Dämonen zum Frühstück
musste.
»Okay«, sagte ich. »Es geht um Folgendes: Dämonen benutzen Menschen. Sie können von uns Besitz ergreifen, kurz nachdem wir gestorben sind oder während wir noch leben. Sie ziehen also sozusagen neben uns in unseren Körper ein.«
»Klingt ja grauenvoll.«
»Ich weiß. Einen Dämon als Untermieter. Ganz prima.« Ich winkte ungeduldig ab, weil ich mich damit momentan nicht aufhalten wollte. »Aber darum geht es gar nicht. Es geht darum, dass Dämonen nicht immer von Menschen Besitz ergreifen. Manchmal heuern sie auch Menschen an, die für sie die Dreckarbeit erledigen sollen.«
»Warum?«, wollte meine Freundin wissen.
»Aus vielerlei Gründen. Manchmal benötigen sie zum Beispiel eine Reliquie aus einer Kirche, um sie in einem dämonischen Ritual zu verwenden.«
»Und dann schicken sie einen Menschen, um sie für sie zu stehlen?«
»Genau«, sagte ich. »Und ich wette mit dir, dass die Angestellten im Schwesternheim menschlich sind – zumindest die meisten. Wahrscheinlich wissen sie gar nicht, dass etwas Seltsames passiert. Aber die anderen –«
»Wie Schwester Ratched.«
Ich nickte. »Genau. Die anderen sind dämonische Gefolgsleute.«
Laura sah mich entsetzt an. »Wieso?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Wer weiß? Vielleicht hat sie die Macht verführt? Oder das Versprechen der Unsterblichkeit? Dämonen sind gute Lügner. Sie könnten sie mit allem Möglichen geködert haben. Jedenfalls arbeiten sie für die Dämonen. Sie erledigen Dinge für sie, die diese Monster nicht selbst machen können.«
»Aber …«
Ich sah in ihrem Gesicht, dass sie auf einmal begriff, was ich zu erklären versuchte.
»Oh! Du meinst also, dass Goramesh jemanden haben muss, der für ihn in die Kathedrale geht und das holt, wonach wir suchen.«
»Ganz genau.«
»Hast du schon eine Idee, wer das sein könnte?«
»Nein.« Ich runzelte die Stirn. »Na ja. Jedenfalls keine offizielle.«
»Eine inoffizielle würde mir auch reichen«, entgegnete sie.
Auch mir hätte das fürs Erste gereicht. Da ich keine konkreten Anhaltspunkte besaß, blieb mir nichts anderes übrig, als meiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Ich holte also tief Luft. »Ich musste gerade an Clark denken. Wenn er tatsächlich erwartet hatte, das ganze Vermögen zu erben, sein Vater dann aber sein Geld der Kirche vermacht hat …«
Ich brach ab, da ich mir sicher war, dass Laura verstand, worauf ich hinauswollte.
Sie enttäuschte mich nicht. »Du weißt ja, was man über Politiker sagt: Für eine Stimme würden sie sogar ihre Seele verkaufen.« Sobald sie den Satz ausgesprochen hatte, zuckte sie zusammen und hielt sich eine Hand vor den Mund. »Oh, Mist, Kate. Ich wollte nicht –«
Ich schüttelte den Kopf. Der nach Harmonie verlangende Teil von mir wollte ihr auf die Schulter klopfen und beteuern, dass es schon in Ordnung sei. Aber ich tat es nicht. Stattdessen stand ich da, und ihre Bemerkung über Politiker hallte in meinen Ohren wider.
Stuart. Der Autounfall, den er überlebt hatte. Seine plötzliche Gewissheit, dass er die Wahl gewinnen würde. Und sein geheimnisvolles Auftauchen in der Kathedrale.
Mir lief es kalt den Rücken hinunter. Ich schloss die Augen. Das konnte nicht stimmen. Mein Mann konnte sich nicht auf einen Dämon eingelassen haben.
Oder vielleicht doch?
SECHZEHN
»Theoretisch ist es möglich, Kate«, erklärte Larson. »Es fällt mir nicht leicht, das zu sagen, aber es liegt durchaus im Bereich des Möglichen.«
Ich war einige Minuten vor acht in Larsons Büro eingetroffen, um ihn zu sprechen, ehe er in den Gerichtssaal ging. Zuvor hatte ich bei Cutter angerufen und mein Training für diesen Vormittag bei ihm abgesagt. Am Spätnachmittag wollte ich sowieso gemeinsam mit den Mädchen zu ihm. Doch jetzt bereute ich es fast, hierhergekommen zu sein. Obgleich Larson nur aussprach, was ich bereits in Erwägung gezogen hatte, wollte ich es nicht hören.
»Aber Stuart? Er ist noch nicht einmal wirklich religiös. Er geht nur in die Messe, wenn ich ihn dazu zwinge.«
»Soll das etwa ein Argument gegen seine Zusammenarbeit mit Dämonen sein?«, fragte er. Ich runzelte die Stirn, doch Larson fuhr fort. »Sie sind doch diejenige, die seine rasche Genesung nach dem Autounfall so seltsam fand.«
»Nein, das stimmt nicht.« Ich schüttelte so heftig den Kopf, dass mir beinahe der Nacken schmerzte. »Ich habe nur so vor mich hin geredet und nicht klar denken können.« Nervös rieb ich mir die Stirn, um die gewaltige Migräne, die sich ankündigte, zu
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