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Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Titel: Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Reiff
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Verfall. Und anstatt das eigene Schicksal in die Hand zu nehmen, verharrten die Bürger in ihren althergebrachten Verhaltensmustern. Sie lamentierten, bezweifelten den Sinn von Neuerungen und scheiterten am Ende an sich selbst. Und wenn sie, Doro, objektiv in sich hineinhörte war sie keinen Deut besser. Denn bislang hatte auch sie nichts unternommen, um sich von den Strukturen zu lösen, die ausschließlich ihren Selbstzweifeln Halt gaben. Wie die Anderen zog sie es vor, lieber alles beim Alten zu belassen.
    Die Konsequenzen ihres Unfalls hatten sie in eine Lethargie gestürzt, die hartnäckig an ihr haftete. So sehr sie sich auch bemühte, sie wurde das Gefühl nicht los, minderwertig und nutzlos zu sein. In einem Satz gesagt: Der Unfall hatte jedes Selbstvertrauen in ihr zerstört. Aber, wenn tatsächlich in Kürze einschneidende Veränderungen beim Boten anstanden, dann musste sie wieder anfangen, Vertrauen in sich selbst zu setzen. Immerhin hatte ihr Heyder einen Job angeboten. Wie ernst diese Offerte war, musste sich noch herausstellen. Aber vielleicht war es ihre einzige Chance. Von einem Moment auf den anderen schien sich plötzlich erneut ihr Leben zu ändern, bloß leider fragte sie keiner, ob sie diese Veränderungen auch tatsächlich wollte. Wahrscheinlich würde ihr am Ende gar keine andere Wahl beleiben. Doro fiel in einen unruhigen Schlaf, in dem sich ihre ohnehin schon konfusen Gedanken zu den aberwitzigsten Träumen aufschaukelten. Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte, war für sie das monotone Alarmsignal, zum ersten Mal in ihrem Leben, eine Erlösung.
     
    Gelal hatte Doro gegen zwei Uhr mit ihren Träumen allein gelassen. Er versuchte so gut es ging ihren Schlaf schützen, doch nun brauchte er Nahrung. Noch einmal war er zu dem Haus am Berghang zurückgekehrt. Er stand in der Mitte des Zimmers und betrachtete das leere Bett. Sie hatten die Kleine fortgebracht. Mehr als zwei, höchstens drei Heimsuchungen, hätte sie ohnehin nicht mehr geschafft. Sie war am Ende ihrer Kräfte gewesen. Die Gefühle von Trägheit, Furcht und Neid hatten bei ihr mittlerweile soweit die Oberhand gewonnen, dass ihm ihre Emotionen immer weniger bekamen. Trotzdem war sie ein angenehmes Opfer gewesen, denn sie hatte ihm zu keinem Zeitpunkt ernsthaft Widerstand geleistet. Jetzt war sie bereit für die Zweiundsiebzig . Nun war es ihre Aufgabe zu entscheiden, was mit ihrer jungen, gefallenen Seele passieren sollte. Er hatte seine Pflicht erfüllt und musste sich neue Nahrungsquellen erschließen. Seine feine Nase hatte ihn erneut in das Haus der Kleinen geführt. Der sinnliche Duft kam aus einem Zimmer, das sich auf demselben Stockwerk befand. Gelal folgte der Witterung über den nächtlichen Flur. Der Wohlgeruch wurde stärker. Im Vergleich zu dem reinen, unschuldigen Duft der Kleinen, hatte dieser etwas Verbotenes an sich. Denn er war süß, schwer und wirkte durch seine Intensität irritierend auf seine sensiblen Sinne. Er verharrte einen Moment vor einer doppelflügeligen Tür am Ende des Ganges und lauschte. Nicht das leiseste Geräusch regte sich in der Villa. Um ihn herum herrschte nichts, außer nachtschwarzer Stille. In diesem Augenblick hätte er gefahrlos seine wahre Gestalt annehmen können, doch er zögerte. Ohne Körper war er zwar nicht in der Lage, Türen oder Fenster zu öffnen oder Gegenstände zu bewegen, aber dafür gelangte er mühelos durch die schmalsten Spalten und Ritzen.
    Gelal trat an das Ende des Bettes. Er schloss die Augen. Atemzug um Atemzug offenbarte sich ihm, wovon sein nächstes Opfer träumte. Die Mutter der Kleinen war eine ausgesprochen gut aussehende Frau. Sehr groß, sehr schlank, sehr blond. Vielleicht waren ihre Geschichtszüge ein wenig zu herb, um sie schön zu nennen, aber er würde seinen Spaß mit ihr haben. Der Mann, der neben ihr lag, wälzte sich rastlos von einer Seite auf die andere. Einen Augenblick lang befürchtete Gelal, er könne aufwachen. Doch der Mann schlief weiter. Er war ebenfalls groß, wobei sein, mit einem dunklen Seidenpyjama bekleideter Leib im Vergleich zu seiner Körpergröße schmächtig wirkte. Er war durchaus attraktiv, aber er war nicht der Mann, von demdie große Blonde träumte. Gelal betrachtete die Frau erneut. In ihrem Traum offenbarte sie ihm ihr Geheimnis. Sie hatte einen Liebhaber…
    Kurz vor dem Morgengrauen wendete sich Gelal satt und zufrieden von seinem Opfer ab. Diese Nacht hatte ihm nicht nur leichte, sondern auch reichhaltige

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