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Dämonen zum Frühstück

Dämonen zum Frühstück

Titel: Dämonen zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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von Kindern aus der Nachbarschaft, die vorbeikamen, um mit unserer Tochter zu spielen), und wir begannen, neidisch in die grünen Vororte zu blicken. Etwa um die Zeit, als Eric ums Leben kam, hatten wir uns gerade ernsthaft überlegt, dorthin umzuziehen. Mein Leben in der Vorstadt begann allerdings erst ganz offiziell mit Stuart.
Während der alte Kern von San Diablo noch immer ein gewisses europäisches Flair besitzt, ist der Rest der Stadt ganz und gar kalifornisch geworden – mit einem Einkaufszentrum neben dem anderen und einem Coffeeshop an jeder Ecke. (Eine leichte Übertreibung. Da ich besonders gern in Coffeeshops gehe, sollte ich mich zudem nicht beschweren.)
Soweit ich das beurteilen kann, scheint es in den allgemeinen Regeln für die Erstellung eines Einkaufszentrums zu heißen, dass mindestens eine Reinigung, ein Versicherungsagent, eine Pizzeria und ein Selbstverteidigungsstudio dazugehören mussten. Soweit ich weiß, gibt es zwischen der Highschool und unserem Haus sechs solcher Einkaufszentren.
Während ich an den verschiedenen Studios vorbeifuhr, konnte ich mal wieder feststellen, dass sie alle irgendwie geklont wirkten. Mir stieß nichts Unangenehmes auf, aber auch nichts, was von einer herausragenden Qualität zeugte. Schließlich blieb mir nichts anderes übrig, als mich allein nach dem NähePrinzip zu entscheiden. Ich parkte also vor der Victor Leung Martial Arts Academy, die Wand an Wand mit meinem nächsten Supermarkt liegt. (Dort kennen sie mich nur zu gut. Hierher komme ich, wenn ich noch schnell Milch für Tim benötige oder während des Kochens feststelle, dass ich Butter oder Sahne oder irgendetwas anderes für ein Rezept brauche, was sich aber leider nicht in meinem Kühlschrank befindet.)
»Was meint ihr?«, fragte ich die Mädchen.
Allie zuckte mit den Achseln. Mindy murmelte etwas, was ich nicht verstand. Derartig begeistert stiegen wir also aus und gingen zur Eingangstür.
Von außen wirkte das Studio sauber, und durch die Scheibe, auf der in knallroter Farbe alles von Karate bis zum Kickboxen angepriesen wurde, konnte ich eine Gruppe von Kindern sehen, die gerade mit strahlenden Gesichtern ihre Sachen aus einem Berg von Schuhen und Rucksäcken herausfischten. Ich nahm die Anwesenheit von Kindern als ein gutes Zeichen; vielleicht hatte ich meine Hausaufgaben nicht gemacht, aber andere Mütter bestimmt. Heute wollte ich mich einmal ohne zu murren an deren Rockzipfel hängen.
Ich öffnete die Tür, wodurch eine kleine Glocke zum Klingeln gebracht wurde, und wir traten ein. Die Kinder und einige Erwachsene blickten in meine Richtung, doch keiner grüßte. Mindy und Allie gingen in den hinteren Teil des Studios, wo einige Schwarz-Weiß-Fotos hingen, die offenbar bei verschiedenen Wettkämpfen aufgenommen worden waren. Ich konnte zwar nicht alles hören, was sie sagten, aber ich vernahm deutlich ein »Oh, schau dir den mal an!« und ein »Glaubst du, so etwas lernen wir auch?«.
Ich lächelte. Sie konnten zwar so tun, als ob sie das Ganze nicht interessierte, aber ich wusste es besser. Die Mädchen freuten sich darauf. Und ich ehrlich gesagt auch.
Doch in diesem Moment war ich weniger aufgeregt als verärgert. Vergiss die Nähe – wenn nicht bald jemand kam, würden wir eben wieder gehen und einen anderen Kurs buchen. Ich wollte gerade die Mädchen rufen, als sich eine Schwingtür im hinteren Teil des Studios öffnete und ein Mann eintrat. Er war Mitte dreißig und trug ein Karate-Outfit mit einem schwarzen Gürtel. Seine Haare, die fast genauso dunkel wie der Gürtel waren, hatte er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Er trug einen Dreitagebart und strahlte etwas kontrolliert Unberechenbaren aus. Er erinnerte mich irgendwie an Steven Seagal aus Alarmstufe Rot, einem von Stuarts Lieblingsfilmen. Am liebsten hätte ich ihn gefragt, ob er kochen konnte.
»Victor Leung?«, fragte ich, als er mit ausgestreckter Hand auf mich zukam.
»Nein, Sean Tyler«, sagte er.»Meine Freunde nennen mich Cutter«, fügte er mit einem Lächeln hinzu, während er mich von Kopf bis Fuß musterte. Seine Finger fühlten sich warm an, und ich bemerkte, dass ich errötete. Verdammt. Was war los mit mir?
Ich entzog ihm meine Hand. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Tyler. Ich hätte allerdings gern mit dem Besitzer gesprochen.«
»Das tun Sie.« Ich musste wohl überrascht ausgesehen haben, denn er fuhr mit leiser Stimme fort, damit die anderen im Studio ihn nicht hören konnten: »Es gibt keinen Viktor

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