Dämonen-Spiele
»Vielleicht gibt es ja noch einen anderen Weg ins Schloß.«
Sie gingen ein Stück zur Seite, doch sofort drängte sich der Gr a ben heran und quetschte den Boden fort, bis zwischen Wasser und Knochenmauer keine Lücke mehr war. Nein, einen anderen Ei n gang gab es nicht.
»Dann müssen wir wohl das Falltor nehmen«, entschied Kim. »Vielleicht können wir es ja blockieren, damit die Fangzähne sich nicht auf uns fallenlassen können.«
Doch gab es weit und breit nichts, das sich als Blockade hätte verwenden lassen. »Vielleicht können wir ja an der Mauer bis zu einem Fenster hochklettern«, schlug Nada vor. »In Schlangeng e stalt kann ich das.«
Kim versuchte, einen herausragenden Knochen zu packen, um sich daran festzuhalten, doch der war sehr glatt; außerdem gab es darüber keinen zweiten. Selbst wenn sie die Mauer emporklettern könnte, würde Kim, das wußte sie genau, irgendwann in Oh n macht fallen, noch bevor sie eine nennenswerte Höhe erreicht hatte, und dann wäre ihr ein Sturz in die Tiefe gewiß. Und wie sollte der Hund die Mauer erklettern? Das kam also nicht in Frage.
Sie seufzte. »Ich schätze, wir müssen wohl doch durch den Haupteingang. Ich möchte wetten, daß das Tor sehr schnell sein muß. Wir gehen nebeneinander, Seite an Seite. Das Falltor braucht eine gewisse Anlaufzeit. Dann dürfte es eigentlich hinter uns he r unterkrachen.«
»Das müßte es«, meinte auch Nada.
Sie stellten sich in einer Reihe auf. »Auf die Plätze, fertig, los!« rief Kim, und schon machten sie einen Satz. Sie überquerten die Schwelle – und prompt krachte das Falltor herunter. Wumm! Dicht hinter ihren Hacken bohrten sich die Fänge in den Boden. Nun war ihnen der Fluchtweg versperrt. Aber immerhin hatten sie es unversehrt geschafft.
Erst jetzt überlegte sich Kim, was wohl geschehen wäre, wenn sie sich nicht im vollkommenen Einklang bewegt hätten. Was, wenn die Hündin nicht so schnell mitgekommen und draußen ausgesperrt worden wäre? Oder, schlimmer noch, wenn sie dra u ßen aufgefressen worden wäre? Angenommen, die Hündin wäre zu früh losgelaufen und hätte den Auslösemechanismus aktiviert, so daß es Kim und Nada erwischt hätte? Es war wirklich ein ä u ßerst riskantes Unterfangen gewesen!
Kim beschloß, von nun an größere Vorsicht walten zu lassen. Sie blickte nach vorn und bemerkte einen dunklen Gang, der in den mittleren Teil des Schlosses führte. Seine Mauern bestanden aus polierten, fest miteinander verwobenen Knochen. Sie wußte zwar nicht, wie jemand Knochen hatte miteinander verweben können, doch so war es nun einmal. Das Licht reichte gerade noch, um etwas erkennen zu können.
Nun, dieser Gang mußte schließlich irgendwo hinführen. Kim trat darauf zu – und Bläschen winselte. Magie hin, Magielosigkeit her, sie lernte langsam, dem Urteil der Hündin Vertrauen zu schenken. Irgend etwas an diesem Gang war faul.
Kim ließ den Blick schweifen. An einer Ecke fehlte ein Stück, darunter lag ein Knochenfragment auf dem Boden. Mit der Zeit würde hier wohl irgendeine Skelettmannschaft vorbeikommen und das Stück wieder mit Knochenleim an Ort und Stelle befestigen.
Bläschen lief zu dem Knochenstück hinüber. Das hatte nichts zu bedeuten; der Hund beschnüffelte schließlich alles. So machte er sich mit Dingen vertraut. Doch es erinnerte Kim immerhin daran, daß es im Spiel immer einen Ausweg gab, sowie meist auch einen Hinweis auf das Durch- und Weiterkommen. Dieser heruntergefa l lene Knochensplitter war hier das einzig Ungewöhnliche. Ob das eine Spur war?
Kim ging hinüber, um den Knochen aufzuheben. Er sah ganz normal aus. Sie versuchte, ihn wieder an der Wand zu befestigen, doch er hielt nicht. Sie hatte keinen Leim dabei, um ihn festzukl e ben. So konnte sie die Reparatur nicht durchführen.
Da fiel ihr etwas anderes ein. Dies war schließlich Xanth, und e i ne der verbreitetsten Formen der Magie war hier die Illusion. Die Dinge konnten etwas zu sein scheinen, was sie in Wirklichkeit gar nicht waren. Oder sie waren eben etwas anderes als das, was sie zu sein schienen.
Kim nahm den Knochensplitter und ließ ihn ihm Gang über den Boden gleiten. Der Boden war glatt, weil die Knochen mit Leim oder Kleber verbunden und poliert worden waren. Es war, als würde man einen Eispuck über eine Eisbahn bewegen.
Da verschwand der Knochen plötzlich. Kim lächelte. »Ich gla u be, jetzt wissen wir, was an diesem Gang nicht stimmt«, sagte sie.
Sie ging auf alle viere nieder und
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