Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
den Kopf und presste die Lippen zu blassen Strichen zusammen. Hilflosigkeit lag in seinen Augen. „Es ist alles ganz anders, als du denkst, mein Kind. Du kannst mir glauben, dass mir meine Entscheidung nicht leicht fällt, trotzdem ist sie der einzige Weg, dich vor deinem Schicksal zu bewahren. Heyders Beschwörungen ermöglichen es mir meine dämonische Identität anzunehmen, wenn auch nur für kurze Zeit. Auf diese Weise kann ich wenigstens versuchen, Einfluss zu nehmen, bis es soweit ist.“
In Erics Worten schwang ein beißender Unterton mit, der sie aufhorchen ließ. „Was meinst du mit bis er soweit ist ?“, fragte sie.
„Sobald sich das Arcanum Daemonum in Heyders Besitz befindet, ist der Spuk vorüber.“
Aus ihrem Zorn wurde nachdenkliches Erstaunen. „Das Geheimnis der Dämonen gibt es wirklich?“
Eric nickte. „Ja.“
„Und was glaubst du, wo sich das Buch befindet?“
„Ich vermute bei Alexander Maar. Doch solange Gelal seine schützende Hand über ihn hält, komme ich nicht an ihn heran.“
„Was geschieht, wenn du Gelal vernichtest?“
Die Vorstellung seinen Widersacher zu beseitigen schien Eric zu gefallen. „Dann ist der Rest ein Kinderspiel“, antwortete er böse schmunzelnd.
„Wieso?“, wollte Doro wissen.
„Weil Heyder dann sowohl das Buch als auch den passenden Schlüssel hätte“, entgegnete Eric, „Die Zweiundsiebzig müssten sich wohl oder übel Heyders Willen unterwerfen.“
„Von was für einem Schlüssel sprichst du?“
„Ein Normalsterblicher wäre kaum in der Lage mit dem Buch umzugehen. Spätestens, wenn er es schafft die Zwischenwelt zu betreten, ist er verloren, aber wenn er ein Wesen an seiner Seite weiß, dass die außergewöhnliche Fähigkeit besitzt, das Buch zu benutzen, dann…“
„Dann was?“ Sie ahnte, in welche Richtung das Gespräch lief und kam Erics Antwort zuvor. „Du willst mir jetzt nicht sagen, dass ich dieser Schlüssel bin?“
Jetzt war sein Lächeln offen und siegessicher. In erschreckender Weise erinnerte es an das Lächeln von Thomas Heyder. „Du begreifst schnell, meine Tochter“, sagte Eric leise, aber bestimmt, „Sobald sich das Buch in Heyders Obhut befindet, wirst du ihn heiraten. Denn selbst die mächtigsten Dämonen würden es nicht wagen, sich an ihrer Herrscherin zu vergreifen.“
„Das kannst du mir nicht antun“, flüsterte sie fassungslos.
„Du wirst tun, was ich von dir verlange.“
„Und wenn ich mich weigere?“
„Versuch es, aber du wirst einsehen, am Ende bleibt dir keine andere Wahl. Alles im Leben hat seinen Preis.“
Kapitel 21 – Bittere Entscheidungen
Er öffnete die Augen. Zwei Tage und zwei Nächte hatte er nahezu unbewegt dagelegen und abgewartet. Die erste Nacht und den drauffolgenden Tag, war er unfähig gewesen sich zu bewegen. Er hatte stoisch die Qualen durchlitten und gehofft, dass sich die Wunden schlossen, die ihm Angaraths hinterhältiger Angriff beschert hatte. Dann war sein Zustand stetig besser geworden und seine ursprüngliche Kraft durchströmte wieder seinen Körper. Angarath hatte sich als unerwartet stark erwiesen und um solch eine Stärke zu erreichen, brauchte er einen mächtigen Helfer: Thomas Heyder. Doch auch er hatte vorgesorgt und mit dem schönen Alexander einen perfekten Gegenspieler ins Rennen geschickt. Er lächelte zufrieden; seine hochgezogenen Lippen entblößten die langen, spitzen Fangzähne seines Raubtiergebisses.
Gelal nahm die Konstruktion in Augenschein, auf der das Dach der alten Mühle lastete. Von hier unten betrachtet war es ein scheinbar planloses Gewirr aus Sparren, Pfetten und Stützbalken, das seine tragende Bedeutung erst nach einer eingehenden Betrachtung offenbarte. Genauso hatte es sich mit seinen Gedanken verhalten. In den letzten beiden Tagen hatte er jedoch genügend Zeit zum Überlegen gehabt und er war zu einer Entscheidung gekommen. Sobald es seine Kräfte zuließen, würde er sich aufmachen und sie vernichten. Falls sie nicht schon die Wahrheit kannte, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie über alles Bescheid wusste. Und so wie die Dinge lagen, konnte er nicht davon ausgehen, dass sie sich auf seine Seite stellte. Er hatte versagt, daher bestand seine einzige Aufgabe von jetzt ab darin, zu verhindern, dass sie sich zusammen mit Heyder und Angarath gegen ihn und die Seinen verschwor. Im Moment befand sich das Buch der Geheimnisse an einem sicheren Ort. Noch drohte keine unmittelbare Gefahr und er musste dafür
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