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Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Titel: Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Reiff
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einzuengen und vermittelten ihr das irrsinnige Gefühl, allein, eingesperrt und von der Welt um sie herum abgeschnitten zu sein. Sie brauchte jemanden, mit dem sie sich austauschen konnte. Lille und Eric kamen nicht in Frage. Beide hatten deutlich gezeigt, auf welcher Seite sie standen. Weder Eric noch Lille würden Doros Befürchtungen ernst nehmen, sondern versuchen, Heyders ehernen Absichten auf einen goldenen Sockel zu stellen. Spontan fiel ihr nur ein Name ein, den sie mit einer halbwegs objektiven Meinung über Thomas Heyder in Verbindung brachte und das war Alexander Maar. Zudem schien er auch nicht zu den Charakteren zu gehören, die sich von Typen wie Heyder beeinflussen ließen. Sie nahm ihre Autoschlüssel vom Flurtischchen und verließ ihre Wohnung.
     
    Doro stand oben auf dem podestartigen Treppenabsatz. Sie zögerte, den Türklopfer an der Eichentür in die Hand zu nehmen, denn erste Zweifel blühten in ihr auf, ob es richtig war, hierher zu kommen. Wenn sie noch lange wartete, gewannen diese Gefühle am Ende die Oberhand und sie würde unverrichteter Dinge von hier fortgehen. Sie atmete noch einmal tief durch, dann ergriff sie den schmiedeeisernen Löwenkopf und ließ ihn gegen das dicke Holz des Türblatts prallen. Bereits Sekunden später hörte sie Schritte, die schnell und gleichmäßig eine Treppe heruntereilten.
    Alexander Maar öffnete die Tür. Genau wie am Tag des Interviews, war er auch heute Abend wieder lässig in Jeans und Hemd gekleidet. Die Freude in seinem Lächeln war ehrlich, dennoch schien er nicht sonderlich überrascht von ihrem Besuch.
    „Guten Abend, Doro“, sagte er, nahm ihre Hand und zog sie sanft in den Flur. Nachdem er die Tür hinter ihr ins Schloss gedrückt hatte, nahm er sie in die Arme. Die Wärme seiner Berührung gab ihr Halt. Nach einer Weile löste er sich von ihr und brach die bis dahin herrschende Stille zwischen ihnen. „Was führt dich freiwillig an den schlimmsten Ort, den diese Stadt zu bieten hat?“, wollte er wissen.
    Doro lenkte ihren Blick zu Boden. Sie wollte nicht, dass er sofort in ihrem Gesicht las, dass sie auch seinetwegen hier war. „Hast du einen Moment Zeit für mich?“, fragte sie, „Ich glaube, ich brauche jemanden zum Quatschen.“
    Alexander grinste. „Tun das Frauen für gewöhnlich nicht mit ihrer besten Freundin?“
    „Eigentlich möchte ich dich mehr um einen Rat fragen.“ Sie blickte auf und sah direkt in seine sanften grüngoldenen Augen.
    „Warum kommst du mit deinen Nöten zu einem Wildfremden wie mir?“
    „Herrgott, Alex, wenn ich dich störe, kein Problem, dann bin ich sofort wieder weg.“ Sie machte eine kurze Pause. „Aber deine Meinung ist mir wichtig, es geht um Thomas Heyder.“
    Alexander nickte verständnisvoll. „Lass uns ins Kaminzimmer gehen, da ist es gemütlicher als auf dem Flur.“
     
    Der Raum war annähernd quadratisch und wurde von der imposanten Sandsteinmontur der Kaminumrandung dominiert, die der Tür zum Flur gegenüberlag. Obwohl in dem offenen Kamin nur ein spärliches Feuer flackerte, war das kleine Zimmer von behaglicher Wärme erfüllt. Vor dem Kamin standen zwei ausladende, cognacbraune Ledersessel mit Fußhockern und einem mahagonifarbenen Trommeltisch dazwischen. An der Fensterwand stand eine lange, rehbraune Holztruhe, die einen verblichenen, mit Ornamenten verzierten Namen und die Jahreszahl 1698 trug. Trotz seiner spärlichen Einrichtung, wirkte der Raum einladend, stilvoll und nicht mit Möbeln überfrachtet, wie es Doro schon in anderen Häusern gesehen hatte. In der Wand rechts neben dem Kamin befand sich ein Durchbruch, dessen Breite nahezu die gesamte Fläche einnahm. Er gab den Blick auf einen Salon frei, der mindestens dreimal so groß war wie das Zimmer, in dem sie sich gerade aufhielten.
    Doro wandte sich wieder Alexander zu, der neben einem der Kaminsessel stand. Sie stutzte, als ihr Blick den Trommeltisch streifte, denn auf dem runden Tisch standen zwei Gläser, in die bereits Rotwein eingeschenkt worden war.
    „Hast du Besuch?“, fragte sie.
    „Nein.“
    „Erwartest du jemanden?“
    Er lächelte geheimnisvoll. „Jetzt nicht mehr.“
    Sie sah in erstaunt an. „Soll das heißen, du hast mich erwartet?“
    Alexander setzte sich in den Sessel. „Spielt das irgendeine Rolle?“
    „Nein“, sagte sie leise und nahm zögernd Platz. Die Tatsache, dass er offensichtlich mit ihr gerechnet hatte, stimmte sie nachdenklich. Ganz gleich, was sie tat, er schien stets über ihre

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