Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
sorgen, dass es so blieb. Gelal schloss die Augen, er fühlte die Wärme der Genesung, die sich über seine Adern in seinem ganzen Körper ausbreitete. Nicht mehr lange und er war bereit.
Lille saß neben Doro auf dem Sofa. Eine dreiviertel Stunde lang hatte sie einfach nur da gesessen und ihren Erzählungen gelauscht. Sie blickte vom Boden auf und sah in ein völlig fassungsloses Gesicht. Offensichtlich ging es ihrer Freundin nicht anders als ihr selbst nach dem Gespräch mit Eric. Lille alles zu erzählen, hatte sie Überwindung gekostet.
„Glaubst du mir?“, fragte Doro erstickt. Sie war den Tränen nahe. Die Enthüllungen der letzten Tage hatten an ihr gezehrt. Sie war kaum zur Ruhe gekommen und manchmal wunderte sie sich, dass sie sich überhaupt noch auf den Beinen halten konnte.
Lille legte tröstend einen Arm um Doros Schulter. „Sei mir bitte nicht böse, aber das ist mit Abstand das Verrückteste, was ich je gehört habe.“
Die haltgebende Umarmung tat gut. „Ich kann deine Reaktion verstehen, mir ist es ähnlich ergangen“, sie seufzte, „Nur leider habe ich in diesem Drama eine der Hauptrollen ergattert.“
„Wenigstens hast du deinen Humor nicht verloren. Bist du wirklich davon überzeugt, dass Eric die Wahrheit sagt?“
„Ja. Er hat mir eindeutige Beweise geliefert. Abgesehen davon ist es erschreckend, wie sich Kirchbronn in den letzten Monaten verändert hat.“
Lille rieb sich Gedanken versunken die Stirn. „Ich weiß, anfangs habe ich dir noch widersprochen, aber mittlerweile… Was hast du jetzt vor?“
„Wenn ich das wüsste. Heyder wird mir wegen diesem gottverdammten Buch die Hölle heißmachen und Alexander wird weiterhin leugnen, dass das Arcanum Daemonum existiert. Und ich? Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wo mich das alles hinführt.“ Sie strich die dicken, kastanienbraunen Haare ihres Ponys zurück. Zum ersten Mal seit Jahren war sie nicht darauf bedacht, die Narbe über ihrer linken Augenbraue zu kaschieren. „Die Zeit nach dem Unfall war schlimm, aber das hier ist die blanke Hölle. Seit Erics Geständnis, habe ich den Boden unter den Füßen verloren. Aber nicht wie damals nach dem Unfall, diesmal ist es schlimmer, denn ich weiß nicht mehr, wem ich trauen kann. Ich kann nicht sagen, welche Seite gut und welche böse ist. Momentan schwebe ich in einer Art Vakuum, aus dem ich keinen vernünftigen Ausweg finde.“
„Hast du mit Alexander darüber gesprochen?“
Doro schüttelte den Kopf und senkte den Blick. Der Gedanke an Alexander tat weh. „Nein.“
„Warum nicht?“
„Wenn Eric recht hat und dieser Dämonenfürst ihn manipuliert, ist es vielleicht tatsächlich das Beste, wenn ich mich von ihm fernhalte.“
„Ich denke, Eric übertreibt. Ich bin bestimmt kein Fan von Alexander, das weißt du, und ich gebe zu, ich finde ihn seltsam, aber ich halte ihn deswegen keineswegs für besessen.“
„Nein, besessen sind andere“, gab sie in sich gekehrt zurück, „Trotzdem werde ich ihn nicht wiedersehen.“ Ein heftiges Schluchzen erfasste ihren Körper und es gelang ihr nicht, die Tränen noch länger zurückzuhalten.
Lille versuchte sie erneut zu beruhigen. „Hey, meine Süße. Alles wird wieder gut.“
Doro machte sich aus Lilles Umarmung frei und schnellte von der Couch hoch. „Gar nichts wird wieder gut“, rief sie aus. Ihre Stimme klang angriffslustiger und schriller als sie beabsichtigt hatte. „Mach die Augen auf, Lille. Heyder benutzt unser verschlafenes Städtchen als Schaltzentrale seiner neuen Weltordnung. Wenn ihm das Buch der Dämonen tatsächlich in die Hände fällt, kann niemand sagen, was uns blüht! Mein Ziehvater ist plötzlich mein Vater. Das kann ich noch begreifen. Aber, dass er in Gestalt eines ziegenköpfigen Dämons nachts durch die Schlafzimmer fremder Frauen schleicht und ihnen durch erotische Träume die Gefühle stiehlt, ist ein ziemlich heftiger Brocken. Ganz nebenbei erfahre ich dann auch noch, dass meine Mutter nicht tot ist, sondern irgendwo im Verborgenen lebt. Du willst mir nicht ernsthaft weismachen, dass das normal ist?“
„Vielleicht kann sie dir weiterhelfen“, murmelte Lille unentschlossen.
„Wer?“
„Deine Mutter.“
„Tolle Idee! Erstens habe ich nicht den kleinsten Anhaltspunkt, wo sie sich aufhält, denn aus Eric ist nichts rauszukriegen.“
„Und zweitens?“
„Glaubst du tatsächlich, dass irgendein Mensch so eine Geschichte unbeschadet überstehen kann? Höchstwahrscheinlich ist sie
Weitere Kostenlose Bücher