Daemonenbraut
Eignungstest für die Dhag-Einheit gemacht?«, wollte der Mann wissen.
»Nein, weil ich nicht daran interessiert bin, meine Abteilung zu verlassen«, antwortete ich ehrlich, während ich versuchte, Julius wach zu bekommen. Er stöhnte zwar leise, doch er blieb weiterhin bewusstlos.
»Ich fürchte, wir müssen darauf bestehen, dass Sie den Test machen«, erklärte der männliche Dhag ruhig. Seine Augen schienen hinter der Brille golden aufzuleuchten.
»Ich glaube nicht, dass man dazu gezwungen werden kann«, entgegnete ich barsch.
Der hochgewachsene Dhag lächelte sanft. »Ich werde meinem Vorgesetzten berichten, dass Sie erneut einen Parany gerufen haben. Das wird Ihre Suspendierung nach sich ziehen, gefolgt von einer Kündigung.«
Verdammtes Arschloch! »Ach, Sie meinen den Test, sagen Sie das doch gleich!« Am liebsten hätte ich dem Kerl in den Hintern getreten, bis mir der Fuß abfiel. »Selbstverständlich werde ich diesen Test mit Freude machen.«
»Nun werden Sie doch nicht so sarkastisch«, meinte der Dhag lächelnd.
Ich ließ meinen Frust an Julius aus, indem ich ihn grob wach rüttelte. »Komm zu dir!«, schnaubte ich und atmete erleichtert auf, als er endlich die Augen öffnete.
»Scheiße«, krächzte mein Partner und hielt sich den Kopf. »Wieso hast du ihn nicht aufgehalten?«
»Ich habe nicht damit gerechnet, dass er so etwas macht. Es tut mir leid«, entschuldigte ich mich und half ihm auf die Beine.
Julius blickte nach vorne und stieß ein mürrisches Brummen aus, als er die Dhags sah. »Was wollen die hier?«
Keine Ahnung, wollte ich schon sagen, doch ich schluckte es hinunter. »Ich fahre ich dich ins Krankenhaus.« »Mir fehlt nichts«, wehrte er ab. »Ein paar blaue Flecken, ansonsten geht es mir gut. Gib mir nur ein paar Minuten.«
Ich nickte und führte ihn zu einem steinernen Stuhl, der das Chaos wie durch ein Wunder überlebt hatte, dann eilte ich zu dem zerstörten Altar, wo sich der weibliche Dhag aufhielt.
»Sie ist tot«, sagte sie, als ich sie erreicht hatte.
Ich fluchte leise. Die Hexe sah aus, als sei sie bei lebendigem Leib gekocht worden. Suchend blickte ich mich um. »Wo sind die anderen beiden?«
»Nicht im Garten«, warf der schwarze Dhag ein.
Ich starrte zum Haus. »Es sind Drillinge. Schwer zu glauben, dass sie sich in einer so brenzligen Situation getrennt haben sollen.«
»Vielleicht war die Angst größer als die familiären Bande«, mutmaßte die Frau.
Seufzend sah ich beide an. »Irgendwie habe ich das ungute Gefühl, dass ich Sie beide in Zukunft öfter sehen werde, als mir lieb ist. Vielleicht sollten wir uns vorstellen?«
Der Mann grinste breit. »Sie haben natürlich recht, Miss Bernd. Dies ist meine Partnerin Camilla Weinstein, mein Name ist Jason Shoda.«
»Sehr erfreut«, entgegnete ich trocknen, obwohl ich mich nicht freute.
Langsam erhob ich mich aus der Hockstellung, aus der ich die Leiche betrachtet hatte. »Nun, Mister Shoda, ich sehe mich mal im Haus um«, meinte ich und ging auf den Hintereingang zu.
Der Dhag folgte mir so selbstverständlich und gelassen, dass ich am liebsten vor Wut geschrien hätte, aber ich ließ mir nichts anmerken.
»Ich will nur verhindern, dass Sie sich gezwungen sehen, einen weiteren Parany zu rufen«, erklärte er lächelnd und zog sich einen Handschuh an, der so speziell war, dass ich ihn lange musterte. Vom Schnitt her lag er eng an und war schwarz, bis auf ein Symbol auf der Hand-Außenseite, das silbern aufschimmerte.
»Warum sollte ich keine Diener rufen dürfen?«, wollte ich wissen.
»Wir rufen keine so starken Dämonen unvorbereitet, und Sie haben es schon zweimal getan«, entgegnete er ernst. »Es gibt Regeln in Ihrem und meinem Beruf. Fast jeder macht den Eignungstest der Dhag-Einheit, so behalten wir alle schön im Blick. In den vergangenen Jahrtausenden und seit dem Ausbruch des Virus hat es nur eine Handvoll Dämonenbräute geschafft, Paranys zu rufen, und nur eine einzige war in der Lage, einen Parany zu unterwerfen, der einer Kriegerkaste entstammte. Danach wurde sie senil.«
Die Legende, Johanna Hedwig, durchfuhr es mich. Jene mächtige Dämonenbraut, die ich als Kind so sehr bewundert hatte. »Aber mir geht es gut, der Parany war unter meiner Kontrolle«, widersprach ich störrisch.
»Deswegen bin ich ja so beunruhigt.« Agent Shoda spreizte die Finger und glitt mit dem Handschuh über die Tür, kurz darauf hörte ich, wie im Haus die angelegten Zauber brachen.
»Schickes Teil«, meinte
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