Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
irgendwohin gehen, wo wir ungestört sind.“
Eric nickte. Sie verließen die Reithalle, überquerten den Innenhof und hielten auf ein niedriges, holzgetäfeltes Nebengebäude zu, Erics Werkstatt. Hierher zog er sich seit sie ihn kannte zurück, wenn er Ruhe und Abstand brauchte. Das Dach des Hauses war tief heruntergezogen und verschwand unter einer gut fünfzehn Zentimeter hohen Schneehaube. Reste von Eis und verharschtem Schnee, vermischt mit dem feinen Schotterbelag knirschten unter den Sohlen ihrer Stiefeln. Ihr Ziehvater drückte die Klinke der alten Holztür herunter, die sich mit einem leisen Knarren öffnete. Das Innere des Raumes war durch das Feuer des Kanonenofens völlig überhitzt und durch die kleinen Sprossenfenster fiel um diese Tageszeit nur noch spärliches Licht. Eric drehte den schwarzen Bakelitschalter eine halbe Umdrehung nach rechts, mit dem Knacken beim Einrasten des Schalters wurde die Werkstatt gleich darauf in sanftes, gelbes Licht getaucht. Danach ging er zu dem gusseisernen, dunkelgrauen Ofen und machte sich daran zu schaffen. Doros Blick wanderte zu den Fenstern. Entlang des Rahmens hatten sich Eiskristalle gebildet. Präzise gestaltete, filigrane Kunstwerke, wie sie in solch einer Perfektion nur die Natur hervorbringen konnte. Sie hörte das Öffnen der Ofenklappe, gefolgt vom Poltern der Eierkohlen, die aus der Kohlenschütte in die beginnendeGlut fielen. Sie drehte sich um.
Ihr Ziehvater stellte die Schütte an ihren Platz links neben dem Ofen und griff das Handtuch, das auf dem Werkzeugschrank lag. „Setz dich doch“, sagte er, während er sich den Ruß von den Händen wischte.
Doro und entschied sich für den Stuhl nahe beim Fenster, weil es dort nicht ganz so heiß erschien.
Eric schenkte ihr ein verlegen wirkendes Lächeln. „Na, was gibt es denn so Dringendes?“, wollte er wissen.
Ihre Nervosität hatte sich seit ihrer Ankunft gelegt und fast war sie geneigt, alles so zu belassen, wie es war. Für einen kurzen Moment zog sie in Erwägung, ihm irgendein belangloses Thema aufzutischen, auf eine Tasse Tee zu bleiben und dann einfach wieder zu verschwinden. Aber das ging nicht. Sie war hier, um Antworten zu finden.
Sie sah ihren Ziehvater an, auch er hatte zwischenzeitlich auf dem hölzernen Drehstuhl seiner Werkbank Platz genommen. „Ich habe erfahren, dass du dich in der letzten Zeit häufiger mit Heyder triffst“, begann sie zögernd. Die Aufregung meldete sich zurück.
Eric drückte seinen Rücken gegen die Holzlehne und verschränkte die Hände in seinem Schoss. „Ja, das stimmt.“
„Darf ich fragen, was der Grund für eure Treffen ist?“
„Natürlich. Wie ich es bereits angedeutet habe, denkt er über eine Beteiligung an dem Reitstall nach.“
„Und warum will er ausgerechnet in deinen Betrieb investieren?“
„Weil ihm meine Pläne gefallen und weil ich für die Umsetzung meiner Ideen dringend einen Geldgeber brauche.“
„Warum gehst du nicht zur Bank?“
„Sei nicht albern, Doro. Du kennst meine Situation. Die würden mir nie einen Kredit geben.“
„Woher willst du es wissen, wenn du es nicht einmal versucht hast.“
Eric musterte sie befremdet. „Was stört dich daran, wenn ich Heyders Hilfe annehme? Du arbeitest doch auch für ihn.“
„Das ist etwas anderes.“ In einer abwehrenden Geste verschränkte sie die Arme vor der Brust.
„Nein. Das ist es nicht.“ Eric sah ihr direkt in die Augen, „Und jetzt erkläre mir bitte, in welche Richtung uns diese Unterhaltung bringen soll?“
„Ich weiß es nicht“, sagte sie.
„Mach mir nichts vor. Jeder einzelne Satz von dir gleicht einem Vorwurf. Was ist los?“ Erics Stimme war während der letzten Worte lauter geworden. Der Verlauf des Gesprächs brachte ihn sichtlich in Rage.
„Warum machst du ausgerechnet mit ihm gemeinsame Sache?“, fragte sie.
Erics Zorn nahm eine neue Dimension an. „Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst!“, rief er. Sein harter Unterton ließ sie unwillkürlich zusammenzucken.
„Doch, du kennst seine Ziele“, flüsterte Doro, „Wahrscheinlich sogar besser als ich.“
„Wenn du über alles so gut Bescheid weißt, warum bist du dann hier und löcherst mich mit Nichtigkeiten. Meinst du nicht, ich habe im Moment mit ganz anderen Problemen zu kämpfen“, brüllte Eric.
„Es sind keine Nichtigkeiten, wie du es nennst, das weißt du genau“, entgegnete sie, „Und um noch eins möchte ich dich bitten: Schrei mich nie wieder an.“
In den
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