Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Titel: Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Reiff
Vom Netzwerk:
ohnehin Zeit, um nachzudenken, wie sie wem die Ereignisse der letzten Tage am glaubwürdigsten verkaufte. Und vor allem wie viel Wahrheit jeder Einzelne ertrug. Eric, Lille, Heyder. Sie zog die Bettdecke bis an die Stirn. Da drunter war es dunkel, weich und warm und hier fühlte sie sich sicher. Ein vager Duft von Alexanders Parfum haftete noch an dem Stoff. Der diffuse Nebel in ihrem Hirn begann sich allmählich zu lichten. Sie hatte mit Alexander geschlafen. Unten, vor dem Kamin, und ein weiteres Mal hier oben… Und es hatte ihr verdammt gut getan.
    „Doro, bist du wach?“ SeineStimme hörte sich durch das Federbett an, als dränge sie durch eine dicke Watteschicht an ihr Ohr. Sie hatte ihn nicht ins Zimmer kommen hören.
    „Mhmh“, verneinte sie in der Hoffnung, er würde den Raum wieder verlassen und ihr noch eine Weile die tröstende Wärme seines Bettes gönnen. Fehlanzeige. Schon im nächsten Augenblick wurde die Daunendecke zurückgeschlagen und sie blickte in Alexanders Gesicht.
    Er hielt ihr ein Wasserglas mit einer sprudelnden, durchsichtigen Flüssigkeit unter die Nase. Der feine, aus dem Glas aufsteigende Dunst hinterließ einen kribbelnden Film auf ihrem Gesicht.
    „Hier, trink“, sagte er. Seine unschlüssig hochgezogenen Augenbrauen zeigten, dass er noch überlegte, ob er sie bedauern oder belächeln sollte.
    Mit einem Zögern nahm sie das Glas entgegen. „Was ist das?“
    „Aspirin. Trink´s aus und dann komm runter. Es gibt gleich Frühstück.“ Er wandte sich in Richtung Tür. Unter dem Türahmen blieb er stehen, grinste und sagte: „Einen Morgenmantel findest du im Bad.“
    „Wie spät ist es?“
    „Viertel vor Acht.“
    „Danke“, stieß sie unter einem resignierenden Seufzer hervor.
    „Magst du Spiegeleier?“
    Sie nickte nur.
    „Also dann, bis gleich“, verabschiedete ersich und ließ sie allein. Mit ihrem sprudelnden Glas, mit ihren Gedanken und mit sich selbst.
    Doro trank den ersten Schluck. Das Zeug schmeckte jedes Mal aufs Neue ekelhaft. Ganz egal, in welcher Menge Wasser man die Tabletten auflöste. Sie überwand sich, nach dem ersten zaghaften Zug, sofort den Rest hinterher zu kippen und nicht eher abzusetzen, bis das Glas leer war. Die Kohlensäure brachte sie zum Aufstoßen und den medizinischen Geschmack zurück in ihren Mund. Ein angewidertes Schütteln erfasste ihren Körper, dann war sie bereit. Nicht für den Tag, aber zumindest um aufzustehen. Und auch ihr Entschluss stand weiterhin fest, heute nicht in die Redaktion zu gehen. Sie durchwühlte ihre Handtasche, die neben dem Bett stand, nach ihrem Handy.
     
    Eigentlich sollte es nur ein kurzer Anruf werden, in dem Doro ihrer Freundin mitteilte, dass es ihr augenblicklich gar nicht gut ging. Doch Lille reagierte völlig anders, als erwartet. Nach einer Sekunde irritierten Schweigens, appellierte sie an Doros Pflichtbewusstsein und erinnerte sie vehement an ihr Vorstellungsgespräch am heutigen Nachmittag. Wobei mahnende Zeigefinger zwischen Lilles Worten, der ihr befahl, doch noch in Büro zu kommen nicht zu überhören war. Doro musste etwas unternehmen, bevor Lille sie in eine ebenso endlose wie fruchtlose Diskussion verstrickte, denn augenblicklich brachte sie es einfach nicht übers Herz Lille zu sagen, dass sie bereits seit gestern Nachmittag einen neuen Job bei Heyder hatte.
    „Mein Gespräch hat sich um einen Tag verschoben und ich möchte fit sein, wenn ich mit Heyder spreche“, log sie schließlich.
    Lille gab sich mit dieser Antwort zufrieden. Doro wünschte ihr noch viel Glück für ihr Bewerbungsgespräch und legte auf. Selbst wenn ihr das Lügen nach wie vor keinen Spaß machte, so bemerkte sie, dass ihr die Ausreden mittlerweile erstaunlich leicht über die Lippen kamen. Eine Feststellung, die sie zunehmend erschreckte, deshalb sollte künftig damit Schluss sein. Ab Montag nächster Woche brach für sie eine neue Lebensphase an, mit neuen Möglichkeiten und vor allem mit einer neuen Dorothea Bergmann. Spätestens dann musste sie reinen Tisch machen.
     
    Doro ging ins Badezimmer. Sie wusch sich, putzte ihre Zähne und versuchte unter den eingeschränkten Möglichkeiten, die ihr zur Verfügung standen, einen ansehnlichen Menschen aus sich zu machen. Die gemeinsame Nacht mit Alexander war nicht geplant gewesen, sonst hätte sie sich besser auf den nächsten Morgen vorbereitet und wenigstens die notwendigsten Schminkutensilien eingepackt.
    Sie begutachtete den Bademantel, den Alexander für sie

Weitere Kostenlose Bücher