Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
noch in einer beiläufigen Geste die Schultern, doch sie fühlte bereits, wie allein bei der Vorstellung, dass Heyder den Boten übernehmen könne, die Kraft aus ihren Gliedern wich.
„Ist dir nicht gut, Süße? Du siehst kreidebleich aus“, Lilles besorgte Hand legte sich über Doros.
„Ich weiß nicht. Irgendwie ist mir flau im Magen. Vielleicht waren es die Muscheln“, gab sie zurück. Im Moment wollte sie bloß noch aus dem Lokal raus.
Die Nacht verbrachte Doro ruhig. Kurz nach dem Zubettgehen war sie in einen traumlosen, aber tiefen Schlaf gefallen, doch mit dem Erwachen am nächsten Morgen, kehrten auch die Schreckgespenster zurück. Seitdem kreisten ihre Gedanken nahezu unablässig um Thomas Heyder. Vielleicht war alles nur ein dummer Zufall. Bestimmt gab es in einer Metropole wie Frankfurt mehr als einen schwarzen Maybach und garantiert auch zahlreiche jung aussehende, dunkelhaarige Männer. Vielleicht war der Interessent überhaupt nicht Heyder. Am Besten hörte sie einfach damit auf, sich selbst etwas vorzumachen.
Der Vormittag war mit mehreren Außenterminen ausgefüllt gewesen und hatte Doro ein wenig abgelenkt. Das änderte sich schlagartig, als sie gegen Mittag in die Redaktion zurückkehrte und eindunkler Maybach direkt vor dem Eingang des Zeitungsgebäudes parkte. Das Kennzeichen trug Heyders Initialen: F-TH 72 . Im Vorbeilaufen fiel ihr Blick durch die Seitenscheibe. Auf dem Beifahrersitz lagen zwei Visitenkarten, eine von Alexander Maar und daneben eine von Thomas Heyder. Ihre Vorahnung schien sich erneut zu bestätigen.
Kurz gab sie sich der aberwitzigen Hoffnung hin, in ihrem Postfach eine Notiz vorzufinden, die sie sofort zum nächsten Termin weiterschickte. Doch statt der ersehnten Nachricht, erwartete sie hinter dem Empfangstresen eine hektische, aber wie immer gut gelaunte Lille, die ihr freudig zwischen zwei eingehenden Anrufen verkündete, dass er heute nochmals bei Sattmann zu Besuch sei. Doros Begeisterung hielt sich in bescheidenen Grenzen. Momentan wünschte sie sich nur, dass es ihr gelang, Heyder aus dem Weg zu gehen. Und wenn sie schon unbedingt auf ihn treffen musste, dann bitte nicht in Lilles Beisein. Zu spät. Sattmanns dröhnende Stimme hallte durch das Treppenhaus und kurz darauf kamen Sattmann und Heyder um die Ecke.
Thomas Heyder verbarg nicht, dass er sie kannte und ging direkt auf sie zu, um sie zu begrüßen. „Guten Tag, Frau Bergmann. Ich hätte nicht erwartet, Sie so schnell wiederzusehen“, sagte er und reichte ihr die Hand.
Doro wollte gerade antworten, aber Sattmann kam ihr zuvor. „Frau Bergmann arbeitet in unserer Redaktion. Sie schreibt unter anderen die Artikel für die Sonderbeilagen.“
„Ich weiß“, entgegnete Heyder, „Ich hatte bereits vor ein paar Tagen das ausgesprochene Vergnügen, Frau Bergmann kennenzulernen.“
„Hier, in der Zeitung?“, wollte Sattmann wissen.
„Nein. Wir haben sozusagen ein Stück des Weges miteinander geteilt.“
Sattmann konnte sein Erstaunen nicht länger unterdrücken. „Ach ja?“, fragte er, während sein Blick neugierig zwischen Heyder und Doro hin und her wanderte.
„Ja“, sagte Heyder knapp und wechselte das Thema, „Ich denke, wir sind uns im Großen und Ganzen einig. Die Feinheiten werden wir in den kommenden Tagen abstimmen. Ich nehme an, das ist in Ihrem Sinn.“
„Natürlich“, antwortete Sattmann.
Heyder verabschiedete sich und verließ das Gebäude. Sattmann kehrte ebenfalls in sein Büro zurück. Doro und Lille waren wieder allein am Empfang.
Lille runzelte nachdenklich die Stirn. „Was war denn das für eine geschwollene Äußerung. Wir haben ein Stück des Weges geteilt. Was meint er damit? Du hast mir doch erzählt, dass er dich lediglich nach dem Weg zur Mühle gefragt hat.“
Warum hatte sie Lille nicht einfach von Anfang an die Wahrheit gesagt. Jetzt musste sie aufpassen, dass sie sich nicht immer tiefer in irgendein wirres Lügengespinst verstrickte. „Wenn du es genau wissen willst“, begann Doro, „Er hat mich zuerst nach dem Weg gefragt und anschließend hat er mir angeboten, mich nach Hause zu fahren. Im Auto sind wir ins Gespräch gekommen, daher weiß er auch, wie ich heiße.“
„Und wieso hast du dann gestern Abend aus der Sache so ein Staatsgeheimnis gemacht?“
„Mir war es peinlich. Heyder ist so gar nicht meine Wellenlänge.“
„Wieso?“
„Weil ich ihn ziemlich schmierig finde.“
Lille grinste. „Dafür ist er von dir, so wie es aussieht,
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