Dämonen zum Frühstück
wieder aufstehen lassen?«
Unsere Augen trafen sich. Die seinen funkelten belustigt, zeigten aber auch noch etwas, was ich nicht genauer analysieren wollte. »Oder wir könnten natürlich für immer und ewig so liegen bleiben.«
»Das hätten Sie wohl gern.« Ich stieg von ihm herunter, blieb aber vorsichtshalber noch immer in Abwehrstellung und beugte mich bedrohlich über ihn. Er sah mich amüsiert von unten herauf an. Ehrlich gesagt, wollte ich ihn dringend kurz allein sprechen. Ich wollte herausfinden, ob ich es vielleicht doch mit einem Dämon zu tun hatte. Das sollte meine Tochter nicht mitbekommen. »Mädels, könntet ihr so nett sein und mir schnell vom Supermarkt etwas zu trinken holen?«
»Etwas zu trinken?«, wiederholte Mindy.
»Sie will uns nur loswerden«, erklärte Allie. »Sie will ihm den Rest geben.«
»Kluges Mädchen«, sagte ich. »Ich treffe euch dann draußen.«
»Endlich allein«, meinte Cutter, sobald sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte.
Ich starrte ihn finster an.
»He, eine schöne Frau hat mich gerade vor den Augen der Welt besiegt. Was bleibt mir da anderes als mein Humor?«
Ich musste zugeben, dass er insgesamt recht umgänglich war. »Sie haben mich erschreckt«, sagte ich.
»Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Und wie lange dauert es, bis Sie sich wieder erholt haben und aufhören, mich so grimmig anzustarren?«
Eine gute Frage. Natürlich konnte er ein Dämon sein, der nur darauf gewartet hatte, dass ich mich entschloss, in Victor Leungs oder vielmehr Cutters Studio zu trainieren; aber ich musste zugeben, dass das reichlich unwahrscheinlich war. Allerdings hätte ich vor drei Tagen auch noch behauptet, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Dämon durch mein Fenster katapultiert, gleich null war …
Ich hatte also nicht vor, irgendwelche Risiken einzugehen.
Meine Tasche hing noch immer über meiner Schulter, und nun wühlte ich in ihren Tiefen herum. Nach einer Weile fand ich das Gesuchte – das Fläschchen mit Weihwasser – und vermochte es sogar einhändig zu öffnen, ohne es herausholen zu müssen. Ich befeuchtete meine Hand damit (ganz zu schweigen von meinem Scheckbuch, den Stiften, meinem Make-up und dem Geldbeutel). »Kommen Sie einmal her«, befahl ich.
Cutter sah mich verblüfft an, gehorchte aber. Sobald er nahe genug war, streckte ich die nasse Hand aus und berührte damit seine Wange. Nichts geschah. (Okay, das stimmt nicht ganz. Cutter fluchte und stellte die Frage in den Raum, ob ich vielleicht nicht doch eine Psychopathin wäre.)
Ich trat einen Schritt von ihm zurück. »Entschuldigen Sie bitte.«
Eigentlich erwartete ich, dass er mich nun hinauswerfen würde. Stattdessen wischte er sich das Wasser mit dem Handrücken von der Wange und starrte mich an. »Haben Sie vor, mir das zu erklären?«
»Haben Sie vor, mich zu trainieren?«, gab ich zurück. »Oder den Kurs meiner Tochter zu leiten?«
Ich hoffte es. Nachdem ich nun wusste, dass es sich bei Cutter um keinen Dämon handelte, konnte ich getrost zugeben, dass er mir gefiel. Er besaß das gewisse Etwas. Und es schien ihm nichts auszumachen (jedenfalls nicht allzu viel), dass ihn eine Frau besiegt hatte. Außerdem lag sein Studio wirklich erfreulich nahe, und sein Äußeres war ja auch nicht allzu übel (ja, ja, ich weiß, ich bin schrecklich oberflächlich).
»Lady, Sie sehen mir nicht gerade so aus, als ob Sie das Training brauchten.«
»Oh doch, das tue ich«, widersprach ich. »Meine Reflexe sind zwar besser, als ich gedacht hätte, aber mein Instinkt hat erheblich nachgelassen. Ich hätte merken müssen, dass Sie mich von hinten angreifen. Es hätte Ihnen nicht gelingen dürfen, Ihre Hand auf meinen Mund zu legen. Außerdem habe ich viel zu lange gebraucht, um Sie zu Fall zu bringen. Und von den blauen Flecken, die mein Körper abbekommen hat, will ich gar nicht erst sprechen.«
»Davon, dass Sie mich einmal auf die Matte gelegt haben?«
Ich gab ein unverständliches Brummeln von mir. Ich wollte ihm nicht erzählen, dass ich in nur drei Tagen in drei Kämpfe verwickelt gewesen war. Allie mochte vielleicht von meinen Fähigkeiten beeindruckt sein, einen Selbstverteidigungslehrer auf die Matte zu werfen, aber diese kleine Aktion hätte nie gereicht, einen echten Dämon zu vernichten. Ich musste wirklich wieder in Topform kommen, und bis dahin war es noch ein weiter Weg. »Ich bin noch nicht so gut, wie ich sein muss«, erklärte ich mit einem Achselzucken. So einfach war das.
»Sein muss«,
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