Dämonen zum Frühstück
mir zwar nicht erzählt haben, dass er in der Kathedrale gewesen war, aber dass er seine Familie liebte, war sicher.
»Danke«, flüsterte ich.
»Du musst mir nicht danken«, sagte er. »Wir sind ein Team. Ich vertraue deinen Entscheidungen. Ich wünschte nur, dass ich davon gewusst hätte, ehe ich nach Hause kam und ihn auf unserer Couch vorfand.«
»Verstehe«, erwiderte ich. »Klar, tut mir leid.« (Zu diesem Zeitpunkt hätten Sie vielleicht erwartet, dass ich ihm von Timmy und dem Kindergarten erzählen würde. Wegen dieses ganzen Wir-sind-ein-TeamGeredes und so. Aber tat ich das? Nein, ich tat es nicht. Die Tatsache, dass ich seinen Sohn in einer Kindertagesstätte untergebracht hatte, würde eine viel heftigere Reaktion auslösen als das Auftauchen eines alten Dämonenjägers in unserem Haus. Und ich muss zugeben, dass ich mich dem noch nicht stellen wollte. Noch nicht. Wenigstens fasste ich den Entschluss, es ihm am nächsten Tag zu gestehen. Oder spätestens am übernächsten. Und vielleicht würde das Goramesh-Problem bis dahin ja bereits gelöst sein, und KidSpace und wir würden wieder getrennter Wege gehen. Dieser Illusion durfte ich mich doch hingeben, oder?)
Wir kehrten in die Küche zurück, wobei ich es eiliger hatte als Stuart. (Ich befürchtete eigentlich nicht, dass Eddie allzu viel verraten würde. Selbst wenn er etwas sagte, würde ihm Allie sowieso nicht glauben. Aber trotzdem wollte ich für den Fall der Fälle in der Nähe sein.) Stuart öffnete die Tür zur Küche und grinste mich an.
»Ich bin froh, dass Allie in diesen Selbstverteidigungskurs geht«, sagte er. »Ich finde es irgendwie beruhigend, dass sie sich dann gegen Dämonen schützen kann.«
Ich erstarrte und blickte ihn mit offenem Mund an.
Stuart zwinkerte mir zu und schüttelte dann belustigt den Kopf. »Dämonen«, murmelte er. »Eines muss man dem Typen lassen: er hat wirklich eine tolle Fantasie.«
»Dann hat er also zugestimmt, dass Eddie bleiben kann?«, fragte Laura. Sie stand gegen das Waschbecken im Badezimmer gelehnt, während ich auf der geschlossenen Toilette saß und meine Finger tief im Shampooschaum auf Timmys Kopf vergraben waren.
»Blasen, Mami, mehr Blasen.«
»Warte eine Sekunde, Junge«, sagte ich zu Timmy. An Laura gewandt, meinte ich: »Ja, er hatte nichts dagegen. Zumindest nicht für den Moment.«
»Und was ist mit dem Kindergarten? Hat ihn das auch nicht gestört?«
Ich konzentrierte mich darauf, aus Timmys eingeschäumten Haaren eine Mohikanerfrisur zu formen. Laura, die nicht auf den Kopf gefallen war, lehnte sich zurück und stieß einen leisen Pfiff aus. »Du lebst gefährlich.«
Ich warf ihr einen raschen Blick zu. »In mehr als einer Hinsicht – ich weiß.«
»Das kann man wohl sagen. Irgendwelche Dämonen in letzter Zeit erwischt?«
»Irgendwie hat mich Schwester Ratched ja etwas stutzig werden lassen … Aber wenn du damit meinst, ob in letzter Zeit wieder Dämonen durchs Fenster geflogen kamen, dann kann ich deine Frage zum Glück verneinen.«
»Was willst du jetzt eigentlich tun? Wieder so richtig in deinen Beruf zurückkehren und unter den Dämonen gehörig aufräumen?«
Ich schüttelte den Kopf, ohne meine Aufmerksamkeit von Timmy abzuwenden, der gerade das Lied »Alle meine Entchen« in höchster Lautstärke von sich gab. »Nein«, sagte ich. »Ich habe mich nur aus einem einzigen Grund wieder darauf eingelassen. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um Goramesh aufzuhalten, und ich will Larson meine Erkenntnisse mitteilen, damit er sie weiterleiten kann. Aber danach lasse ich das Dämonen-Geschäft wieder hinter mir.« Ich nahm einen Waschlappen und seifte meinen Jungen damit ein. »Sie werden einen anderen Jäger finden müssen«, fuhr ich fort. »Es wird ihnen nichts anderes übrig bleiben. Das hier ist jetzt mein Leben, und das will ich nicht aufgeben.«
Laura drehte sich um und begann nachdenklich die Gegenstände auf der Ablage über dem Waschbecken zu ordnen. »Verstehe. Hast du heute eigentlich etwas im Archiv entdecken können?«
Ich fasste kurz zusammen, worauf ich gestoßen war. »Nicht gerade viel, womit sich arbeiten lässt, was?«
»Nicht in puncto Dämonen, aber was Klatsch betrifft, bist du ja ziemlich erfolgreich gewesen.«
Inzwischen war ich dabei, Timmy abzutrocknen. Dann hob ich ihn hoch und trug ihn in sein Zimmer. »Du meinst Clark Curtis?« Laura war mir gefolgt. Ich setzte den kleinen Burschen auf den Wickeltisch und beugte mich hinunter, um eine Windel aus
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