bestuhlte Vogel.
Sie bahnten sich ihren Weg durch den Schmutz und gelangten auf die andere Grabenseite. Doch das Ende der Brücke wurde von einem Haufen Melonen versperrt. Eine besonders große Melone scheuchte gerade die andere umher. »Liebchen, komm mal hie r her«, sagte sie, worauf die angesprochene Melone herüberkam und die anderen verdrängte, die erst ein Stück ausrollten, bevor sie sich wieder niederließen. »Liebchen, geh hoch auf die Brücke.« Die andere Melone rollte auf die Brücke hoch.
Kim stand da, schaute zu und versuchte das Geschehen zu b e greifen.
»Scheuchmelonen!« rief sie schließlich. »Sie scheucht die anderen herum. Und sie sind so beschäftigt damit, daß wir an dem Haufen nicht vorbeikommen.«
Nun kannte sie zwar das Problem, doch was war die Lösung?
Kim blickte sich wieder um, fand diesmal aber nichts, was ihr hätte helfen können. Tatsächlich war inzwischen sogar der Rüc k weg über die Brücke versperrt, weil es dem Vögelchen gelungen war, das Druckkissen aufzupicken, so daß der Druck im Graben versickerte. Der Stier hatte mittlerweile die verbliebenen Kissen aufgeschlitzt; auch diese waren am Verenden. Was immer Kim würde helfen können – es mußte sich also in unmittelbarer Nähe befinden.
Bläschen beschnüffelte gerade vorsichtig die Melone, die ihr am nächsten lag. Das hatte nicht unbedingt etwas zu bedeuten; aber manchmal hatte Kim doch den einen oder anderen Einfall, wenn sie das Verhalten des Hundes beobachtete. Ob hier vielleicht ein Hinweis vorlag?
Sie musterte den sich ständig verschiebenden Melonenhaufen. Es waren Früchte verschiedener Sorten. Fast gänzlich von den anderen verdeckt lag eine, an deren Namen Kim sich nicht so recht erinnern konnte. Aber es hatte etwas zu bedeuten. So ze r marterte sie sich das Hirn, bis es ihr schließlich einfiel: eine Ka n nichtweg.
Und das war wahrscheinlich auch die Antwort. Sofern sie es ric h tig handhabte.
»Liebchen, in deinem Haufen ist ja eine Kannichtweg«, sagte sie forsch.
Die große Scheuchmelone unterbrach ihren Strom von Anwe i sungen. »Ja, ich weiß. Ich versuche sie loszuwerden, damit ich en d lich abhauen kann.«
»Du meinst wohl, ihr Name würde bedeuten, daß sie nicht weg kann«, erwiderte Kim. »Aber das stimmt gar nicht. Das ist nur ein Liedzitat. Und es ist unvollständig. Der vollständige Text lautet: ›Kann nicht weg? Das gibt es nicht!‹ Sie hat die ganze Zeit versucht es dir zu sagen, aber du hast ja nicht zugehört.«
Die Scheuchmelone war sprachlos, fing sich aber rasch wieder. »Dann nichts wie weg!« rief sie. »Liebchen, es geht los!« Und sie rollte von der Brücke und weiter um das Schloß. Die anderen M e lonen folgten ihr.
»Die große Befreiung«, murmelte Kim anerkennend. »Gewisse r maßen ein meloncholisches Ereignis.«
Jetzt war der Weg frei. Kim hatte die letzte Hürde genommen. Und so ging sie weiter, bis sie vor dem Haupttor des Schlosses stand.
Das Tor war verschlossen. Sie hob die Hand, klopfte an.
Einen Augenblick später öffnete sich das Tor.
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