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Dämonen-Zwillinge

Dämonen-Zwillinge

Titel: Dämonen-Zwillinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gegenwart stach, als gäbe es überhaupt keine Zeit mehr. Alles war zu einem Mischmasch geworden, in dem sich die Komponenten auflösten.
    Bei ihren Überlegungen stellte Dagmar fest, dass sie selbst nur ein kleines Teil im Räderwerk der Zeiten war und sehr leicht darin zermalmt werden konnte.
    Dabei hatte sie sich gefreut, in der Gegenwart mit einem Partner zu leben, der ebenfalls Schicksalsschläge hinter sich und sie auch überwunden hatte. Beide hatten sich ihr Leben eingerichtet, trotz der gefährlichen Berufe. Sie hatten sich auch wohlgefühlt, denn bisher war noch immer alles gut gegangen, und das hatte sie auch gestärkt.
    Aber jetzt?
    Dagmar traute dem Schicksal nicht mehr. Es hatte ihr plötzlich einen Schlag versetzt, von dem sie sich so leicht nicht erholen würde.
    Die Tasse war leer. Sie hatte es kaum bemerkt. Jetzt schaute sie auf den hellen Boden. Sie versank in Gedanken, aber sie wusste nicht, an was sie dachte.
    Ein Geräusch riss sie aus diesem Zustand hervor. Sie nahm es zur Kenntnis, aber sie reagierte nicht und blieb weiterhin mit gesenktem Kopf sitzen.
    Wieder hörte sie etwas!
    Diesmal hob Dagmar den Kopf. Plötzlich war sie auch in der Lage, sich zu konzentrieren. Sie schaute sich um, aber sie sah nichts. Bis sie sich drehte und ihr Kopf sich der offen stehenden Küchentür zuwandte.
    Von dort hörte sie das Lachen.
    Es klang hell, und sie wusste auch nicht, ob eine Person oder zwei gelacht hatten.
    Eines stand fest.
    Ihre »Töchter« waren gekommen!
    Dagmar Hansen hörte, wie sie die Luft einsaugte. Sie saß auf dem Stuhl wie festgebacken, trotzdem kämpfte sie gegen den Schwindel an. Gleichzeitig verfluchte sie die Klarheit in ihrem Kopf. Lieber wäre es ihr gewesen, das Bewusstsein hätte sie aus dem Verkehr gezogen, aber das traf nicht zu. Sie war so klar wie selten, und sie hörte aus dem Flur wieder die weibliche Stimme.
    »Mutter...«
    Dagmar schloss die Augen!
    »He, Mutter!«
    Dagmar ballte die Hände zu Fäusten!
    »Wir sind da, Mutter«, wehte es an ihre Ohren. »Wir sind gekommen. Hörst du?«
    Dagmar öffnete die Augen wieder. Geht! Geht endlich! Geht sofort! Sie sprach es nicht offen aus. Die Befehle huschten nur durch ihren Kopf.
    »Willst du uns nicht begrüßen?«
    Nein, ich will nicht. Ich will es nicht! Es war tatsächlich ihr Wille, doch die Handlungen zeugten vom Gegenteil. Sie gab sich einen Ruck und stand auf.
    Es war schrecklich. Ihre Knie zitterten. Plötzlich ließ sich auch der Schweiß nicht mehr zurückhalten, und um ihr Herz herum hatte sich ein starker Ring gelegt.
    Der Gedanke an John Sinclair war nur sehr flüchtig. Es gab keinen Helfer in diesem Augenblick. Was sie jetzt unternahm, das musste sie allein durchziehen. Niemand würde ihr helfen – niemand...
    Dagmar stand auf. Am Küchentisch stützte sie sich ab. Nie war der Weg aus der Küche heraus in den Flur für sie ein Problem gewesen. Das allerdings sah jetzt anders aus. Für Dagmar hatte er sich in eine Folterstrecke verwandelt, als wäre der Fußboden mit zahlreichen Nägeln gespickt worden.
    Ihre Sohlen brannten. Das Herz schlug immer heftiger und schwerer in der Brust.
    Sie erreichte die Tür. Auf der Schwelle hielt sie kurz an. Sie musste sich fassen, um einen Blick in den Flur werfen zu können. Als sie es geschafft hatte, da fühlte sie sich wie vereist. Trotz der Vorwarnung war sie überrascht, denn im Flur hielten sich tatsächlich ihre beiden Töchter auf.
    Sie starrte nach links, ging dann weiter und stand vor ihnen. Zwei junge Frauen schauten sie an. Zwei Frauen, deren Oberkörper nackt waren. Ihre Brüste standen wie gemalt ab. Die Unterkörper waren durch lange Röcke bedeckt, und sie sahen so aus, wie Dagmar sie auch in den schrecklichen Wahrträumen gesehen hatte.
    Die Kälte klebte auf ihrem Rücken fest. Furcht hatte sie sprachlos werden lassen. Von innen und außen schienen Hände ihre Kehle zuzudrücken. Sie konnte zwar atmen, jedoch kein Wort hervorbringen. Wenn sie hätte antworten müssen, es wäre ihr nicht möglich gewesen, und so konnte sie nur abwarten.
    Es sind meine Töchter!, schoss es ihr durch den Kopf.
    Nein, es sind nicht meine Töchter!
    Das Gegenteil war sofort da. Ihr Inneres rebellierte. Sie wollte nicht, dass Dinge aus dem Ruder liefen. Sie brauchte einen klaren Gedanken, aber den konnte sie nicht fassen.
    »Willst du uns nicht begrüßen, Mutter? Willst du uns nicht umarmen? Wo wir uns doch so lange nicht gesehen haben?«
    Nein, das will ich nicht. Das kann ich

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