Daemonenbraut
ich.
Er entblößte ebenmäßige, weiße Zähne. »Sollten Sie den Eignungstest bestehen, bekommen Sie auch die Superagenten-Ausrüstung!«
»Und wenn ich doch nur eine normale Agentin bleiben will?«
»Das wäre schade, aber je nachdem, wie das Ergebnis ausfällt, können Sie auch weiterhin tun, was Sie wollen. Mit gewissen Einschränkungen natürlich.«
Die Tür glitt auf, und ich folgte seiner großen Gestalt ins Innere. »Mir ist nicht wohl, vielleicht sollte ich doch einen Diener herbeirufen?«
»Sind Sie nicht erschöpft?«
Ich schüttelte den Kopf. »Bin ich nicht.«
»Lassen Sie es trotzdem!«, wies er mich an und ging weiter, die behandschuhte Hand vor sich ausgestreckt. Nach einer Weile fiel mir auf, dass sie verborgene Zauber aufdeckte und vor Fallen schützte, und je mehr ich davon sah, umso dringender wollte ich auch so einen Handschuh haben.
Wir hatten das Untergeschoss fast fertig abgesucht, als ich sie entdeckte. Vor Anspannung zitternd griff ich nach dem Arm des Dhags, der Vorbeigehen wollte. »Sie hat sich in der Abstellkammer versteckt«, sagte ich.
Die Leiche kauerte an der Wand, die Beine angezogen, das Gesicht vor Grauen erstarrt. Viel konnte man von ihr nicht mehr erkennen, denn sie war verbrannt worden.
Das war niemals Samuels Tat. Nein, ich konnte einfach nicht glauben, dass er zu so etwas in der Lage wäre. Außerdem fragte ich mich erneut, ob wir sie hätten retten können, wenn wir nicht diese verflixte halbe Stunde im Auto gewartet hätten. Das Gleiche war uns bei den Hopkins passiert.
Der Dhag sah die tote Hexe nur kurz an, dann eilte er zur Treppe und die Stufen nach oben. Ich folgte ihm aufgewühlt, obwohl ich befürchtete, dass hier nichts mehr zu retten war.
Im Obergeschoss befanden sich etliche Schlafzimmer, alle sauber aufgeräumt. Mich beschlich das seltsame Gefühl, der Kerl hatte es einzig alleine auf den Garten und seine Besitzerinnen abgesehen. Wir durchsuchten alle Zimmer, doch von der letzten Hexe fehlte jede Spur.
»Ich möchte einen Diener rufen«, informierte ich den Dhag. »Einen schwachen Sucher, er könnte Überreste aufspüren.«
Als er nickte, schnitt ich mir eine kleine Wunde und griff nach einer der vertrauten, aber schwachen Lebensformen, hinter denen sich immer Sucher verbargen. Der kleine Dämon, den ich rief, glich einem Spürhund. Er war grau und hatte eine irritierende Ähnlichkeit mit dem Geschöpf Gollum aus Der Herr der Ringe.
»Suche im Haus nach den Überresten einer Frau, die Tote unter uns ignorierend!«, befahl ich ihm.
Er hob sein plattes Gesicht und schnüffelte, dann fing er an, das Gebäude zu durchsuchen. Wir warteten. Wenn er etwas fand, erfuhr ich das sofort.
Als er zurückkehrte, seufzte ich laut. »Er hat nichts.«
Plötzlich blieb der Dämon wie angewurzelt stehen. Seine verkrümmte Hand, die er zum Laufen benutzte, hob sich und deutete über unsere Köpfe. Der Dachboden!
»Scheiße!« Ich eilte zu der Leiter, die an der Decke hing, und zog sie nach unten. Der Dämon wollte voranstürmen, doch ich bremste ihn und schickte ihn in seine Dimension zurück.
Als ich vorangehen wollte, zog Shoda mich beiseite. »Ohne Ihre Diener sind Sie hilflos gegenüber einem Hexenmeister, Miss Bernd«, warnte er mich.
Seufzend überließ ich ihm die Führung. Der Dhag erklomm die Leiter und schob die Falltür vorsichtig nach oben. Einige Sekunden lang verharrte er reglos und sah sich um, dann ging er ganz hinauf. Ich folgte ihm. Der Dachboden war stockdunkel, doch Shoda krümmte die Hand, und Hexenlichter schwirrten durch den Raum. Mir wurde schlecht, als ich sie fand. Sie war mit langen Nägeln an die Decke geschlagen worden. Zuvor hatte ihr Mörder sich noch die Mühe gemacht, sie zu häuten.
Würgend beugte ich mich nach vorne und stemmte die Hände gegen meine Oberschenkel, um nicht umzukippen. Scheiße! Scheiße! Es war mir mehr als unangenehm, diese Schwäche vor dem Dhag zu zeigen, aber ich konnte mich nicht beherrschen, der Anblick war zu grausam.
»Das alles sieht nach einem Strafurteil aus«, murmelte Shoda.
Ich nickte, bemüht, nicht tief einzuatmen, denn nun drang mir auch der widerliche Gestank von Blut und Exkrementen in die Nase.
»Schwarze Magie ruft Unheil hervor«, fuhr der große Mann fort. »Ich halte es durchaus für möglich, dass der Hexenrat diese Exekution befohlen hat. Wir wissen leider nicht viel von ihm, können ihm deswegen auch nichts zur Last legen.«
»Entschuldigen Sie, aber ich muss hier raus!« Ohne
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