Dämonen-Spiele
müssen uns doch erst einmal mit dem Drachen befa s sen«, wandte Jenny bestürzt ein. Das Wommppen wurde immer lauter.
»Nein, mit dieser verweichlichten Wolke«, widersprach Dug. »Wenn Fractal auch nur so viel Mumm wie eine Gemüsezwiebel besäße, hätte er den Schnee so hoch aufgetürmt, daß wir in einem Rutsch hätten hinunterfahren können, anstatt in einer wäßrigen Höhle zu landen. Aber so ist das wohl, wenn man sich auf Leute verläßt, die nichts als heiße Luft in der Birne haben.«
Diesmal ertönte ein etwas lauteres Rumpeln, dem es das nähe r kommende Wommppen allerdings gleichtat. Noch einen Auge n blick, dann würde der Spaltendrache um die Biegung kommen und sie erspähen. »Dug…«, sagte Sherlock, und er wirkte ziemlich bleich um die Kiemen, was einen hervorragenden farblichen E f fekt abgab.
»Tut mir leid«, widersprach Dug beharrlich, »aber Inkompetenz kann ich nicht straflos durchgehen lassen. Dieser Penner von einer Wolke hat seine Pflicht nicht erfüllt, so daß wir in einem Berg von Kissen landen mußten anstatt in einem Schneebett, wie es eigen t lich hätte sein sollen. Ich begreife wirklich nicht, warum die D ä monen sich solche Versager aussuchen! Die hätten doch wissen müssen, daß Flacto die Sache versieben wird.«
»Du sprichst den Namen ständig falsch aus«, übertönte Jenny mit ihrem Ruf den verdoppelten Lärm aus Rumpeln und Wommppen. »Damit machst du Fracto nur noch wütender!«
»Na und? Wen schert das schon, ob Pacto wütend wird?« brüllte Dug. »Es wird langsam Zeit, daß man diesem Feigling die Meinung sagt! Außerdem kriegt er hier unten doch sowieso kein vernünft i ges Gewitter zustande. Dieser blöde Waschlappen.«
Der Nebel am Hang ballte sich zu einer wütend wirbelnden Wolke zusammen. Blitze zuckten hervor. Das unheilschwangere Gesicht Fractos bildete sich aus und starrte auf sie herab.
Jenny kreischte auf. »Der Spaltendrache!«
»Nein, das ist bloß Lachtod, die mieseste aller Wolken. Das e r kennt man doch an dem leeren Gesichtsausdruck.«
»Ich meinte unten, am Boden. Dort!« Sie zeigte mit dem Finger danach.
Dug blickte hin. Tatsächlich, es war der Drache. Eine schlange n ähnliche, sechsbeinige Kreatur mit einem riesigen Maul voller Zähne, Dampf hervorstoßend.
Dug blieb standhaft. »Mach dir keine Sorgen«, rief er. »Facto würde es niemals wagen, den Spaltendrachen naßzumachen. De s halb kann uns dieses armselige Flauschwölkchen auch nichts a n haben.«
Sherlock sperrte den Mund auf, als wollte er auf einen Idioten einreden. Da blitzte es über seinem Schädel, was jedoch nicht von der Wolke stammte. Endlich hatte er begriffen, was Dug vorhatte. »Ja«, stimmte er ihm zu, »Wolken sind eben notorische Feiglinge.«
Fracto explodierte. In sämtliche Richtungen stoben die Wolke n trümmer auseinander; jedes davon zeigte dasselbe wütende G e sicht wie das Original. Zahnstochergroße Blitze sprühten hervor und bohrten sich in den Boden. Einer davon traf den angreifenden Drachen am Schwanz.
Der Drache fuhr herum. Der Blitz hatte ihn zwar nicht verletzt, aber gestochen. Er stieß einen kochenden Dampfschwall gegen das verbliebene Wolkenstück aus. Leider verlieh der heiße Wasse r dampf dem Ding aber nur noch zusätzliche Kraft. Der mittlere Wolkenklumpen dehnte sich heftig aus und verleibte sich die Wölkchen in der Umgebung ein. Weitere Blitze. Plötzlich bot Fracto einen recht beeindruckenden Anblick.
»Ach, alles nur Blitze, kein bißchen Schnee«, rief Dug. »Das Ding ist sowieso viel zu hitzig, um Schnee produzieren zu können.«
Die kochende Wolke wurde grau. Dann setzte der Schnee ein. Im nächsten Augenblick tobte ein Schneesturm, der den Drachen sofort völlig einhüllte.
Dug nahm die anderen hastig bei der Hand. Stumm führte er sie zum Schlitten Roberta zurück, der immer noch in dem Kisse n strauch ruhte. Sie griffen sich Kissen, um sich vor der plötzlichen Kälte zu schützen.
Sie hörten, wie der Drache nach ihnen suchte. Doch im Schneesturm war die Sicht fast gleich Null. Solange sie keinen Laut von sich gaben, würde der Drache allenfalls zufällig auf sie stoßen.
Sherlock drückte Dug anerkennend die Hand. Die List hatte funktioniert. Sie hatten es geschafft, sich vor dem Drachen zu ve r bergen.
Aber Dug wußte, daß damit noch nicht alles erledigt war. Früher oder später würde die Wolke sich verbraucht haben; dann würde der Schnee wieder schmelzen, und der Drache würde sie erwarten. Deshalb mußten sie
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