Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
verschwand unter ihrem Handtäschchen.
Drei weitere Gänge folgten noch, die aus Cidre Sorbet, Wildhasenrücken in Blätterteig und zum Abschluss aus einer Auswahl verschiedener Dessertvariationen bestanden. Heyder erwies sich als überraschend unterhaltsamer Gesprächspartner und es bereitete ihm ehrliches Vergnügen, einmal abseits der großen Geschäfte, einen zwanglosen Abend zu verbringen. Sie ertappte sich dabei, wie sie innerlich ihr weiteres Vorgehen abwog. Sein Angebot übertraf ihre kühnsten Vorstellungen. Und wenn sie Heyder noch heute Abend zusagte, wäre ihre Situation geklärt gewesen. Nur ein einziger Satz trennte sie von einer sorgenfreien Zukunft und dieser Umstand war verlockend, trotzdem ermahnte sie sich zur Besonnenheit. Im Grunde war es völlig egal, wann sie Heyders Angebot annahm, denn dass sie es tun würde, stand außer Frage. Das wusste sie und das wusste er.
Sie hatten das Dessert beendet. Der Kellner räumte die Teller ab. „Darf ich den Herrschaften noch etwas bringen. Vielleicht einen Digestif oder einen Kaffee?“, fragte er.
Doro warf einen verstohlen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war bereits kurz nach halb Zwölf. Sie winkte höflich ab. „Für mich nicht. Danke. Es ist schon ziemlich spät und…“
„…Sie müssen morgen früh raus“, vollendete Thomas Heyder ihren Satz.
„Genau so ist es“, sie wandte sich an den Kellner, der noch Heyders Antwort abzuwarten schien, „Aber wenn sie so freundlich wären, mir ein Taxi zu rufen.“
Der Mann deutete mit einem kaum wahrnehmbaren Kopfnicken an, dass er ihrer Bitte nachkommen würde. Heyder hielt ihn zurück und sagte: „Wenn ich Ihnen noch einen letzten Gefallen zum Abschluss dieses wunderschönen Abends tun dürfte, dann würde ich Sie sehr gern von meiner Limousine heimbringen lassen.“
„Ich nehme Ihr Angebot an“, entgegnete Doro.
„Welches?“
„Zuerst das des Heimbringens.“ Sie stand auf.
Heyder erhob sich ebenfalls. „Heißt das, Sie nehmen die Assistentinnenstelle an?“
„Vielleicht. Zumindest verspreche ich, gründlich darüber nachzudenken.“ Sie nahm ihre Handtasche und den Briefumschlag vom Platz neben sich.
„Ich begleite Sie noch zum Wagen“, sagte Heyder und hielt ihr galant die Tür auf.
Ihr Weg führte durch das Hotelrestaurant. Die meisten Tische waren schon verwaist und warteten darauf, für das Frühstück am nächsten Morgen eindeckt zu werden. Zuerst war es nur eine vage Eingebung, doch dann drehte Doro ihren Kopf nach links und sah ihn: Alexander Maar. Ihm gegenüber saß die hübsche Rothaarige, die sie vor ein paar Stunden, in der Lounge, mit ihren Blicken demontiert hatte. Die beiden unterhielten sich angeregt; Maar lächelte charmant, während die Rote eindeutige Signale aussendete, um mit ihm zu flirten. Obwohl sie kein Anrecht auf Alexander besaß, versetzte ihr das Beobachten der Szene einen Stich. Heyder hatte Maar ebenfalls entdeckt.
„Kommen Sie“, forderte er Doro auf, „Lassen Sie uns unseren alten Freund begrüßen.“
Noch bevor sie ein Veto einlegen konnte, hielt Heyder bereits auf Alexander Maars Tisch zu. Als Maar sie erblickte, stand er auf und kam ihnen entgegen. Seine Augen wanderten fragend zwischen Heyder und Doro hin und her.
„Doro, Thomas, das ist eine Überraschung“, sagte er. Das Erstaunen über die Begegnung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, wobei sie nicht sagen konnte, worin der größere Teil seiner Verwunderung lag, dass er sie und Heyder gemeinsam sah oder, dass er sie mit ihrem zukünftigen Chef in einem Hotel traf. Vielleicht war es eine Mischung aus beidem.
„Was führt Sie ins Bergschlösschen , wenn ich fragen darf?“, wollte Heyder wissen.
„Oh, nur ein kleines Gespräch über Dämonen. Eigentlich nichts von Bedeutung“, entgegnete Alexander knapp, „Und Sie beide? Ich nehme an, Frau Bergmann hat ein Interview mit Ihnen gemacht?“
„Nein, sie war so nett, mir heute Abend Gesellschaft zu leisten.“
„Verstehe“, murmelte Alexander, rang sich ein gequältes Lächeln ab. Er musterte Doro, als schulde sie ihm eine Antwort. Aber das tat sie nicht. Er hatte sein Leben, sie hatte ihres.
„Haben Sie schon neue Erkenntnisse, was meine Ausgabe des Grand Grimoire betrifft, Alex?“, fragte Heyder.
„Noch nicht, aber ich melde mich in den kommenden Tagen bei Ihnen.“
„Ich bin sehr gespannt und wünsche Ihnen und Ihrer charmanten Begleitung noch einen schönen Abend.“ Heyder machte eine Geste, die Doro
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