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Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Titel: Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Reiff
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habe ich keinen Zweifel.“ Maar lächelte erneut, aber es war kein freundliches Lächeln. Es war süffisant, abschätzend und überheblich zugleich.
    Die Bedienung brachte einen Capuccino. Sie stellte die weiße Tasse vor Maar ab. Er bedankte sich; die junge Frau eilte zu den Gästen am Nebentisch.
    „Was für ein Historiker sind Sie?“, fragte Eric.
    „Ich habe mich auf die Dämonologie spezialisiert.“ Maar nippte an der dicken Schicht Milchschaum auf seiner Tasse. „Wie sieht es mit Ihnen aus? Was machen Sie beruflich?“
    „Ich betreibe einen Reitstall“, Eric sah auf seine Armbanduhr, „Und genau da muss ich jetzt auch wieder hin.“
    Eric legte das Geld für die Getränke auf den Tisch und stand auf. Einen Moment lang sah er Doro unentschlossen an. Er öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, dann sog er in einem tiefen Atemzug geräuschvoll die Luft in seine Lungen.
    Sie kannte Eric fast ihr ganzes Leben und sie spürte deutlich, was in ihm vorging. Er liebte sie wie eine eigene Tochter und fühlte sich für sie verantwortlich. Ihm widerstrebte der Gedanke, sie mit diesem Mann allein zurückzulassen, trotzdem bemühte er sich um die nötige Fassung. Sie war eine erwachsene Frau, die ihre eigenen Entscheidungen traf, die er zu akzeptieren hatte, ganz egal, ob sie seinen Wünschen entsprachen.
    Eric trat hinter ihren Stuhl. Er beugte sich über sie und ergriff in einer väterlichen Berührung ihre Schulter. „Bis bald, mein Liebes“, verabschiedete er sich und fügte leise hinzu, „Und gib bitte auf dich Acht.“
    Doro legte ihre Hand auf seine. „Mach´ ich, Eric“, gab sie zurück. Wenige Augenblicke später war Erics hochgewachsene Gestalt im Stadtpark verschwunden.
    Alexander Maar beobachtete sie über den Rand seiner Tasse. Das Angriffslustige war aus seinen Augen gewichen, stattdessen lag nun etwas Sanftes, fast Zärtliches in ihnen. Er stellte die Tasse ab, ohne den Blick von ihr zu wenden.
    „Hätten Sie etwas dagegen, mir die Stadt zu zeigen?“, fragte er.
    Doro schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Aber erwarten Sie nicht zu viel. Kirchbronn ist ein ziemlich verschlafenes Nest und die Sehenswürdigkeiten sind überschaubar.“
     
    Eine knappe Stunde später war die Stadtführung beendet. Sie hatte Alexander die Altstadt mit dem historischen Rathaus, den Marktplatz und die am Rand des Städtchens gelegene und noch aus gotischen Zeiten stammende Kirche gezeigt. Vor ihnen lag der Stadtpark in der herbstlichen Nachmittagssonne und tauchte das Laub der Bäume in intensiv leuchtende Rot- und Gelbtöne. Schweigend gingen sie den gekiesten Weg entlang. Immer wieder blieben sie stehen und tauschten ein Lächeln oder einen Blick.
    An der alten überdachten Holzbrücke, die über die Steinach hinweg zum Parkplatz führte blieb Alexander stehen. Er nahm Doros Hände und führte sie zu einem angedeuteten Handkuss an seine Lippen.
    „Danke für den schönen Nachmittag, Doro“, sagte er leise, „Ich darf doch Doro sagen.“
    Sie nickte. „Mir wäre es sowieso lieber, wenn wir uns duzen würden. Frau Bergmann klingt irgendwie steif.“
    „Gern. Ich heiße Alex.“ Er gab ihre Hände frei.
    „Es war wirklich schön heute… und ich würde mich freuen, wenn…“, brach sie mutlos ab.
    „Wenn wir uns wiedersehen würden?“, vollendete Alexander ihren Satz.
    Doro nickte abermals.
    Er strich eine der kastanienbraunen Strähnen hinter ihr Ohr. „Du weißt, wo ich wohne und meine Tür steht dir zu jeder Zeit offen“, entgegnete er.
     
    Spätabends lag sie grübelnd in ihrem Bett. Eigentlich gab es nach diesem Nachmittag für sie genügend Gründe, glücklich zu sein, aber sie war es nicht. Denn auch dieses Treffen mit Alexander Maar hatte einen bitteren Beigeschmack hinterlassen. Nein, es war viel schlimmer, es nährte die Unzufriedenheit in ihr. Bis zu dem Tag des Interviews war sie davon überzeugt gewesen, sie habe sich mit ihrem Leben in seiner jetzigen Form arrangiert. Jetzt gewann sie zunehmend den Eindruck, dass es da draußen noch mehr gab. Der Job bei der Zeitung konnte für sie nicht das Ende ihrer beruflichen Laufbahn bedeuten, bestenfalls war er eine Zwischenstation. Das Gleiche galt für Kirchbronn mit seinem altmodischen Kleinstadtmief. Bereits vor mehr als zwanzig Jahren war der Fortschritt in dem Ort Stück für Stück zum Erliegen gekommen. Nichts hatte sich im Laufe der letzten Jahre in einem angemessenen Maß weiterentwickelt und jetzt nagte an allen Ecken der

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