Dämonen zum Frühstück
Schüsseln heraus, räumte Schneebesen und Kochlöffel in die Spülmaschine und schaltete diese an. Falls jemand früher als erwartet kam, würde es so wirken, als ob ich gerade einen geschlagenen Tag mit Kochen in der Küche verbracht hätte.
Hinterhältig, ich weiß. Aber meine stete Sorge, die ganze politische Gesellschaft würde annehmen, Stuart hätte eine Niete geheiratet, wurde auf diese Weise ein wenig in Schach gehalten. (»Sie ist den ganzen Tag mit ihrem kleinen Jungen zu Hause, aber bei ihnen ist nie aufgeräumt, und kochen kann sie auch nicht. Also wirklich – was sieht er nur in ihr?«) Vielleicht leide ich unter Verfolgungswahn. Aber ich war gern bereit, das in Kauf zu nehmen und vorsichtshalber einmal so zu tun, als ob meine Sorgen tatsächlich zutrafen.
Um zehn nach sechs kehrte ich ins Haus zurück. Ich hatte Timmy bei Laura abgegeben, bis die Party vorüber war (sie ist wirklich eine Heilige). Eigentlich hatte ich erwartet, dass Stuart bereits zu Hause wäre und das Essen probierte, das er nicht anrühren sollte.
Aber kein Stuart. Ich runzelte die Stirn. Diesmal war ich mehr als nur irritiert. Schließlich war das seine Party. Das wenigste, was er tun konnte, war, zu dem Zeitpunkt einzutreffen, den er versprochen hatte.
Ich räumte noch einige Minuten lang ein paar Dinge weg, rückte die Tabletts mit Essen gerade und stellte die bereits geöffneten Weinflaschen auf dem Buffet so hin, dass die Etiketten in einer perfekten Linie verliefen. Sogar die CocktailServietten holte ich diesmal heraus (noch immer lagen einige dort, wo Stuart sie am vergangenen Freitag vermutet hatte). Der Wecker klingelte, und ich holte die Blätterteigtaschen heraus, um sie auf einer knallgelben Platte anzurichten.
Noch immer kein Stuart.
Ich schüttelte die Kissen auf der Couch aus und wollte gerade eine Fluse vom Teppich aufheben (Wie schrecklich! Wie schmutzig!), als ich hörte, wie es an der Haustür klapperte. Endlich! Ich eilte zur Haustür und öffnete sie.
Niemand zu sehen. Nur ein Werbezettel für einen Pizzaservice. Okay, gut. Ich versuchte, meine Wut im Zaum zu halten, indem ich mich daran erinnerte, dass eine rotfleckige Haut so gar nicht zu meinem perfekt aufgetragenen Make-up passte. Schließlich blieb noch eine Viertelstunde Zeit, ehe die Party beginnen sollte. Bestimmt würde Stuart gleich hier sein.
Um mich zu beruhigen und abzulenken, nahm ich den Herold aus dem Korb, der neben der Haustür steht. Während ich in die Küche zurückkehrte, schlug ich die Zeitung auf. Ich schenkte mir ein Glas Wein ein (um noch ruhiger zu werden) und breitete die Zeitung vor mir auf dem Tisch aus. Gedankenverloren überflog ich die Seiten.
Als ich zu den Lokalnachrichten kam, erstarrte ich. Mein Blick war regungslos auf die Seite gerichtet. Dort befand sich ein Farbfoto meines Dämons Richie Cunningham, der in die Kamera lächelte und sehr unschuldig wirkte. Unter dem Bild stand ein kurzer Artikel:
Nur knapp überlebte Todd Stanton Greer, Student der Literaturwissenschaften, am Samstag den Angriff eines bösartigen Hundes. »Es war furchtbar«, erklärte Kommilitonin Sarah Black, die Zeugin der Attacke wurde. »Der Hund kam einfach aus dem Nichts auf ihn zugerannt.« Die Tierheime vor Ort und die Stadtverwaltung hatten keine Erklärung, woher der Hund stammte. Falls jemand relevante Informationen hat, soll er sich bitte an die Polizei von San Diablo unter der Nummer 5553698 wenden. Greer wurde in einem kritischen Zustand in das Diablo County Medical Center eingeliefert, doch bereits am Abend konnte er wieder entlassen werden. »Es gab keinen Grund, ihn länger hierzubehalten«, erklärte Dr. Louis Sachs. »Er hat sich erstaunlich schnell erholt.«
Der Artikel war noch etwas länger, aber ich vermochte ihn nicht zu Ende zu lesen. Meine Hände zitterten einfach zu stark. Ein wild gewordener Hund – wer’s glaubt, wird selig. Die Polizei mochte vielleicht so etwas annehmen, aber ich wusste besser Bescheid. Der Hund war die Manifestation eines Dä
mons, bösartig und kaltblütig. Der einzige Grund, warum er durch die Straßen von San Diablo zog, war, um anzugreifen und zu töten. So konnte er eine menschliche Gestalt für den Dämon gewinnen, der ihn beherrschte.
Todd Greer hatte nicht überraschend überlebt. Er war Samstag gestorben. Und anschließend hatte ein Dämon das Krankenhaus verlassen, war zu mir gekommen und hatte mich bei meinen Mülltonnen angegriffen. So viel zu meinem angenehmen, sicheren Wohnviertel.
San
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