Dämonen zum Frühstück
Diener des Volkes«, gab er zurück. Er grinste und schien sich über seine Entgegnung selbst am meisten zu amüsieren.
»Was?«, wollte ich belustigt wissen.
»Nichts.« Sein Lächeln wurde breiter. »Nur so viel – ich habe gestern Abend eine Menge Zuversicht gewonnen.«
»Auf der Party?« Sie war eigentlich ganz gut verlaufen, wenn man die ganzen Umstände bedachte.
»Ja, auf der Party«, bestätigte er. »Und …«
»Und was?«
Er rutschte ein wenig zur Seite, um mit der Fingerspitze über meinen Arm fahren zu können. »Nichts Wichtiges. Ich habe nur eine neue Perspektive hinzugewonnen, die ich vorher noch nicht hatte. Ich bin jetzt optimistischer und sicher, dass ich die Wahl gewinnen werde.« Er strich eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. »Du hast den nächsten Bezirksstaatsanwalt vor dir, Liebling. Das weiß ich jetzt.«
»Ich habe das keine Minute lang bezweifelt. Warum sollten die Wähler jemand anderen wollen? Du bist der perfekte Kandidat.«
»Ein Mann für das Volk«, erklärte er. Seine Augen wanderten über meinen Körper, und sein Blick wirkte auf einmal erhitzt. »Ein Mann für eine Frau …«
Er küsste mich lange und intensiv. Ich versuchte mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass mein normalerweise aus-der-Türzur-Arbeit-stürzender Mann morgens Sex haben wollte. (Er hatte auch keinen so tollen Atem, was für Stuart ungewöhnlich war, aber ich führte das auf das Essen am Abend zuvor zurück.) Jegliches kleines Liebesabenteuer fiel jedoch in sich zusammen, als Timmys Rufe durch das Babyfon, das auf unserer Frisierkommode stand, ertönten. »Mami, Mami, Mami. Wo bist du, Mami?«
»Er wird sich noch einige Minuten gedulden müssen«, murmelte Stuart mit erotischer Stimme.
»MAMI!«
»Er klingt recht wild entschlossen«, erwiderte ich. Und ich war froh darüber (wenn ich zur Abwechslung ganz ehrlich bin). Nicht nur mein ganzer Körper schmerzte und quälte mich, sondern auch mein Verstand beschäftigte sich bereits mit den Dingen, die an diesem Tag vor mir lagen – den ganzen kleinen Details, die ich bewältigen musste, um mein Doppelleben (einigermaßen) über die Bühne zu bringen. »Ich sollte ihn wohl besser holen.«
Stuart murmelte etwas Unverständliches, rollte aber zur Seite, sodass ich mich aufsetzen konnte. Ich schwang die Beine aus dem Bett und griff nach meiner Jogginghose. Während ich über den Flur zu der heulenden Frucht meiner Lenden eilte, zog ich sie an.
Ich brauchte gute zwanzig Minuten, um dem kleinen Mann ein paar Klamotten überzuziehen und mich selbst in Jeans und ein T-Shirt des San-Diablo-Junior-HighElternbeirats zu werfen. Als ich schließlich in die Küche kam, war Stuart bereits fertig fürs Büro. Seine Haare waren noch von der Dusche feucht, und der Duft des Aftershave umgab ihn auf eine Weise, die mir einerseits vertraut war, aber andererseits auch etwas aufregend Erotisches ausstrahlte. Ich verdrängte ein Bedauern, seinem morgendlichen Vorschlag, uns zu vergnügen, nicht nachgegeben zu haben.
In diesem Moment rannte Allie in die Küche, soweit sie das in ihrer hautengen Jeans und mit den hohen Absätzen konnte. Ich warf einen tadelnden Blick auf ihre Schuhe und sah sie dann streng an. »Oh, Mami«, sagte sie. »Jenny Marston trägt auch Absätze in die Schule.«
Es gab bereits einiges an Jenny Marston, was Allie meiner Meinung nach nicht nachmachen musste. Jetzt konnte ich auch noch Schuhe zu der Liste hinzufügen. Ich zeigte auf die Treppe. »Ab nach oben«, sagte ich. »Zieh dich um.«
Sie gab ein derart lautes Stöhnen von sich, dass Timmy überrascht aufblickte. Er begann sogleich seine Backen aufzublasen und die Luft mit einem lauten Wusch-Wusch entweichen zu lassen.
»Allie«, sagte ich und klang diesmal bereits drohender.
»Hör auf deine Mutter«, warf Stuart ein, der hinter seiner Zeitung vergraben war.
»Okay Wie auch immer«, erwiderte sie und stürzte wütend davon.
Ich sah Timmy an. »Wenigstens werden wir mit dir niemals Schuhprobleme haben«, erklärte ich.
»Es sei denn, er möchte irgendwelche coolen Turnschuhe, nur weil die gerade von irgendeinem Star getragen werden«, gab Stuart zu bedenken.
Ich schnitt eine Grimasse und stellte mir eine Zukunft vor, in der ich zwar Dämonen besiegen konnte, aber von den heimtückischen Schuhbedürfnissen meiner Kinder geschlagen wurde. Keine hübsche Vorstellung.
Nach zwei weiteren Tassen Kaffee gab Stuart mir und Timmy einen Kuss, verabschiedete sich von Allie, indem er zu ihr nach oben rief, und ging in die
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