Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
dass du mein leiblicher Vater bist. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir genau das, mehr als einmal gewünscht. Aber zwingt mich bitte nicht dazu, den Rest zu glauben.“ Doro starrte auf den Boden, damit sie nicht länger in Erics trauriges Gesicht sehen musste.
„Diese Wahrheit ist nun einmal ein Teil deines Lebens“, sagte er leise, „So gern ich es auch täte, aber ich kann es nicht ändern, mein Kind.“
Sie hob ihren Kopf an und sah ihm direkt in die leuchtenden Augen. „Dann gib mir einen Beweis“, entgegnete sie so ruhig, wie es ihr unter den gegebenen Umständen möglich war.
Eric drehte ungläubig den Kopf zur Seite. Offensichtlich war er sich selbst nicht sicher, ob er ihrer Aufforderung Folge leisten sollte. „Nun gut“, sagte er nach einigem Zögern und schob langsam den Ärmel seines Troyers in Richtung seines Ellenbogens.
Doro blickte auf den sehnigen Unterarm und die Hand eines Mannes, dessen Leben aus harter körperlicher Arbeit bestand. Die Haut war dick, rau und an manchen Stellen schwielig.
„Hier hast du deinen Beweis“, flüsterte Eric. Im selben Moment begannen sich seine Hand und sein Unterarm zu verändern. Aus menschlichen Fingern wurden lange, knochige Glieder, an deren Enden gebogene, schwarzgraue Krallen saßen. Die wettergegerbte Haut verfärbte sich bläulich und bekam einen seidig schimmernden Glanz.
Was da vor ihren Augen geschah schockierte, lähmte und verwirrte sie, aber auch, wenn es ihr schwerfiel, sie musste erkennen, dass Eric die Wahrheit gesagt hatte.
„Los, berühre mich, falls du noch immer Zweifel hast“, forderte er Doro auf.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, ob ich dafür wirklich stark genug bin“, gab sie kaum hörbar zurück.
„Du wirst stark sein müssen, denn die obersten Dämonen haben damals meinen Handel akzeptiert und einer ihrer mächtigsten Incubifürst, sein Name ist Gelal, hat dich zu seiner Braut gewählt.“
„Wie konntest du nur solch einem Wahnsinn zustimmen?“
„In der Zwischenwelt ist das kein Wahnsinn, denn in unserer Welt hat alles seinen Preis. Wir kennen keine Güte, keine Gnade und auch kein selbstloses Handeln. Somit war ich mir auch keiner Schuld bewusst, als ich dein Leben für das deiner Mutter verpfändete.“
Doro starrte ihn fassungslos an.
Eric sprach weiter: „Dass ich einen nicht rückgängig zu machenden Fehler beging, habe ich erst mit der Zeit gelernt. Denn für meinen Verrat belegte mich der Oberste Rat mit der schlimmsten Strafe, die es für einen Dämon gibt. Anstatt mich zu vernichten, gaben sie mir einen menschlichen Leib und eine Seele und verurteilten mich dazu, dich großzuziehen und dein Leben zu schützen. Ganz so, wie es Menschenväter mit ihren Kindern machen. Du fragst dich bestimmt, was an dieser Form der Strafe so schlimm ist, nicht wahr?“
Ihr Nicken war mehr eine Andeutung, als eine echte Geste des Bejahens.
„Das wirklich Unerträgliche daran ist, das Menschsein an sich, denn jeder Tag, den ein Incubus in ein und demselben Körper verbringen muss, macht ihn ein Stückchen mehr zu dem Menschen, dessen Hülle er benutzt.“
„Und was hat das alles mit diesem Dämonenfürsten zu tun?“, fragte sie.
„Es hat begonnen. Er ist hier, um sein Pfand einzufordern. Er will dich.“
Entgeistert schüttelte sie den Kopf. Was Eric ihr gerade erzählte, überstieg bei weitem die Grenzen des Fassbaren.
Eric schien ihre Verunsicherung zu spüren und nahm ihre Hand. „Ich weiß, wie unglaublich es für dich klingen muss, aber das ist die Realität. Ich wollte es zuerst selbst nicht wahrhaben, bis der Zeitpunkt kam, an dem ich die Zeichen nicht mehr ignorieren konnte. Mit Nadine fing es an. Zuerst dachte ich, ihr in sich gekehrtes Verhalten und ihre Unkonzentriertheit wären eine typische Pubertätsgeschichte. Doch dann wirkte sie von Tag zu Tag entkräfteter und ausgezehrter und als die Veränderungen auch äußerlich sichtbar wurden, in Form von blasser, fahler Haut und diese Wahnvorstellungen dazu kamen, gab es nur noch die Erklärung, dass sie heimgesucht wurde.“
Doro entzog sich seiner väterlichen Berührung. Auch wenn in ihr die Neugier erwachte, war ihr so viel Nähe nach allem, was sie gehört hatte, unangenehm. „Wie bist du auf Gelal gekommen?“, wollte sie wissen.
„Die Geschwindigkeit, mit der Nadines Verfall voranschritt, war erschreckend schnell und massiv. Ein einfacher Incubus braucht dafür mehrere Monate, nicht aber einer der obersten Fürsten. Er ist
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