Dämonen-Spiele
nur eine Ausrede des Spiels, um die Spieler an entlegene Orte zu treiben, wo sie in Schwierigkeiten geraten würden. Hätte man den Spielern erlaubt, die verzauberten Pfade zu benutzen, wäre es mit der Herausforderung nicht allzu weit her gewesen. Wie auch immer, auf jeden Fall war es auf den Nebenwegen sicherlich interessanter.
Ein gutes Stück später erreichten sie ein Flußufer. Kim war en t täuscht; sie hatte auf ein echtes Fantasy-Spektakel gehofft. Statt dessen war es nur ein mäandernder Strom, wie es sie auch in ihrer eigenen Welt zuhauf gab. Dafür waren die Pflanzen an der Ufe r böschung um so interessanter. Sie entdeckte einen Kissenstrauch und einen Pastetenbaum. Wenn sie hier doch nur eine Mahlzeit zu sich nehmen und die Nacht zubringen könnte, um diese Dinge auch zu verwenden! Doch als bloße Spielerin war es ihr Schicksal, niemals wirklich im Land Xanth sein zu können. Kim verabscheute diese Einschränkung.
Einige Pflanzen hatte sie allerdings noch nie gesehen. Sie sahen aus wie hohle Halme, die aus dem Unterholz hervorwuchsen. »Was sind denn das für welche?« fragte sie.
Jenny betrachtete die Pflanzen. »Ach, die – Strohbeeren. Daraus trinken wir Soda.«
Strohbeeren. Das hätte sie sich eigentlich denken können. Ein Stück weiter lag ein merkwürdiger Stock auf dem Boden. Jenny nahm ihn auf und zeigte ihn Kim. Die entdeckte ein rotes Lippe n paar auf seiner Oberfläche. »Sag nichts! Laß mich raten«, sagte sie. »Ein Lippenstift.«
»Natürlich«, bestätigte Jenny. »Manche Mädchen verwenden ihn, damit ihre Lippen länger an irgendwelchen Dingen kleben können. Ich bin mir nicht sicher, warum sie das tun. Vielleicht befürchten sie, ihre Küsse könnten zu kurz sein.«
Da erbebte der Boden. Irgend etwas Großes, Stämmiges näherte sich. Jenny ging hinter einem Baum in Deckung, und Kim spähte über ihre Schulter.
Es war ein Tier mit einem rindähnlichen Körper, Hörnern und einem merkwürdigen, breitmäuligen Kopf. Es schnüffelte, nahm Jennys Witterung auf und musterte sie mit seinen Glubschaugen. »Krächz!« dröhnte es.
»Krächz?« fragte Kim.
»Na ja, das ist ein Ochsenfrosch«, erklärte Jenny.
Das Wesen sprang in den Fluß, was einen riesigen Platscher ve r ursachte, und verschwand unter der Wasseroberfläche. Wirklich ein echter Ochsenfrosch!
Sie folgten dem Fluß. Kim hoffte insgeheim, daß sie vielleicht einen Wasserdrachen zu Gesicht bekommen würde, doch das g e schah nicht. Es war wie in Mundania: Die Lebewesen waren zwar da, aber nur selten zu sehen. Vielleicht war es ja auch besser so.
»Sind wir schon südlich vom Nichts?« fragte Kim nach einer Weile. »Vielleicht sollten wir dann wieder ein Stück nach Westen gehen.«
»Das glaube ich nicht«, meinte Jenny vorsichtig.
»Ach, komm schon, sehen wir doch mal nach.« Kim entdeckte einen Weg und schlug ihn sofort ein.
»Nein, nicht!« rief Jenny. »Der ist nicht sicher!«
Aber Kim war wieder die schiere Willkür. Es war ihr zwar selbst bewußt, andererseits war ihr aber auch klar, daß sie es leid war, immer nur dem Fluß zu folgen. Sie wollte endlich den Wasserfl ü gel besichtigen – oder die Region der Erde, um sich davon zu ü berzeugen, daß ihre Karte doch stimmte.
Plötzlich stand sie vor einer Grenzlinie. Die Bäume des Waldes sahen noch einigermaßen normal aus – und dann schien da mit einemmal gar nicht mehr viel anderes zu sein. Es war keine richtige Wand oder Schlucht; sie schien sich einfach nur nicht darauf ko n zentrieren zu können. Wie seltsam!
»Halt!« rief Jenny von hinten. »Geh keinen Schritt weiter!«
»Ach, sei doch nicht albern«, versetzte Kim. »Ich kann hier doch überhaupt keinen Schritt weitergehen, selbst wenn ich wollte. Ich sehe die ganze Sache doch sowieso nur durch den Schirm.« Nur daß sie eigentlich nichts richtig sah, sondern versuchte, zu sehen.
Und so trat sie vor. Plötzlich erblickte sie vor sich eine Lan d schaft. Ein sanft gewelltes Tal mit üppigem, grünem Graswuchs, übersät von hübschen kleinen Blumen in vielen Farben. Darüber trieben angenehm anzuschauende, flauschige Wölkchen. Über einem See stiegen zarte Nebelsäulen auf, und die Luft war lieblich. »Ach, ist das schön!« hauchte sie.
Dann kippte der Anblick plötzlich und glitt zur Seite. Furchte r regend wirbelte der Boden in die Höhe. »He!« schrie Kim. »Was ist hier los?«
Szenenwechsel: Plötzlich war Jenny Elfe da, die Arme weit au s gebreitet, die Hände in irgend etwas
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