Dämonen-Spiele
dürfen jetzt nicht aufgeben.« Er hustete. »Pfui! Was für ein G e stank!«
Er nahm ihr den Eimer aus den erschlaffenden Fingern und kämpfte sich vor. Sein Atem ging keuchend. Er zitterte am ganzen Leib und schien von einem üblen Wind zurückgeweht zu werden. Doch er kämpfte sich noch ein kleines Stück vor, schloß die schmale Lücke zwischen Eimer und Schwenker. Dann hievte er den Eimer hoch, kippte ihn ein wenig und verspritzte etwas von der Flüssigkeit in den Schwenker.
Mit einem Puff! wallte eine gräßliche Dampfwolke auf. Sie ve r darb die ganze Luft. Dann dünnte sie aus und löste sich schließlich wieder auf. Das Räucherwerk war gelöscht. Zum erstenmal konnte Nada die Inschrift auf dem Schwenker erkennen: HASS.
Ein Schwall frischer Luft traf sie. Nada, die inzwischen auf dem Deck lag, atmete tief ein. Wie wunderbar! Sie hatten es geschafft! Sie hatten das Zensurschiff überwältigt. Jetzt würde der Isthmus wieder frei werden!
Da fuhr ihr ein erneuter Stoß verpestete Luft entgegen. Nada hob den Blick – und bemerkte den Schwenker am anderen Ende des Schiffs. Sie hatten ja erst einen der beiden gelöscht! Ihre Au f gabe war also erst zur Hälfte bewältigt. Sie schleppte sich hoch. Sie hatte keine Vorstellung, wie sie es jemals zum anderen Ende des Schiffes schaffen sollte, aber sie mußte es unbedingt versuchen.
»Junge, Junge, da ist ja noch einer«, sagte Dug, den Blick auf den zweiten Schwenker geheftet. »Ich glaube, das schaffe ich nicht mehr.«
Als sie wieder ein wenig klarer denken konnte, fiel Nada plöt z lich etwas auf. »Dug! Du bist ja Teil der Szene!«
Verblüfft sah er sich um. »Du scheinst recht zu haben. Wie ist das denn passiert?«
»Das bedeutet, daß du glaubst«, sagte sie.
»Ich glaube keineswegs! Ich konnte es nur nicht mitansehen, wie du dich abgeplagt hast, während ich doch derjenige war, der uns überhaupt in diese Lage gebracht hat. Das war einfach unfair.«
»Du mußt aber glauben, daß ich wirklich bin, sonst würde dir das nichts ausmachen.«
Er gaffte sie an. »Hm, vielleicht stimmt es ja doch.« Er schüttelte den Kopf, konnte nicht so recht an seinen eigenen Glauben gla u ben. »Vielleicht mußte ich einfach daran glauben, als mir klar wu r de, wie ernst die Sache ist. Ich durfte nicht zulassen, daß die Ze n sur die Oberhand behält, nicht einmal in einem Witzland wie di e sem.« Er lächelte. »Na ja, vielleicht schaffen wir es ja zusammen zu dem anderen Schwenker.«
»Vielleicht«, pflichtete sie ihm bei. »Nimm meine Hand.«
Das tat er. Dann schritten sie gemeinsam über das Deck. In der Einheit lag viel mehr Kraft, als Nada sich vorgestellt hatte. Auße r dem wußte sie nun, daß die Lösung tatsächlich funktionierte, was ihr neuen Mut einflößte. Was sie hier taten, war also nicht sinnlos; sie mußten es nur richtig machen, dann würden sie die Zensur besiegen.
Die Dämpfe wurden dichter, hatten aber nicht mehr dieselbe überwältigende Wirkung. Die beiden drängten weiter, wurden d a bei nicht einmal langsamer. Als sie den schlimmen Schwenker e r reicht hatten, hob Dug den Eimer und goß wieder etwas von der Lösung hinein. Die Dämpfe verrauchten. Von dem Schwenker ging plötzlich ein Glühen aus, aber das stammte nicht von bre n nendem Räucherwerk: Es war das Leuchten des klaren Tageslichts. Die düstere Wolke, die das Schiff umgab, verteilte sich, und das Deck hellte sich auf. Den zweiten Zensurschwenker hatten sie sehr viel müheloser besiegt als den ersten.
Nada musterte ihn genauer. Er trug die Inschrift UNWISSENHEIT.
»Haß und Unwissenheit«, murmelte Dug beeindruckt. »Die be i den Stützpfeiler der Heuchelei. Und ich gehe jede Wette ein, daß das hier auch das Narrenschiff ist. Denn nur Narren würden zula s sen, daß so schlimme Dinge die Herrschaft an sich reißen.«
»Und nur Narren würden versuchen, alle anderen daran zu hi n dern, zu sagen oder zu denken, was sie wollen«, ergänzte Nada. »Glücklicherweise gibt es davon nicht allzu viele in Xanth.«
»In Mundania gibt es davon leider reichlich«, antwortete er. »Ich schätze, das dürfte der Grund sein, daß der ganze Laden so tros t los ist.« Er blickte sich um. »Verdammt! Ich bin froh, hier zu sein!« Dann lachte er lauthals los. »He! Ich habe ja gerade geflucht! Und es ist gar nicht ausgepiepst worden. Wir haben die Zensur tatsäc h lich geschlagen.«
»Das haben wir«, bekräftigte sie. »Fürs erste. Aber sie wird mit Sicherheit zurückkehren, sobald das
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