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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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lächerliche Hand, die mich hielt. Fünf Finger. Wie schwer konnte das schon sein?
    Aber ich hatte kaum noch die Kraft zu stehen.
    Himmel, war mir schlecht!
    So sehr ich mich auch konzentrierte, es wurde immer schlimmer. Dass sich der Raum schneller und schneller um mich zu drehen begann, machte es auch nicht gerade besser.
    Ich hätte ihm gern ins Gesicht geschrien. » Ganz recht « , wollte ich rufen. » Das ist meine Gabe. Und damit werde ich dir den Arsch aufreißen! « Aber abgesehen davon, dass mir der letzte Teil sowieso nie über die Lippen gekommen wäre, fand ich nicht einmal für die ersten Worte die nötige Kraft.
    Craig kam näher.
    Der Kerl verstärkte den Druck seiner Hand. Deutlich spürte ich jeden Finger auf meiner Stirn. » Du wirst mir gehorchen « , sagte er, und plötzlich wusste ich mit unumstößlicher Sicherheit, dass er recht hatte. » Wir werden jetzt diesen Raum verlassen. Du wirst nicht schreien, dich nicht wehren und dich meinen Befehlen nicht widersetzen. Sei ein… Scheiße! « Er sog scharf die Luft ein und machte einen Schritt nach hinten, wobei er mich mit sich riss. Sein Blick war über meine Schulter gerichtet. Mit einem Ruck ließ er mich los, machte kehrt und stürmte aus dem Raum.
    An die Wand gestützt, drehte ich mich zu Craig herum, um zu sehen, was den Kerl so erschreckt hatte. Aber es war nicht Craig gewesen, der ihn in die Flucht geschlagen hatte, sondern die blauen Schlieren, die an mehreren Stellen durch die Metalltüren der Kühlfächer sickerten. Überall dort, wo sich Tote befanden, deren Seelen noch nicht ins Licht gegangen waren. Und das waren nicht wenige.
    Ich spürte, wie sie an mir zogen und zerrten, sich meiner Lebensenergie bedienten und immer mehr davon nahmen. Sie brauchten zu viel! Sie würden mich umbringen!
    Ich sagte mir, dass das Blödsinn war. Hatte Hugh nicht erklärt, dass es bei einem menschlichen Geist nur Energie brauchte, ihn zu rufen, nicht aber, um ihn hier zu halten? Allerdings hatte er auch gesagt, dass sie die Energie, die sie zum Bleiben benötigten, aus ihrer Umgebung abziehen. Und im Augenblick war ich die einzige Energiequelle hier. Abgesehen davon hatte ich nicht die geringste Ahnung, wie viel Energie ein Dutzend Geister brauchte, um sich zu manifestieren. Womöglich reichte meine Kraft dafür nicht aus.
    Taumelnd machte ich einen Schritt auf die Kühlfächer zu.
    » Geht! « Ich wollte rufen, doch meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. » Ich brauche euch nicht mehr! Ihr seid frei! Geht ins Licht! «
    Nichts geschah. Sie zerrten weiter an mir und raubten mir meine Kraft. Die Übelkeit kam nun nicht mehr in Wellen, sondern war zum qualvollen Dauergast geworden. Aber es war nicht die Übelkeit, die mir im Augenblick die größten Sorgen bereitete, sondern die Schwäche, die sich immer weiter in mir ausbreitete. Nur noch mühsam gelang es mir, mich auf den Beinen zu halten. Wenn ich jetzt das Bewusstsein verlor, war es vorbei. Dann würden sie mir mein Leben nehmen.
    Craig stand jetzt neben mir. Er griff nach meinem Arm und stützte mich. Ich spürte die Kälte seiner Berührung, spürte, wie auch er an meiner Energie zog, obwohl er mir helfen wollte.
    » Verschwindet! «
    Was hatte Hugh gesagt? Es hatte nichts mit Worten zu tun, sondern mit Willenskraft. Wenn ich eines wirklich wollte, dann, dass das Zerren aufhörte. Ich wollte, dass die Geister verschwanden!
    Ich schloss die Augen und stellte mir vor, wie es aussehen würde, wenn das Leuchten verglomm. Kalter Stahl. Nicht der geringste blaue Schimmer. Und nichts, das an mir zog und zerrte und mir meine Lebenskraft raubte. Ein leerer Raum. Frei von Geistern. So wollte ich es haben. Ich wollte nicht sehen, wie sie aus ihren Fächern krochen. Wollte ihre Gesichter nicht sehen und ihre Gier nach Leben nicht länger spüren.
    Jeden Moment würde mir der Schädel platzen! Ich fasste mir an die Schläfen. » Haut ab! « , brüllte ich. » Ich will euch hier nicht! «
    » Sie gehen. « Es war Craigs Stimme, die durch die Panik in meinem Kopf drang.
    Zögernd öffnete ich die Augen. Er stand noch immer neben mir und hielt mich fest. Ohne ihn wäre ich gefallen. Die Wände hinter ihm schimmerten in ihrem kühlen Glanz. Rostfreier Edelstahl, frei von jeder Spur von Blau. Craig hatte recht. Die Geister zogen sich zurück. Auch Craig. Das Leuchten, das ihn umgab, wurde schwächer.
    Ich wollte ihm so vieles sagen, wollte so vieles fragen, doch als ich dazu ansetzte, schüttelte er den Kopf.

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