Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Titel: Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Reiff
Vom Netzwerk:
seiner Iris hatte sich verändert und war nun mit einem leuchtenden Goldton unterlegt. „Und deshalb frage ich dich, wirst du mich anhören?“
    Sie bejahte stumm.
    Die Hitze des Kanonenofens hing wie eine unheilverkündende heiße Wolke zwischen ihnen. Doro schob die Ärmel ihres Pullovers hoch. Eric befeuchtete mit der Zungenspitze seine trockenen Lippen. Kleine Schweißperlen hatten sich auf seiner ordentlich rasierten Oberlippe gebildet, auch er schwitzte. Doch anstatt den dicken olivgrünen Wolltroyer auszuziehen, zog er es vor, das Fenster zu kippen.
    „Deine Herkunft macht dich außergewöhnlich und zugleich interessant“, begann er, „Vor allem für die Geschöpfe der Zwischenwelt, denn du gehörst zu den wenigen sogenannten Magischen . Wie viele dieser Menschen es weltweit gibt, kann niemand sagen. Aber mit Sicherheit nicht mehr als ein starkes Dutzend, die über eine ähnliche Abstammung verfügen wie du. Euer Schicksal ist mit dem Tag eurer Geburt vorbestimmt und es ist gleichzeitig euer Fluch.“
    Doro richtete sich auf, denn plötzlich hatte sie das Gefühl, schon mit dem nächsten Wimpernschlag zu einem Häufchen Asche zusammenzusinken. Sie räusperte sich. „Du willst mir jetzt nicht auch noch sagen, dass Dämonenblut in meinem Körper fließt?“, fragte sie tonlos.
    Eric überging ihre Frage mit einem hilflosen Schulterzucken. „Nachdem schon deine Mutter eine Magische war, haben die obersten Incubifürsten ein Mitspracherecht bei der Entscheidung, was mit dir geschieht, deshalb bot ich ihnen einen Handel an, bei dem ich dein Schicksal gegen das Leben deiner Mutter tauschte.“
    Sie war zu entsetzt, um ihm ins Wort zufallen. Stattdessen drängten sich Bilder aus den schönen Tagen ihrer Jugend in ihr Bewusstsein, die versuchten das Unfassbare, das Eric ihr gerade offenbarte, zu überblenden. Sie sah Erics strahlendes Lachen, als sie das erste Mal mit ihrem Pony ein Hindernis übersprang. Und sie spürte seinen und ihren eigenen Stolz, als er sie danach lobend in die Arme geschlossen hatte.
    Eric sprach weiter: „Ich schäme mich, das zu sagen, aber es ist nun einmal so. Ich habe deine Mutter aufrichtig geliebt. Und liebe sie immer noch.“
    „Das bedeutet, sie ist gar nicht tot?“, fragte Doro. Ihre Vorstellung klammerte sich weiterhin an die heile Welt der Vergangenheit, in der Eric nichts weiter war, als ein ganz normaler Mensch, der sie unterrichtete und förderte. Dem sie alles anvertrauen konnte und der ihr nach dem plötzlichen Verschwinden ihrer Mutter mit väterlicher Liebe versuchte, Trost zu spenden und der mit Geduld und Zuneigung alles Menschenmögliche tat, um sie auf das Leben vorzubereiten, das vor ihr lag.
    Eric schüttelte abwiegelnd den Kopf. „Das weiß ich nicht. Seit dem Tag, an dem sie uns verlassen hat, habe ich keinen Kontakt mehr zu ihr. Ich weiß nur, dass ich es nicht fertig gebracht habe, deine Mutter mit auf die andere Seite zu nehmen. Ich wollte nicht zusehen, wie aus ihr im Laufe der Jahre selbst ein Geschöpf der Zwischenwelt wird, wie sie sich verändert. Vielleicht wäre es mit ‚verwandelt’ treffender ausgedrückt. Du kannst nicht in die Welt der Dämonen spazieren und glauben, alles bliebe beim Alten. Oh, nein. Du trittst in diese Welt ein und mit den Fähigkeiten, die du mitbringst meinst du, du könntest sie beherrschen. Ein fataler Irrtum. Das Ganze dient nur einem Zweck, dich zu einem der Ihren zu machen, bis du am Ende selbst als ein Geschöpf der Nacht auf die Jagd nach Gefühlen gehst, die dich nähren, weil du keine eigenen mehr hast. Danach bist du eine Verdammte, denn du gehörst weder in die eine, noch in die andere Welt. Und genau davor wollte ich deine Mutter bewahren.“ Eric machte eine Pause. Seine goldenen Augen ruhten abwartend auf Doro. „Du denkst, ich erzähle dir irgendeinen Quatsch, nicht wahr?“, fragte er.
    Die friedvollen sonnigen Bilder zerplatzten wie Seifenblasen vor ihrem geistigen Auge. Sie rang sich ein zweifelndes Lächeln ab. „Würdest du so eine Geschichte glauben? Bis vor wenigen Augenblicken warst du einfach nur mein Ziehvater. Ich habe dir blind vertraut. Ich habe mein Innerstes mit dir geteilt und du warst immer für mich da, wenn ich dich brauchte.“
    „Das bin ich auch weiterhin, Liebes. Das verspreche ich dir. Ganz gleich, was geschieht.“
    „Bist du wirklich der Meinung, damit ist es getan? Denkst du, ich kann mal eben irgendeinen Schalter umlegen? Nein, Eric, das kann ich nicht. Ich kann akzeptieren,

Weitere Kostenlose Bücher