Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
bedeutungsvoll, „sonst wären wir mit Sicherheit keine derart brillanten Verführer.“
„Überschätzt ihr eure Fähigkeiten nicht ein wenig?“
Alexander grinste. „Nein. Dreitausend Jahre sind eine lange Zeit. Da kannst du nicht nur eine Menge an Erfahrung sammeln, sondern auch jede Technik perfektionieren.“
Doro hatte seiner Antwort nichts entgegenzusetzen. Verlegen strich sie eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich denke, ich verstehe, was du meinst“, sagte sie in sich gekehrt, „Unsere Welt ergibt einen perfekten Kreislauf. Ihr sucht euch zufriedene Menschen aus und sorgt dafür, dass sie sich von den falschen Gefühlen leiten lassen. Wenn ihr den Menschen die schönen Emotionen genommen habt, werden diese alles daran setzen, die quälenden Geister loszuwerden, damit sie endlich wieder die Unschuld und das Glück unbeschwerter Tage erleben dürfen. Zum Tausch nehmt ihr dann ihre Seele als Pfand. Auf diese Weise sorgt ihr dafür, dass es uns im wahrsten Sinne des Wortes nicht zu gut geht.“
„Grob ausgedrückt funktioniert es genau so.“
„Und die verpfändeten Seelen bilden später die höllischen Legionen.“
„Ja. Sie stehen am untersten Ende der Hierarchie. Sie sind keine Geschöpfe der Zwischenwelt im eigentlichen Sinne, denn sie besitzen keinen Körper, aber das ändert nichts daran, dass sie die Basis unseres Systems bilden.“
„Welchen Zweck erfüllen die Legionen?“
„Sie sind für das Schicksal der Menschen zuständig. Sie sind die Geister, die jeder Mensch in sich trägt.“
„Sind diese Seelen alle böse?“
Alexander war mit dem Einräumen fertig und schloss die Schranktüren. „Das hängt von dem Hauptgeist ab, dem sie zugeteilt werden. Sie können entweder gute Schutzgeister abgeben oder sie nähren die schlechten Gedanken, bringen Krankheiten oder sogar den Tod. Und das tun sie solange, bis sie ihre Zeit abgedient haben, danach sind sie frei.“
Doro sah ihn irritiert an. „Was heißt frei?“
Alexanders Augen wanderten durch den Raum. Bis auf die Glasscherben auf dem Holzboden, die aus den zerbrochenen Scheiben der Bücherschränke stammten, erinnerte nichts mehr an die Unordnung, die Heyder und seine Leute hinterlassen hatten. „Frei bedeutet, die Seelen können sich neue Erdenbürger suchen, derer sie sich in ihrer reinen Ursprungsform annehmen.“ Er nahm ihre Hand. „Hast du nicht langsam Hunger?“
„Ein wenig schon.“
„Dann lass uns runter gehen. Rühreier auf Toast wird mein Kühlschrank noch hergeben.“
Alexander holte die Packung mit den Eiern aus dem Kühlschrank und klappte sie auf.
„Wie viele Eier willst du?“, fragte er.
„Drei.“ Doro nahm Teller aus dem alten Küchenbüffet und stellte sie auf den Tisch. „Ich habe noch eine ganze Menge zu lernen, bis ich eure Welt verstehe“, meinte sie nachdenklich.
Alexander schlug nacheinander die Eier auf. „Du hast heute schon sehr viel über die Zwischenwelt erfahren.“
„Mag sein, aber wenn ich die Zusammenhänge begreifen will, muss ich auch über die Wesen Bescheid wissen, die in ihr leben.“
Er warf die Eierschalen in den Mülleimer. „Dann frag mich. Ich würde behaupten, dass ich mich recht gut auskenne“, gab er zurück, während er die Schublade vor ihm nach einem Schneebesen durchforstete.
„Der Incubus ist ein männlicher Dämon. „Gibt es auch eine weibliche Form?“
„Ja, das sind die Succubi“, rief er gegen das Klappern des Schneebesens an.
„Wurden sie auch von den Hauptdämonen erschaffen?“
„Nicht direkt.“ Alexander hielt in seinem Tun inne. Er wandte sich zu ihr um.
„Was ist?“, wollte sie wissen, als sie seinen irritierten Gesichtsausdruck sah.
„Doro, eine Succubus erschafft sich selbst.“
„Wie bitte?“
Alexander wirkte immer noch erstaunt. „Du hast wirklich keine Ahnung“, murmelte er. Es klang mehr nach einer verblüfften Feststellung, als nach einer Frage, die an sie gerichtet war. Doro schüttelte trotzdem den Kopf.
Er legte den Schneebesen bei Seite und wischte seine Hände an dem Geschirrtuch ab, das neben ihm auf der Arbeitsfläche lag. „Setz dich“, sagte er leise.
„Warum?“
„Weil ich dich darum bitte“, er holte tief Luft. Ihm war anzusehen, dass ihm das nachfolgende Thema unangenehm war. „Vermutlich ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, an dem du mehr über dein wahres Schicksal erfahren solltest.“ In Alexanders Augen zeigte sich wieder ein goldenes Glühen.
Ihre Glieder fühlten sich plötzlich steif und
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